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Hans-Peter Dürr, J. Daniel Dahm, Rudolf zur Lippe
Potsdamer Manifest 2005
Potsdamer Denkschrift 2005

»We have to learn to think in a new way«

Deutsche und englische Fassung
München 2006 (oekom verlag); 120 Seiten; ISBN
3-86581-012-8




Das Potsdamer Manifest 2005 ist die Kurzfassung der Potsdamer Denkschrift 2005


Download- und Bestellmöglichkeiten






Mitte des 20. Jahrhunderts formierten sich weltweit prominente Oppositionsbewegungen, um den nuklearen Rüstungswettlauf und die sich verschärfenden Konfrontationen zwischen Osten und Westen aufzuhalten. Am 9. Juli 1955 veröffentlichten Bertrand Russell und Albert Einstein das „Russell-Einstein-Manifest“. Es forderte ultimativ ein neues Denken, das gewährleistet, künftig Kriege als Mittel der Politik und Instrument der Konfliktlösung rigoros zu verbannen.




Anlässlich des Einstein-Jahres 2005 verfassten Hans-Peter Dürr, J. Daniel Dahm und Rudolf zur Lippe das Potsdamer Manifest 2005 "We have to learn to think in a new way" und dessen „Mutter“, die Potsdamer Denkschrift 2005. Ihre Inhalte wurden vom 24. bis zum 27. Juni 2005 in Potsdam im Rahmen eines international begleiteten Symposions fachübergreifend diskutiert und beraten. Am 14. Oktober 2005 wurde es in Berlin der Öffentlichkeit vorgestellt.




Denkschrift und Manifest knüpfen an eine zentrale, aber nicht weiter ausgeführte Forderung des Russell-Einstein-Manifest an: „Wir müssen lernen, auf ganz neue Weise zu denken". Sie hinterfragen die tieferen Ursachen der vielfältigen Krisensymptome und zeigen radikale und tiefgreifende Neuorientierungen für die zukünftige Entwicklung der Menschheit und für unser Denken auf. Ein Brückenschlag zwischen Quantenphysik, Ökologie und Philosophie zeigt Vielfalt, Unterschiedlichkeit und Wandel als genuin in unserer lebendigen Welt, als unverzichtbar für unsere gemeinsame Evolution. Kreativität, Differenziertheit wie Verbundenheit sind ureigenste Charakteristika des Lebendigen. Die Zukunft ist offen.
Das Potsdamer Manifest 2005 wurde bisher von über 100 renommierten Wissenschaftler/innen und Persönlichkeiten aus aller Welt unterzeichnet, täglich schließen sich weitere an.


Hans-Peter Dürr


Prof. Dr. phil. Dr. h.c. – Physiker, geb. 1929 in Stuttgart, war bis Herbst 1997 Direktor am Max-Planck-Institut für Physik (Werner-Heisenberg-Institut) in München. – Dürr promovierte 1956 bei Edward Teller und war von 1958 bis 1976 Mitarbeiter von Werner Heisenberg, der einen großen Einfluss auf ihn ausübte. Später widmete er sich zunehmend Themen außerhalb seines eigentlichen Fachgebiets (der Kernphysik), darunter erkenntnistheoretische und gesellschaftspolitische Fragen. 1987 gründete er die Initiative „Global Challenges Network”, eine Organisation, die ein Netz aus Projekten und Gruppen knüpft, die konstruktiv und gemeinsam an der Bewältigung der Probleme arbeiten, die uns und unsere Umwelt bedrohen. Im gleichen Jahr wurde er mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet. 1996 erhielt er die Medaille „München leuchtet“ in Gold, Kulturpreis der Landeshauptstadt München. Im Jahr 2004 wurde ihm der Große Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland verliehen.




