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Seit das Thema
Umweltschutz ins gesellschaftliche Problembewusstsein selbst
systemtreuer Bevölkerungsgruppen gerückt ist, wird von
einem neuen »grünen Kapitalismus« gesprochen,
der die Wunden der Natur nicht nur heilen, sondern gar dem
herrschenden Wirtschaftssystem neuen konjunkturellen Schub
verleihen soll. Klimawandel, Vergiftung der Meere und
Trinkwasserressourcen, zunehmendes Artensterben, Verlust der
Biodiversität sowie die Ausbreitung umweltbedingter
Erkrankungen sind jedoch von jenem Wirtschaftssystem verursacht,
um dessen Erhaltung es den Propheten des »grünen
Kapitalismus« geht. Solange die kapitalorientierte
Verwertung der Natur im Interesse einer kleinen Gruppe von
Produktionsmittelbesitzern nicht überwunden wird, kann es
keinen nachhaltigen Umgang mit der Natur und ihren Ressourcen
geben. (Aus der Verlagsankündigung)
„Schmeicheln
wir uns indes nicht zu sehr mit unseren Siegen über die
Natur. Für jeden solchen Sieg rächt sie sich an uns.
Jeder hat in erster Linie zwar die Folgen, auf die wir gerechnet,
aber in zweiter und dritter Linie hat er ganz andere,
unvorhergesehene Wirkungen, die nur zu oft jene ersten Folgen
wieder aufheben.“ – Mit diesem Zitat von Friedrich
Engels beginnt das Buch, und es enthält auch noch ein paar
andere Zitate und Formulierungen, an denen man erkennt, dass es
von „Sozialisten“ geschrieben ist – das könnte
abschrecken. Doch der Sozialismus, der hier propagiert wird,
distanziert sich von den alten zentralistisch-bürokratischen
Modellen und verbündet sich mit der Ökologie ebenso wie
mit einer Demokratie, „in der die Bürokratie in Schach
gehalten wird und die Macht über die Produktion und die
Politik wirklich bei den Menschen und ihren Gemeinschaften
liegt.“ (S. 135)
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Seite
13: Die Schädigung der
Umwelt ist kein Phänomen der heutigen Zeit, sondern sie ist
in der gesamten Geschichte aufgetreten – mit gravierenden
Folgen für eine Reihe antiker Zivilisationen, besonders für
Mesopotamien und die Maya-Kultur.Beide erlitten größere
Zusammenbrüche, die vermutlich ökologische Ursachen
hatten. Probleme mit Entwaldung, Bodenerosion und Versalzung
bewässerten Böden zogen sich durch die ganze Antike.
(…) Die Neuzeit unterscheidet sich davon jedoch insofern,
als wir viel zahlreicher geworden sind und einen größeren
Teil der Erde besiedeln; wir haben Technologien, die viel
größeren Schaden anrichten können, und das
wesentlich rascher; und wir haben ein Wirtschaftssystem, das
keine Grenzen kennt. Die Schäden, die heute angerichtet
werden, sind so umfassend, dass sie nicht nur lokale und
regionale Ökosysteme zerstören wie in früheren
Zivilisationen, sondern die Umwelt des gesamten Planeten in
Mitleidenschaft ziehen und das Überleben der meisten Arten
bedrohen, uns selbst eingeschlossen. Es gibt daher
wissenschaftlich fundierte Gründe, sich über die
rasante weltweite Umweltzerstörung unserer Zeit Sorgen zu
machen.
Seite 37: Das
Wirtschaftssystem, das diesen Planeten bis fast in den letzten
Winkel dominiert, ist der Kapitalismus. Für die meisten von
uns ist er so sehr Teil unseres Lebens, das er so unsichtbar ist
wie die Luft die wir atmen. Wir nehmen ihn so wenig war, wie die
Fische das Wasser wahrnehmen, in dem sie schwimmen. Der Ethik,
Anschauung und den inneren Werten des Kapitalismus passen wir uns
an; sie prägen uns seit unserer Kindheit. Unbewusst lernen
wir, dass Gier, Ausbeutung von Arbeitern und Konkurrenz (unter
Menschen, Unternehmen, Ländern) nicht nur akzeptabel,
sondern sogar gut für die Gesellschaft sind, da sie der
Wirtschaft helfen, „effizient“ zu funktionieren. Die
meisten von uns sind mit dem Kapitalismus so verwachsen, dass sie
sich dessen kaum bewusst sind.
