Kemmts
zura, Leut, d'Musik fangt o! Jetzt werds ernst, und ois der
steh i da! Hörts auf zum Ratschen, setzts euch hi und
schauts alle zu mir her, denn i möcht eure Gsichter
sehn. Jetzt kimmt mei ganz spezieller talking blues, von
Angesicht zu Angesicht.
Von
meim Schmerz möcht i redn, von meiner Hoffnung aa, von
starke Liada und der Freiheit in Südafrika. I möcht
auf koan Fall a Schwarzmaler sei. Trotzdem schau i manchmoi
in a Zeitung nei; dann suach i mir de guatn Nachrichten raus.
Es is ja wirklich net so daß in unsera Welt bloß
no schlimme Sachen passiern.
Doch
d'Hoffnung bewahrn is gar net so leicht wenn di oa
Schreckensmeldung nach der andern erreicht; i muaß mi
beherrschn, daß i koan Zorn einibring und vom Kriag,
von Elend und Armut sing, von Gewalt- und Willkürherrschaft,
von Korruption und Vetternwirtschaft, von Faschismus und
Chauvinismus, Folter, ethnische Säuberungen und andere
sogenannte humanitäre Katastrophen.
Und
scho samma alle deprimiert. A Zeitung gibt net vui her für
a Liad des d'dir zum Fei'rabend ohörn magst und bei
demsd'net d'Fäust in de Taschen vergrabst; a Liad, des
dir guat tuat, a Liad, des di aufbaut, a Liad, des dir sagt:
du bist OK, a Liad, des dir sagt: dei Nachbar is aa OK, aa
wenn er so anders is, a Liad, des dir sagt: trotz allem,
mitanander pack ma's!
Wenn
ma solchene Liada habn wolln müaß mas scho von
woanders herholn. Dann müaß ma ganz anders in
d'Welt neischaun und uns mit de ganz andern reden traun. Mia
habn so vui Ausländer in unserm Land, überall laufns
dir übern Weg – des is doch die Gelegenheit
Es
reicht net, wenn mia d'Welt bloß durchn Fernseher sehng
und dabei bewegungslos im Fernsehsessel liegn. Zuversicht
und Hoffnung braucht net bloß aan Verstand, braucht
Courage und Herz und a tatkräftige Hand. Manchmoi brauch
i des Beispiel von oam, der stärker is ois i. Manchmoi
brauch i aan wirklich guatn Freund. Manchmoi brauch i a Hoibe
Bier, und dann no oane.
A
Zeitlang hat bei mir überhaupt nix mehr gnützt. Da
hat mir mei Schicksal aan Arschtritt versetzt, und der hat
g'sessn, dees muaß i sagn, i bin bis Südafrika
abigflogn! A Land, ziemlich genau zwischen Erster und Dritter
Welt, a Land, ziemlich genau am Rand von aam Bürgerkriag,
zu dera Zeit. Net grad a Urlaubsland zu dera Zeit.
De
Politik in deem Land war bluadig verfahrn; allmählich
kimmts raus, wer de Drahtzieher warn! Aber dort hab i
gspannt, daß dort Sachn gschehng, dee bei uns
net in der Zeitung stehn. I hab gsehn, wia si Schwarze und
Weiße bei de Händ gnomma und a Menschenkette
gebildet habn: „Versöhnung statt Vergeltung!“
hats ghoaßn, und unzählige Leut in der ganzen
Stadt habn si des kloane blaue Zeichen der Gewaltlosigkeit
ogsteckt. Und i hab ghört wias gsunga habn: Freedom
is comming tomorrow! Freedom is comming tomorrow!
Da
is net lang gjammert oder mies gmacht wordn; dee Liada habn
einfach heraufbeschworn was d'Freiheit braucht außerm
Verstand: Courage und Herz und a tatkräftige Hand. Aber
i brauch immer no manchmoi des Beispiel von oam, der mehra
Schneid hat ois i. Es gibt übrigens aa in Südafrika
a ganz a guats Bier zum trinken.
Aber
starke Liada gibts net bloß in Südafrika, dee
gibts überoi und bei uns aa. Und mia brauchan starke
Liada wia de da unten, bis d‘Apartheid weltweit
überwunden is!
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