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Talking South Africa Bluhs
© Text: Ernst Weeber (1995); Melodie: Bob Dylan, Talking World War III Blues


Kemmts zura, Leut, d'Musik fangt o!
Jetzt werds ernst, und ois der steh i da!
Hörts auf zum Ratschen, setzts euch hi
und schauts alle zu mir her, denn i
möcht eure Gsichter sehn.
Jetzt kimmt mei ganz spezieller talking blues,
von Angesicht zu Angesicht.

Von meim Schmerz möcht i redn, von meiner Hoffnung aa,
von starke Liada und der Freiheit in Südafrika.
I möcht auf koan Fall a Schwarzmaler sei.
Trotzdem schau i manchmoi in a Zeitung nei;
dann suach i mir de guatn Nachrichten raus.
Es is ja wirklich net so daß in unsera Welt bloß no schlimme Sachen passiern.

Doch d'Hoffnung bewahrn is gar net so leicht
wenn di oa Schreckensmeldung nach der andern erreicht;
i muaß mi beherrschn, daß i koan Zorn einibring
und vom Kriag, von Elend und Armut sing,
von Gewalt- und Willkürherrschaft,
von Korruption und Vetternwirtschaft,
von Faschismus und Chauvinismus, Folter, ethnische Säuberungen
und andere sogenannte humanitäre Katastrophen.

Und scho samma alle deprimiert.
A Zeitung gibt net vui her für a Liad
des d'dir zum Fei'rabend ohörn magst
und bei demsd'net d'Fäust in de Taschen vergrabst;
a Liad, des dir guat tuat, a Liad, des di aufbaut,
a Liad, des dir sagt: du bist OK,
a Liad, des dir sagt: dei Nachbar is aa OK, aa wenn er so anders is,
a Liad, des dir sagt: trotz allem, mitanander pack ma's!

Wenn ma solchene Liada habn wolln
müaß mas scho von woanders herholn.
Dann müaß ma ganz anders in d'Welt neischaun
und uns mit de ganz andern reden traun.
Mia habn so vui Ausländer in unserm Land, überall laufns dir übern Weg
– des is doch die Gelegenheit

Es reicht net, wenn mia d'Welt bloß durchn Fernseher sehng
und dabei bewegungslos im Fernsehsessel liegn.
Zuversicht und Hoffnung braucht net bloß aan Verstand,
braucht Courage und Herz und a tatkräftige Hand.
Manchmoi brauch i des Beispiel von oam, der stärker is ois i.
Manchmoi brauch i aan wirklich guatn Freund.
Manchmoi brauch i a Hoibe Bier, und dann no oane.

A Zeitlang hat bei mir überhaupt nix mehr gnützt.
Da hat mir mei Schicksal aan Arschtritt versetzt,
und der hat g'sessn, dees muaß i sagn,
i bin bis Südafrika abigflogn!
A Land, ziemlich genau zwischen Erster und Dritter Welt,
a Land, ziemlich genau am Rand von aam Bürgerkriag, zu dera Zeit.
Net grad a Urlaubsland zu dera Zeit.

De Politik in deem Land war bluadig verfahrn;
allmählich kimmts raus, wer de Drahtzieher warn!
Aber dort hab i gspannt, daß dort Sachn gschehng,
dee bei uns net in der Zeitung stehn.
I hab gsehn, wia si Schwarze und Weiße bei de Händ gnomma
und a Menschenkette gebildet habn: „Versöhnung statt Vergeltung!“ hats ghoaßn,
und unzählige Leut in der ganzen Stadt habn si des kloane blaue Zeichen der Gewaltlosigkeit ogsteckt.
Und i hab ghört wias gsunga habn:
Freedom is comming tomorrow!
Freedom is comming tomorrow!

Da is net lang gjammert oder mies gmacht wordn;
dee Liada habn einfach heraufbeschworn
was d'Freiheit braucht außerm Verstand:
Courage und Herz und a tatkräftige Hand.
Aber i brauch immer no manchmoi des Beispiel von oam, der mehra Schneid hat ois i.
Es gibt übrigens aa in Südafrika a ganz a guats Bier zum trinken.

Aber starke Liada gibts net bloß in Südafrika,
dee gibts überoi und bei uns aa.
Und mia brauchan starke Liada wia de da unten, bis
d‘Apartheid weltweit überwunden is!