langelieder > Bücherliste > Bauer 2007 |
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Joachim
Bauer |
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In der internationalen neurobiologischen Forschung ist zunehmend vom »social brain« die Rede. Die Erkenntnis: Wir sind nicht primär auf Egoismus und Konkurrenz eingestellt, sondern auf Kooperation und Resonanz. Das Gehirn belohnt gelungenes Miteinander durch Ausschüttung von Botenstoffen, die gute Gefühle und Gesundheit erzeugen. Kern aller Motivation ist es, zwischenmenschliche Zuwendung, Wertschätzung und erst recht Liebe zu finden und zu geben. Was wir im Alltag tun, wird meist direkt oder indirekt dadurch bestimmt, dass wir sozialen Kontakt gewinnen oder erhalten wollen. Bei dauerhaft gestörten Beziehungen oder dem Verlust von Bindungen kann es zu einem »Absturz« der Motivationssysteme kommen. Dann – und erst dann – setzen Aggressionen ein. Joachim Bauer beschreibt nicht nur, wie das »social brain« funktioniert, sondern führt dem Leser auch vor Augen, welche Konsequenzen diese Erkenntnisse für das menschliche Leben haben – von der Erziehung über die berufliche Kommunikation bis hin zur Frage von Krieg und Frieden. |
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Jahrgang 1951, war nach seinem Medizinstudium viele Jahre in der molekular- und neurobiologischen Forschung tätig. Er wirkte als Projektleiter in drei Sonderforschungsbereichen der Deutschen Forschungsgemeinschaft mit und beschäftigte sich mit Genen des Immunsystems, später mit der Regulation von Genen im Zentralnervensystem. Bauer forschte in den USA am Mount Sinai Medical Center in New York. 1996 erhielt er den renommierten Forschungspreis der Deutschen Gesellschaft für Biologische Psychiatrie. Bauer ist zweifach habilitiert (Innere Medizin und Psychiatrie) und arbeitet heute als Universitätsprofessor in der Abteilung für Psychosomatische Medizin des Uniklinikums in Freiburg. Buchveröffentlichungen zu wissenschaftlichen Themen: „Das Gedächtnis des Körpers. Wie Beziehungen und Lebensstile unsere Gene steuern“ (2002), „Warum ich fühle, was du fühlst. Intuitive Kommunikation und das Geheimnis der Spiegelneurone“ (2005), „Prinzip Menschlichkeit. Warum wir von Natur aus kooperieren“ (2006). |
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Inhaltsverzeichnis |
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1. |
Leitmotive des Lebens: Kampf oder Kooperation? |
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Die Macht, die von Menschenbildern ausgeht – Der Paukenschlag des Jahres 1859 – Wie Charles Darwin das Menschenbild revolutionierte – Das Menschenbild der Soziobiologie – Die moderne Neurobiologie – Keine Sympathien für Kreationismus und „intelligent design“ |
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2. |
Der Mensch: Für gelingende Beziehungen konstruiert |
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Die Antriebsaggregate des Lebens – Die Entdeckung der Motivationssysteme – Treibstoff der Motivationssysteme: Die „Dopingdroge“ Dopamin - „Neurobiologische Korruption“: Motivationssysteme und Suchtdrogen – Von den Motivationssystemen zur Entdeckung des „social brain“ – Das natürliche Ziel von Motivation: Menschliche Zuwendung – Die intensivste Form der Zuwendung: Liebe – Soziale Resonanz als neurobiologisches Motiv – Spezialisiert auf Bindung und Vertrauen: Der Botenstoff Oxytozin – Leben mit und ohne Oxytozin: der „Coolidge-Effekt“ – Warum Bindungen gesund erhalten: Oxytozin als Gesundheitsdroge – Die Rolle der Gene: Sind zwischenmenschliche Bindungen „angeboren“? – Von Geburt an auf Zuwendung eingestellt – Menschliche Zuwendung als Medikament: Die körpereigenen Opioide – Neugeborene unter „Drogeneinfluss“: Liebe als Beruhigungsmittel – Wenn Beziehungen nicht gelingen: Angst, Schmertz und die biologische Stressreaktion – Einbruch der Motivation beim Verlust geliebter Menschen – Das Gedächtnis des Körpers: Langzeiteffekte von Einsamkeit – Beziehungen als Gesundheitsschutz: Einsamkeit als Krankheitsfaktor – Die Motive des Beziehungswesens Mensch: Zuwendung und Kooperation |
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3. |
Die Bedeutung der Aggression |
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Aggression durch Zurückweisung: „If you can‘t join them, beat them“ – Aggressionsursache Schmerz – „Geborene Verbrecher“? Die Bedeutung von Lebenserfahrungen für die Entwicklung von Aggression – Entstehung von Aggression: Fünf Varianten – Männliche und weibliche Aggression – Aggression in Partnerschaft und Familie – Aggression: Weder Bestimmung des Menschen noch sein Schicksal |
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4. |
Darwins „war of nature“ und das Prinzip der Unmenschlichkeit |