Seite
38: Kurz gesagt, ist Kapitalismus
ein ökonomisches und soziales System, in welchem sich die
Eigentümer von Kapital (Kapitalisten) den Mehrwert der
Produktion aneignen, der von den direkten Produzenten (Arbeitern)
erzeugt wurde. Dies führt zur Akkumulation von Kapital –
Investment und Anhäufung von Wohlstand – bei den
Eigentümern. Die Produktion nimmt die materielle Form der
Herstellung von Waren für einen Markt an mit dem Ziel,
Profit zu erzeugen und Akkumulation zu fördern. Die
Individuen verfolgen in diesem Prozess ihr Eigeninteresse und
werden nur durch die Konkurrenz untereinander und die
unpersönlichen Kräfte des Marktes reguliert.
Seite
39: Die Verfechter des
Kapitalismus behaupten, dass der das Ganze antreibende Egoismus
das System höchst effizient und überaus gerecht mache.
Das ist offenkundig falsch. Kapitalismus ist planlos und
anarchisch, einmal einem dahintreibenden Boot ähnelnd, ein
anderes Mal einem heranrasenden Zug. Sozialstandards und
Kontrollen befinden sich auf niedrigem Niveau. Zwangsläufig
hat die Produktion und Distribution von Gütern und
Dienstleistungen daher viele unbeabsichtigte Konsequenzen.
Führende Ökonomen nennen dies „Externalitäten“
– Begleiterscheinungen eines im Grunde jedoch vernünftigen
und sozialverträglichen Systems. Dazu gehören die
Wasser- und Luftverschmutzung, die Verseuchung des Bodens, das
Wohlstandsgefälle, ausgedehnte Perioden hoher
Arbeitslosigkeit und das Unvermögen, die existenziellen
Grundbedürfnisse aller Menschen zu erfüllen.
Externalitäten entstehen, weil sie strukturell von den
ökonomischen Kosten und den Profiten des Systems
ausgeschlossen werden, obwohl sie volkswirtschaftliche und
ökologische Kosten darstellen. Der Ökonom K. William
Kapp drückt es so aus: „Der Kapitalismus muss in der
Tat als eine Wirtschaft der unbezahlten Kosten bezeichnet werden;
‚unbezahlt‘, weil ein wesentlicher Teil der
wirklichen Produktionskosten nicht in die Kalkulationen der
Unternehmungen eingeht; stattdessen werden die Kosten auf
Drittpersonen oder die Gesellschaft als Ganzes abgewälzt.“
Seite
75: Der Kapitalismus führt zum Verlust der
Verbindung mit der Natur, den Mitmenschen und der Gemeinschaft.
Die von diesem System geförderte Kultur der Ichbezogenheit
und des Konsums bringt es mit sich, dass die Menschen ihren engen
Bezug zur Natur verlieren – die in erster Linie als Fundort
von Substanzen betrachtet wird, mit denen sich die Ausbeutung
anderer Menschen und anderer Gemeinschaften steigern
lässt.
Seite 76 ff: Ideologisch
basiert der Kapitalismus auf der Behauptung, dass jeder oder
jede, der seine oder ihre eigenen Interessen verfolgt (Gier), zum
Wohl des allgemeinen Interesses und des Wachstums handelt. (…)
Anders gesagt: die individuelle Gier hält das System in
Betrieb, und die Befriedigung menschlicher Bedürfnisse ist
ein bloßes Nebenprodukt. (...) Die Einstellungen und
Sitten, die für das reibungslose Funktionieren eines solchen
Systems ebenso wie für den Einzelnen zum Gedeihen in einer
derart gewinnorientierten Gesellschaft notwendig sind –
Gier, Individualismus, Konkurrenzdenken, Ausnutzung anderer und
Materialismus – werden den Menschen von Schulen, Medien und
Arbeitsumfeld laufend eingeimpft. (…) Die Vorstellung von
Verantwortung gegenüber anderen und der Gemeinschaft
erodiert unter so einem System.