J. Daniel Dahm


Dr. rer. nat., Dipl.-Geogr. – Humangeographie, Ökologie, Sozioökonomie; geb. 1969 in Köln, Studium der Geographie, Ethnologie und Botanik an der Universität Köln. Diplomarbeit zu Zusammenhängen zwischen Wohlstandsvorstellungen, Wirtschaftsstrategien und Desertifikation in Gambia/Westafrika. Schweißfurth-Forschungspreis für Ökologische Ökonomie 2000. Promotion 2003 zum Wechselspiel zukunftsfähiger Lebensstile, nicht-monetaristischer Ökonomien und Zivilgesellschaft. Seit 1998 ist er freier Mitarbeiter am Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie, lebt in Berlin und arbeitet für verschiedene Auftraggeber der Wissenschaft, Ökonomie und Kultur in den Bereichen Nachhaltigkeits- und Entwicklungsforschung, Ökologische Ökonomie, Globalisierungsprozesse. Fragen nach neuen Lebensstilen und Wohlstandsmodellen, dem Mensch-Natur-Verhältnis, dem Zusammenwirken von Vielfalt und Lebendigkeit, zur Zukunft der Arbeitsgesellschaft, ökologischer Wertschöpfungen und zukunftsfähigen Sozioökonomien stehen im Mittelpunkt seiner Arbeiten.




Rudolf Prinz zur Lippe


Prof. Dr. phil., Dipl. rer. pol. – Philosophie der Lebensformen; geb. 1937 in Berlin; war von 1960 an Schüler von Karlfried Graf Dürckheim. 1965 Promotion. Ab 1965 war er u.a. Lektor im Propyläenverlag, später im Institut für die außereuropäischen Musikkulturen. 1973 Habilitation zu Soziophilosophie und Ästhetik bei Theodor W. Adorno zur Geschichte des Leibes in der Moderne an der Philosophischen Fakultät der Universität Frankfurt. – 1971 bis 1976 lehrte zur Lippe in Frankfurt Philosophie, zuletzt auch Soziologie auf der Professur für Kulturtheorie. Von 1974 an war er Inhaber des Lehrstuhls für Ästhetik an der Universität Oldenburg, u.a. Bundesmodellversuch „Einphasige Leherausbildung“, Erprobung des interdisziplinären Projektstudiums. – 1989 initiierte er die „Karl Jaspers Vorlesungen zu Fragen der Zeit“ mit internationalen Gastprofessoren und Colloquien. 1981 und 1982 Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin. 1982 Gründung des Instituts für praktische Anthropologie e.V., mit dem er eine wissenschaftliche Ausstellung zur „Geometrisierung des Menschen“ in verschiedene Länder der Welt bringt. Herausgeber der Zeitschrift „POIESIS – praktisch-theoretische Wege ästhetischer Selbsterziehung“.


Inhaltsverzeichnis


Vorwort / Preface






POTSDAMER MANIFEST 2005



Neue Orientierung



Neues Denken



Neue Anforderungen



Neues Handeln



Wir sind Leben






POTSDAMER DENKSCHRIFT 2005



I.

Anlass



II.

Einladung zum Weiterdenken



III.

Eine Neuorientierung ist notwendig




Vom materialistisch-mechanistischen Weltbild zum geistig-lebendigen Kosmos




Moderne wissenschaftliche Erkenntnisse und tradierte Einsichten



IV.

Folgen der modernen Einsichten für unsere Erfahrungswelt




Unzulänglichkeit einer materialistisch-mechanistischen Beschreibung




Wurzeln einer Ethik



V.

Mensch und Gesellschaft im Konflikt zur erweiterten Realität



VI.

Herausforderungen für unser Denken und Handeln




Überwindung der Trennung von Mensch und Natur




Kooperative Integration im gemeinsamen „Spiel“




Dezentralisierung und Austausch zwischen Menschen




Menschen und Erde




Zukunft aus dynamischer Vielfalt



VII.

Was können wir daraus lernen und was können wir tun?




Vertiefung des Bewusstseins




Freiheit und Mitwirkung




Schritte in der Neuorientierung



VIII.

Schwierigkeiten und Möglichkeiten des Übergangs




Wie kann ein evolutionärer, gewaltloser Übergang gelingen?




Ich bin Leben











POTSDAM MANIFESTO 2005



New Orientation



New Thinking



New Requirements



New Action



We Are Life






POTSDAM DENKSCHRIFT 2005



I.

Starting Situation



II.

Invitation to Think Further



III.

A New Orientation is Necessary




From a materialistic-mechanistic worldview to a mental-vital cosmos




Modern scientific knowledge and traditional insights



IV.

