|
|
Die
Idee wurde zum Ende des Sommers 2001 geboren: die frisch
renovierte Mehrzweckhalle des Steinhöringer
Betreuungszentrums gehörte würdig eingeweiht, auch von
uns Songpoeten – darüber waren sich die beiden
BZ-Mitarbeiter Rudi Baumann und Ernst Weeber sofort einig. Und
was schwebte ihnen dabei vor? Die Anglo-Amerikaner nennen es
„hootenanny“ und meinen damit „a meeting of
folk singers, as for public entertainment“. Also ein
Treffen von Volkssängern. Wie ist das in Steinhöring
umzusetzen? Als boarischer Hoagascht? Nun, wenn Rudi Baumann und
Ernst Weeber sich der Sache annehmen, dann wird eher ein
bayrisch-amerikanischer Hoagascht daraus, und andere
weltmusikalische Bereicherungen werden willkommen geheißen.
Jedenfalls geht es aber um Lieder, solche zum Zuhören, und
die müssen gar nicht besonders laut daherkommen. Als eine
herbstliche Ergänzung des sommerlichen Open-Air-Festivals,
wie es alljährlich auf BZ-Boden stattfindet, als ein mehr
nach innen zielendes, bayrisch-weltaufgeschlossenes Song-Festival
ist sie gedacht, diese „Nacht der Lieder“.
|
|
Sie
fand statt in den Jahren 2001, 2003 und 2004.
|
|
|
|
|
|
|
NACHT
DER LIEDER 2001
|
|
|
Am
15. November 2001 (Do.) in Steinhöring,
BZ-Mehrzweckhalle und am 23. November 2001 (Fr.) in Haag/Obb.,
Pfarrsaal
|
|
|
|
|
|
Es
sangen und spielten:
|
|
|
Nasrin
Khochsima (voc), Roman J. Chowdhury
(git) in Steinhöring, Martin Kursawe (git) in Haag, Wolfgang
Lohmeier (perc) ABS Heidi
Anzinger (voc, git), Rudi Baumann (voc, git), Andi Salzer (voc,
piano) Ernst Weeber voc,
git, harmonica M&B Heigenhuber Brigitte
Heigenhuber (voc), Michael Heigenhuber (piano, voc). Nur in
Steinhöring: Schariwari Hans
Reupold (voc, git), Günther Lohmeier (voc, git),
Joe Warrlich (bass), Steve Moises (drums).
Nur in Haag: Treibholz Rupert
Hoffmann (voc, git), Christiane Urban (voc),
Claudia Heinik (voc). Als Gast in Steinhöring:
Marianne Pfahler (voc)
|
|
|
|
|
|
Ebersberger
Zeitung, 19. Nov. 2001:
|
Zahnbürsten
im Gepäck
|
Erste
Nacht der Lieder im Betreuungszentrum kommt an
|
Von
Johanna Wolff von Schutter
|
|
Es
ging recht locker zu, bei der Nacht der Lieder im
Betreuungszentrum Steinhöring. Rudi Baumann begrüßte
das zahlreich erschienene Publikum mit einer launigen Ansprache.
Er fragte, ob auch alle ihr Zahnbürstchen dabei hätten,
denn wie angekündigt wäre es ja die „Nacht der
Lieder“. Alle, die Sitzfleisch haben, könnten am
nächsten Morgen gleich von der Veranstaltung zur Arbeit
fahren. Für einen Musiker sei 20 Uhr sowieso erst früher
Nachmittag. Zusammen mit Ernst Weeber und Marianne Pfahler
stimmte Baumann mit „Blowin‘ In The Wind“ die
Zuhörer auf diesen Abend ein.
Die fast internationale
Besetzung der Band „Nasrin“ gab dem
„bayrisch-weltaufgeschlossenen Sängertreffen“,
wie die Ankündigung lautete, die Internationalität. Die
Sängerin Nasrin Khochsima, eine Vollperserin, der
Percussionist Wolfgang Lohmeier, ein Vollbayer, und der Halbinder
Martin Kursawe* ein hervorragender Gitarrist, musizierten in
dieser Besetzung das erste Mal zusammen.
Bereits bei dem
ersten Lied aus Aserbeidschan, „Schwarze Augen“, das
Nasrin in der Originalsprache sang, fühlte man, dass die
Chemie bei den dreien stimmt. Sie sang aber auch Lieder in
englischer und persischer Sprache. Weil anzunehmen war, dass im
Publikum kaum jemand persisch oder aserbeidschanisch sprach,
übersetzte die schöne Nasrin die Texte, die meist von
der Liebe handelten.