Seite
116: Tatsache ist, dass die
großen Umweltprobleme, denen wir gegenüberstehen –
und von denen der Klimawandel nur eines ist – nicht mit
technologischen oder marktwirtschaftlichen Mitteln gelöst
werden und zugleich die bestehenden sozialen Beziehungen intakt
bleiben können. Ein Wandel in den sozialen Beziehungen wird
vielmehr am dringendsten gebraucht: in der Gemeinschaft, in
Kultur und Wirtschaft, in unseren Beziehungen untereinander als
Menschen und unserem Verhältnis zu unseren Planeten. Mit
anderen Worten: Nötig ist eine ökologische
Revolution.
Seite 129: Der
Übergang zu einer ökologischen und demokratischen
Wirtschaft wird schwierig sein und nicht über Nacht
geschehen. (...) Es wird eher ein dynamischer, facettenreicher
Kampf für einen neuen Gesellschaftsvertrag und ein neues
Produktionssystem sein. Der Kampf richtet sich letztlich gegen
das System des Kapitals. Beginnen muss er jedoch, indem
man sich der Logik des Kapitals widersetzt und versucht,
im Hier und Jetzt in den Nischen des Systems einen neuen sozialen
Metabolismus zu erschaffen, der in Egalitarismus, Gemeinschaft
und einer nachhaltigen Beziehung zur Erde wurzelt. Die Grundlage
für eine nachhaltige menschliche Entwicklung muss aus dem
Inneren des vom Kapital dominierten Systems kommen, ohne
jedoch ein Teil davon zu sein, genau so wie die Bourgeoisie
aus den Poren der feudalistischen Gesellschaft selbst aufstieg.
Letzten Endes können diese Initiativen stark genug werden,
die Basis für eine neue revolutionäre Bewegung und
Gesellschaft zu bilden.
Seite 134
f: Wir brauchen neue Vorstellungen davon, was
realisierbare, postkapitalistische Gesellschaften konstituiert –
zusammen mit einer Bewegung, die zum Ziel hat, einen
vernünftigen, wirtschaftlich und sozial gerechten
Stoffkreislauf zwischen Mensch und Umwelt zu etablieren. Diese
Art von sozialistischer Gesellschaft, die im 21. Jahrhundert
voranschreitet, unterscheidet sich deutlich von den früheren
fehlgeschlagenen Versuchen des Übergangs zu
postkapitalistischen Systemen. Revolutionen im 20. Jahrhundert
entstanden typischerweise in relativ armen, wenig entwickelten
Ländern, die schnell isoliert und kontinuierlich von anderen
Staaten bedroht wurden. In diesem frühen Stadium der Revolte
gegen den Kapitalismus wurden postrevolutionäre
Gesellschaften letztendlich für gewöhnlich höchst
bürokratisch, und eine Minderheit in staatlicher
Verantwortung regierte de facto den Rest der Gesellschaft. Viele
der hierarchischen Beziehungen, die den kapitalistischen
Produktionsprozess charakterisieren, wurden übernommen (…).
Die Arbeiter blieben proletarisiert; die Produktion wurde
ausgeweitet um der Produktion willen. Wirkliche soziale
Verbesserungen existierten nur allzu oft Seite an Seite mit
extremen Formen sozialer Unterdrückung. (...) Revolutionen
im frühen 21. Jahrhundert gehen immer noch vorwiegend von
den armen Ländern der Peripherie aus. Sie müssen sich
gegen enorme, scheinbar unüberwindbare Widerstände zur
Wehr setzen und gleichzeitig gegen Imperialismus,
Unterentwicklung und Umweltzerstörung kämpfen. Dennoch
haben sich die Bedingungen in vieler Hinsicht verändert. Es
gibt zunehmend Versuche – zum Beispiel in Venezuela,
Bolivien und Kuba (nach 1991) – eine neue Gesellschaft mit
substantieller Gleichheit, menschlicher Freiheit und ökologischer
Nachhaltigkeit aufzubauen.
Seite
136: Wir müssen erkennen,
dass wir als Menschen ein Teil der Natur sind und nicht etwas von
ihr Getrenntes. Die Ausbeutung der Natur in der kapitalistischen
Gesellschaft hat ihre Wurzeln in der Ausbeutung der Arbeitskraft.
Die Bildung einer Gemeinschaft mit der Natur – als eine
Form der Achtung vor der natürlichen Welt – ist
essenziell für das Schmieden einer egalitären
menschlichen Gemeinschaft.
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