Consequences of Modern Insights for Our World of Experience




Inadequacies of the materialistic-mechanistic description




Roots of an ethic



V.

Man and Society in Confrontation with Expanded Reality



VI.

Challenges for Our Thinking and Acting




Overcoming the separation between man and nature




Cooperative integration in a common “game“




Decentralization and creative exchange among people




Man and earth




The future grows from dynamic diversity



VII.

What Can We Learn From This and What Can We Do?




Deepening consciousness




Freedom and participation




Steps in the new orientation



VIII.

Difficulties and Possibilities of the Transition




How can an evolutionary, nonviolent transition succeed?




I am life






Signees of the Potsdam Manifesto 2005



Über die Autoren


Leseprobe


Potsdamer Manifest 2005



Die komplette deutsche Fassung kann als Bildschirmtext (HTML) nachgelesen werden unter
www.uni-kassel.de/... oder www.biologie.de/....
Hier die einleitenden Absätze (deutsch und englisch):






»We have to learn to think in a new way«






Angesichts der weltweiten Gefahren nuklearer Kriege forderten Bertrand Russell und Albert Einstein in ihrem Manifest vor fünfzig Jahren, uns, die Menschheit, zu einem neuem Denken auf, das Krieg als Strategie der Konfliktlösung endgültig bannt.






Inzwischen wurde unverkennbar, dass die militärische Machtstrategie mit ihrer vorläufigen Kulmination in Massenvernichtungswaffen nur eine von viel breiter greifenden und tiefer angelegten Machtstrategien ist. Wir erleben eine Eskalation von struktureller Gewalt mit politischen und vor allem wirtschaftlichen Komponenten. Geopolitische, soziokulturell wie ökonomische Machtstrategien, die unbegrenzte Expansion globalisierter Marktwirtschaft und ihrer Produktivitätszwänge bedrohen und zerstören die räumliche und stoffliche Begrenztheit unserer Erde. Die zerstörerischen Auswirkungen einer hemmungslosen und unreflektierten Zivilisation im Zusammenleben der Völker, in den Wechselbeziehungen zwischen Gesellschaft und Natur und, nicht zuletzt, in den einzelnen Menschen sind offenkundig. Jahrhunderte lang wurde die Ausbeutung von Menschen und Völkern und der Raubbau an Natur als Nebenwirkung, schlimmer noch, als hinzunehmendes Übel wahrgenommen. Hoffnungen und Erfolge aus der Entwicklung besserer und großspuriger Voraussetzungen für ein leichteres Leben und die daraus folgende weitgreifende Aneignung der Welt verschleierten, welche unmittelbaren Opfer und schleichenden Verheerungen bereits in den frühen Phasen mit solcher Macht verbunden waren. Heute ist offensichtlich, dass einseitiges Betreiben dieser Erfolge zugunsten der europäisch-nordamerikanischen Initiatoren der neuen Zivilisation und ihrer Nachahmer rund um die Welt auf einen kalten Krieg gegen alle und alles hinaus läuft, was zu Ressourcen für eine Steigerung materieller Bemächtigung gemacht werden kann oder solche Bemächtigung zu behindern scheint. Besonders bedrohlich ist dabei eine beschleunigte Zerstörung der bioökologischen Diversität von ganzen Lebenskomplexen in einem in der Erdgeschichte wohl einmaligen Ausmaß. Aber auch die Vielfalt menschlicher Lebensformen und der Reichtum der Kulturen wird auf ähnliche Weise irreversibel reduziert, und damit die Breite möglicher Strategien, Lebensstile und zukünftiger Entwicklungen. Die Konflikte um die Verteilung von Wohlstand, der Möglichkeiten des Zugangs zu öffentlichen Gütern, der Rechte der Individuen und Gemeinschaften gefährden den Zusammenhalt und die Entwicklungsfähigkeit der Menschheit in ihren Grundstrukturen.