Einen Heimvorteil hatte der
Liedermacher Ernst Weeber, der mit seinen fast philosophischen
Texten gegen die Gleichgültigkeit der Menschen ansingt.
Ernst Weeber spielt auf der Mundharmonika und begleitet sich dazu
auf der Gitarre. Selten erlebt man bei Liedermachern derart gut
gereimt Texte, da stimmt jedes Versmaß. Weeber hätte
die Lieder ohne weiteres auch als Gedichte vortragen können.
In
die Welt der Filmmusik der 20er Jahre entführte das Duo M&B
Heigenhuber. Michael Heigenhuber, ein ausgezeichneter Pianist und
Begleiter, und seine Frau Brigitte ließen Titel wie „Die
Bar zum Krokodil“ (am Nil, am Nil, am Nil) oder den
Schlager, den Marika Rökk einst sang „Ich brauche
keine Millionen“ hören. Ein wohl seltener gehörtes
Lied war „Die hysterische Ziege“, ein Lied, das
Friedrich Holländer für seine Frau komponierte, wie
Brigitte Heigenhuber wissen ließ.
ABS ist eine Band,
die sich der Mardi-Gras-Epoche** verschrieben hat. ABS hat in
diesem Fall nichts mit Bremsen zu tun, dieses Kürzel steht
für Heidi Anzinger (Gesang, Gitarre), Rudi Baumann (Gesang,
Gitarre) und Andi Salzer (Gesang, Klavier). Rudi Baumann, der
Texter und Komponist von ABS, übersetzt für alle, die
des Englischen nicht mächtig sind, seine Texte.
Das
Schlußlicht und gleichzeitig der Höhepunkt des Abends
war Schariwari. Mit neuen aktuellen Liedern brachten sie das
Publikum in Stimmung, aber auch zum Nachdenken. Als die
begeisterten Zuhörer Zugaben forderten, musizierten ABS,
Schariwari und Ernst Weeber zusammen und verabschiedeten sich mit
dem Lied „Gemeinsamkeiten“.
|
|
*)
Martin Kursawe war an diesem Abend vertreten durch besagten
Halb-Inder Roman J. Chowdhury;
|
**)
„Mardi-Gras-Epoche“ meint nichts weiter als die
Jahre, in denen die Band „Mardi Gras“ (Rudi Baumann,
Bernd Delakowitz, Karl-Heinz Mayer) ein hervorragender
Bestandteil der lokalen Musikszene war.
|
|
|
|
|
|
|
NACHT
DER LIEDER 2003
|
|
|
Am
25. September 2003 (Do.), in der Mehrzweckhalle des BZ
Steinhöring
|
|
|
|
|
|
Es
sangen und spielten:
|
|
|
Sauglocknläutn
Robert Merkel (Akkordeon, Trompete),
Peter Röckl (Gitarre) und Walter Zinkl (Baß)
– Skurrile bayrische Volksmusik Edeltraud
Rey Bayerische Liedermacherin Ernst
Weeber Bayrischer Lange-Lieder-Reimer Littleville
Gundula Schuler und Carolin Schubert (voc),
Helmut Zeller (bass), Walter Oeckl (drums),
Rudi Baumann (voc, git, keyboard) und
Tom D. Green (git)
|
|
|
|
|
|
Ebersberger
SZ, 30.9.2003
|
Zuhören
als Erfüllung
|
„Nacht
der Entschleunigung“ in Steinhöring
|
Von
Thorsten Rienth
|
|
Steinhöring
– „Die Welt muss nicht noch schneller unterwegs
sein!.“ Mit diesen Worten eröffnete Rudi Baumann im
Steinhöringer Betreuungszentrum das Sängertreffen, das
nicht nur die zweite „Nacht der Lieder“ unter dem
Motto „Nacht der Entschleunigung“, sondern auch eine
musikalische Reise von Bayern nach Amerika gewesen ist.
Als
bayerische Originale mit Lederhosen, Tracht und allem voran
zünftig präsentierte sich das Trio „Sauglocknläutn“
zum Auftakt des langen Abends. Tabulos wurden alte Volkslieder
neu interpretiert, in komödiantischem Stil
Eigenkompositionen vorgetragen und Stimmung gemacht mit skurriler
bayerischer Volksmusik aus Akkordeon, Gitarre und Bass, bei der
schon mal mit den Füßen der Takt kräftig in den
Boden gestampft werden darf. Eine musikalische Wanderung zwischen
Realität und Wirklichkeit.