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Darwins Konzept vom Kampf als Grundprinzip der Natur – Hintergründe für Darwins Denken: Die Industriestaaten als eine Art Dinosaurier der Gegenwart? – Die Fehldeutung von Kampf und Selektion als treibende Kraft der Evolution: Ein Gleichnis – Auswirkungen Darwins in Deutschland – „Das Individuum ist nichts, die Art ist alles“ – Die Idee vom „höherwertigen“ Menschen: Eugenik und Auslese durch Krieg – Darwins Einfluss auf das Denken in der Medizin – Die Medizin als selbsternannte Wächterin der Erbanlagen – Darwin heute: Warum sein Modell untauglich ist – Darwinismus als „scientific correctness“ – Das „Gravitationsgesetz lebender Systeme“: Zugewandtheit, Spiegelung und Resonanz |
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5. |
Soziobiologische Sciense-Fiction oder: Warum Gene nicht egoistisch sind |
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„Das egoistische Gen“: Wenn Science-Fiction zu Science wird – Du bist nichts, dein Gen ist alles – Die Ausblendung der Kooperation bei der Entwicklung von komplexen biologischen Systemen – „Das Gen ist die Grundlage des Eigennutzes“ – Sexuelle Fortpflanzung als „Problem“ der Soziobiologie – Der gefährliche Wohlfahrtsstaat: Ein soziobiologisches „Gen für Unmäßigkeit“ – Soziobiologische Science-Fiction: „Meme“ und die Wiederentdeckung von Hegels Weltgeist – Science statt Science-Fiction: Der Beginn des Lebens und die Entstehung der Gene – Phänomenale Kooperation am Beginn der Evolution: Die Endosymbiose – Gene als „genetic gypsies“: Nichtsesshaftigkeit in der Frühzeit der Evolution – Wie unsere Gene wirklich funktionieren – Kommunikation zwischen Genen und Umwelt:Gene werden reguliert – Das „Gedächtnis“ der Gene: Die Epigenetik – Epigenetik: Biologische und psychische Prägung durch Umwelterfahrungen – Epigenetik als Krankheitsursache: Depression und Krebserkrankungen – Gene und Epigenetik: Was vererbt wird und was nicht – Der biologische Fingerabdruck und die „zweite Chance“ des Lebens – Schlussfolgerungen: Was ist die Botschaft? |
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6. |
Die Erforschung der Kooperation: Spieltheorie und Beziehungsanalyse |
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Kooperation auf dem Prüfstand: Das Experimentallabor der Spieltheorie – Eine zwischenmenschliche Situation, wie sie das Leben schreibt: Das „Gefangenen-Dilemma“ – „Rational choice“ auf dem Prüfstand: Sind Menschen „zweckrationale Entscheider“? – Wo Vertrauen entsteht: Die „zwischenmenschliche Beziehung“ als Forschungsgegenstand – Ungleichgewichte in Beziehungen: Das Erfordernis der Komplementarität – Schlussfolgerungen: Gelingende Beziehungen als zentrales Kriterium menschlichen Zusammenlebens |
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7. |
Kooperation als gesellschaftliches Projekt |
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Kampf und Auslese versus Kooperation – Kooperative Beziehungen im Wirtschaftsleben: Kollegialität und ethisches Management – Beziehung und Motivation in den Schulen – Erziehung zu sozialer Kompetenz – Chancen für eine effektivere Medizin – Kultur der Kooperation |
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8. |
Nachtrag: Kooperation, ganz unwissenschaftlich |
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9. |
Danksagungen |
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Literatur |
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Register |
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Leseprobe |
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1. Leitmotive des Lebens: Kampf oder Kooperation? |
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Zum
Besten, was man in New York gelegentlich über einen anderen
hören kann, gehört der mit Hochachtung gesprochene
Satz: »He (she) is a mensch.« Die Bezeichnung
entspricht einer Art Nobelpreis der persönlichen
Wertschätzung. Einzelne Personen mögen die
Voraussetzungen für dieses Prädikat erfüllen. Was
wir jedoch von Natur aus sind, war immer umstritten. Die Frage,
ob Menschen von Natur aus auf Kampf oder Menschlichkeit
ausgerichtete Wesen seien, wird auch in unserer Zeit kontrovers
gesehen. In jüngster Zeit hat eine Serie neurobiologischer
Beobachtungen ein neues Bild entstehen lassen. Es beschreibt den
Menschen als ein Wesen, dessen zentrale Motivationen auf
Zuwendung und gelingende mitmenschliche Beziehungen gerichtet
sind. Die neuen Erkenntnisse und sich daraus ergebenden
Schlussfolgerungen sind das Thema dieses Buches. |
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Siehe auch |
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Joachim Bauer: Das kooperative Gen – Abschied vom Darwinismus |
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Joachim Bauer: Schmerzgrenze – Vom Ursprung alltäglicher und globaler Gewalt |
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