Doch zunächst ging
die Reise durch Bayern. Liedermacherin Edeltraud Rey, nach
einiger Zeit Pause wieder mit Akustikgitarre auf der Bühne
zu finden, räumte gründlich auf mit dem Ernst des
Lebens. Selbst Solo entwickelte die Musikerin eine ungeheuere
Dynamik, machte aus Hildegard Knefs „Für mich soll's
rote Rosen regnen“ ein mit tosendem Applaus gelobtes „I
wui auf Rosenbladln bodn“ und ließ es sich nicht
nehmen, die Schönheit vor dem sprechenden Spiegel mit einer
Giftmülldeponie zu vergleichen.
Ungewöhnlich,
gefühlvoll, einzigartig und genial. Wenn es eine Hand voll
Adjektive gäbe, die den Liedermacher Ernst Weeber
beschreiben, dann wären es mit Sicherheit diese. „Woher
i kimm, wohi i geh“ – in der zweiten Nummer schien
der Dylan im Weeber durch und die Reise über den Teich war
in vollem Gange. Mit Gitarre und Mundharmonika trug Weeber seine
textlastigen und „minutenlangen Songs vor. Der Inhalt
drehte sich um Geschichtliches, das Leben und das Genießen,
und dennoch lassen die Stücke Traurigkeit durchschimmern,
die wiederum im Kontrast zu seinen Traumbildern
standen.
„Littleville“ haben es mit der
Ironie. Mit reichlich Groove versetzt begann das Quintett mit
„I‘m so happy, I could break down and cry“. Die
Gruppe tischte Musik auf, die höchstens von verwandten
Seelen im Radio gespielt wird, aber nicht von
Marketing-Haifischen im Anzug. „Littleville“, das ist
nicht nur ein Ort, an dem man alte Freunde trifft, sondern eine
von Idealismus geprägte Band, die die Gänsehaut mit
instrumentalem Allerlei und der Mixtur von keltischem Rockabilly,
marokkanischem Roll und weißem Soul garantiert. Die
Zielgruppe ist leider klein. Aber es sind Musikliebhaber, die im
Zuhören die wahre Erfüllung finden. Schön, dass es
das noch gibt!
|
|
|
HALLO
Ebersberg/Grafing, 1.10.2003
|
Intensive
Momente für Genießer
|
„Lange
Nacht der Lieder“ in Steinhöring begeistert Zuhörer
|
Von
Martin Schrüfer
|
|
Es
ist wie so oft im Leben: Die schönen Dinge bemerkt und
würdigt man erst dann, wenn sie vorbei sind. Mindestens ein
,Jahr wird wieder ins Land ziehen, bis die Musiker Rudi Baumann
und Emst Weeber wieder in die Mehrzweckhalle des Steinhöringer
Betreuungszentrums einladen zur "Langen Nacht der Lieder".
Und das ist schade, denn so eine Veranstaltung hätte der
Landkreis eigentlich jeden Monat verdient: Ein rundum gelungenes
Event, das bayerische und internationale Musik auf hohem Niveau
präsentierte.
Bevor das Trio „Sauglocknläutn“
den Abend musikalisch eröffhete, wies Organisator und
Musiker Baumann vor leider nur rund 50 Konzertbesuchern auf die
Idee hinter dem „bayrisch-weltaufgeschlossenen
Sängertreffen“ hin – „Entschleunigung“
sei die Devise der Stunde sowie der "Kampf gegen das
„Schneller-Höher-Weiter“ der heutigen
Gesellschaft. Da kann es nicht schaden, sich entspannt
zurückzulehnen und zuzuhören ... und „Saüglöcknläutn“
meisterte die schwierige Situation, einen Abend musikalisch zu
eröffnen, mit Witz und Bravour. Däs Trio hat sich der
Volksmusik verschrieben und würde zumindest rein optisch im
„Musikantenstadl“ nicht weiter auffallen. Wenn die
drei den Mund aufmachen, ist es aber vorbei mit der Idylle: Frech
und respektlos interpretieren sie auf skurrile Art und Weise
bayerische Volksmusik, erwecken Altes mit neuen Texten zum Leben
und bringen es mit Schwung auf die Bühne. Das kam beim
Publikum gut an, vor allem Robert Merkels schönes Akkordeon-
und Trompetenspiel verdient ein Lob.
Bayerisch ging es,
weiter – die Kirchseeonerin Edelfraud Rey, die seit einigen
Jahren ihre Zelte in Jacobneuharting aufgeschlagen hat, ließ
die Zuhörer teilhaben an ihren feinsinnigen Liedern, die sie
ganz allein mit der Gitarre als Begleitung vorträgt. Es sind
Geschichten und Motive aus dem Alltag – das Leben einer
Hausfrau, der Schönheits- und Schlankheitswahn,die Rey mit
Charme und intensiver Stimme vorträgt. Glücklicherweise
fand sie mit ihren Liedern die schwer auslotbare Grenze zwischen
Nonsens und Wahrheit, so dass ihrAuftritt als sehr gelungen
bezeichnet werden kann Vor allem die bayerische Version von „Für
mich soll's rote Rosen regnen“ – „I mecht in
Rosnbladln bodn“' setzte schon früh ein Highlight der
Veranstaltung. Das restliche Programm gestaltete zuerst Routinier
Ernst Weeber, der sich selbst als „bayrischer Liedermacher
irn Opa-Alter“ bezeichnet und Bob Dylan als Vorbild nennt.
Danach kam auch Rudi Baumann zwn Zuge, der mit der Band
„Littleville“ Soul, Country, Folk und Rockabilly
verknüpfte und, für einen schwungvollen Ausklang bis
kurz vor Mitternacht sorgte.
„Es war ein recht guter
Abend“, bilanzierte Weeber am nächsten Morgen und
zeigte sich auch nicht enttäuscht von der eher mageren
Zuschauerresonanz. „Ich denke, das Publikum hat sich sehr
wohl gefühlt und die, die da waren, haben auch intensiv
zugehört.“ Weeber und Baumann wollen sich zum Glück
nicht entmutigen lassen und auch im kommenden Jahr wieder eine
„Lange Nacht der Lieder“ veranstalten.
|
|
|
|
|
|
NACHT
DER LIEDER 2004
|
|
|
Freitag,
8. Oktober 2004 (Fr.), 20 Uhr, BZ-Mehrzweckhalle
|
|
|
|
|
|
Es
sangen und spielten:
|
|
|
Trollius
Weiss Lieder vom Sein und Werden. Ernst
Weeber Lieder vom Wind und Wetter. die
plagiatoren Miniaturen aus der Theaterwerkstatt. Folk
meets Jazz Rudi Baumann, Bruno Renzi, Gundula
Schuler. Ein weiteres Projekt von Rudi Baumann
|
|
|
|
|
|
Ebersberger
SZ, 11. Okt. 2004
|
Leise
Töne bei der „Nacht der Lieder“
|
Rudi
Baumann lädt im Betreuungszentrum zu einem
bayrisch-weltaufgeschlossenen Sängertreffen
|
Von
Thorsten Rienth
|
|
Steinhöring
– „It‘s showtime“, flachst Rudi Baumann
am Samstag Sekunden vor seinem Auftritt im Stenhöringer
Betreuungszentrum beim Plausch im Publikum. Auf der Bühne
wählte dr Musiker freilich sanftere Worte, um das Publikum
zur diesjährigen „Nacht der Lieder“ zu begrüßen.
Kein Wunder, denn alljährlich ist das Zusammentreffen in
Steinhöring ein krasser Gegenpol zu dezibelstarken
Konkurrenzveranstaltungen zum Wochenendauftakt.
Auf den
Brettern steht Baumann himself, rechts neben im der Pianist Bruno
Renzi, auf der anderen Seite die Sängerin Gundula Schuler.
Sie sind ein weiteres Projekt des Grafinger Vorzeigemusikers und
nennen sich zusammen „Folk meets Jazz“. Vor dem Mund
hat Baumann seine Harp, an seiner Hüfte liegt die Gitarre –
die „Nacht der Lieder“, und damit das Baumannsche
Meisterstück kann beginnen.
Es ist ein Konzert, das
den Zuhörer die Zeit vergessen lässt, ohne ihn
einzuschläfern. Das gelingt den Sängern und Songwritern
nicht zuletzt deswegen, weil man ihnen die Leidenschaft, mit der
sie vor dem Publikum stehen, ansieht.
Trollius Weiss führt
das bayrisch-weltaufgeschlossene Sängertreffen mit der
musikalischen Beschreibung der kleinen Dinge im Leben in die
nächste Runde. Tiefsinnige, nachdenkliche und zeitlose
Texte, die an Vergessenes aber Wesentliches erinnern.
Ein
altbekanntes Gesicht sehen die Zuschauer im Anschluss daran mit
dem Steinhöringer „Bob Dylan“, Ernst Weeber.
Nicht weniger von der anglo-amerikanischen Musikszene geprägt
wie sein Vorgänger Weiss, stimmt Weeber seine minutenlangen
Balladen mit Mundharmonika und Akkustikgitarre an und erntet
dafür gerechterweise tobenden Applaus von der
Zuhörerschaft.
Großes Finale der „Nacht
der Lieder“ sind die „Plagiatoren“ und ihre
zusammengefassten Szenen aus der knapp zehnjährigen
Geschichte ihrer Theaterwerkstatt. Als Nachtisch gibt es noch
einen kleinen Ausblick auf die im kommenden Jahr anstehende
Premiere.
|