Diese vielfältigen Krisen, mit denen wir heute konfrontiert sind und die uns zu überfordern drohen, sind Ausdruck einer geistigen Krise im Verhältnis von uns Menschen zu unserer lebendigen Welt. Sie sind Symptome tiefer liegenden Ursachen, die wir bisher versäumten zu hinterfragen und aufzudecken. Sie hängen eng mit unserem weltweit favorisierten materialistisch-mechanistischen Weltbild und seiner Vorgeschichte zusammen.






Unsere tiefe Sorge, dass wir, als Angehörige der Species Homo sapiens, die lebendige Vielfalt unserer Erde und unsere kreativen Entfaltungsmöglichkeiten immer weiter reduzieren und unser Überleben in Frieden und gemeinsamen Austausch irreversibel gefährden, gibt uns den Mut zu dieser Schrift, und unsere Erkenntnis, neue Pfade einschlagen zu müssen, den Anlass dazu.






Wir müssen unser Denken erweitern und unser jetziges Verhalten grundlegend korrigieren. Hierbei können, so glauben wir, gerade die revolutionär erweiterten Einsichten der neuen Physik einen hilfreichen Einstieg für eine Entschärfung und Lösung der Problematik liefern, da sie durch ihre Öffnung eine Neuorientierung erlauben. Das wird unser Ansatz sein. Er soll jedoch auch als ein ‚Katalysator’ dienen, Andere zu neuem Denken anzuregen.









Faced with the worldwide dangers of nuclear wars, Bertrand Russell and Albert Einstein issued fifty years ago a manifesto calling on us, humankind, for a new way of thinking to ultimately ban war as strategy of conflict resolution.






In the meantime, it has become obvious that military power strategy, with its preliminary culmination in weapons of mass destruction, is only one of much more far-reaching and deeper-based power strategies. We are experiencing an escalation of structural violence with political and above all economic components. Geopolitical, socio-cultural, and economic power strategies and the unlimited expansion of a globalized market economy, with its compulsions to produce, threaten and destroy the spatial and material limits of our earth. The destructive effects of an unrestrained and unreflected civilization on the coexistence of nations, on the interrelations between society and nature, and not least on individual people are obvious.






For centuries, the predatory exploitation of people and nations and of nature was perceived as a side effect, even worse, as an admissible evil. Hopes for and successes in the development of better and extravagant prerequisites for an easier life and the consequential far-reaching appropriation of the world disguised the direct victims and the creeping devastation that were already tied to the early phases of such power. Today it is obvious that the one-sided implementation of these successes to the advantage of the European/North American initiators of the new civilization and of their imitators around the world amounts to a cold war against everyone and everything that can be turned into resources to increase this material appropriation or that what seems to hinder this appropriation. Particularly threatening thereby is an accelerated destruction of the bio-ecological diversity of whole complexes of life, to a degree seemingly unique in the history of the earth. But also the diversity of human ways of life and the treasure store of the cultures is similarly being irreversibly reduced, and in this process the spectrum of possible strategies and lifestyles and future developments. Conflicts over the distribution of affluence, over the opportunities for access to public goods, and over the rights of individuals and communities endanger the fundamental structures of humankind’s cohesion and ability to develop.






This wide variety of crises today confronting us and threatening to exceed our ability to cope are the expression of a mental crisis in the relation between us humans and our living world. They are symptoms of deeper causes that we have thus far neglected to seek and reveal. They are closely connected with the materialistic-mechanistic worldview favored all over the world today and with its prior history.






Our deep worry that we, as members of the species homo sapiens, are increasingly reducing the living diversity of our earth and of our creative developmental possibilities, thus irreversibly endangering our survival in peace and our mutual exchange gives us the courage, and our awareness that we have to take new paths gives us the occasion, to compose this manifesto.

We must expand our thinking and fundamentally correct our current behavior. We believe that precisely the revolutionarily expanded insights of the new physics could thereby provide a helpful starting point for a defusing and solution of the problems, since they permit by their opening a new orientation. This will be our approach. But it is intended to serve as a catalyst to stimulate others to a new way of thinking.





Siehe auch


Potsdamer Manifest – deutsch (PDF)



Potsdamer Denkschrift – deutsch (PDF)



Potsdam Manifesto – english (PDF)



Potsdam Denkschrift – english (PDF)



Bestellmöglichkeit der deutsch/englischen Buchausgabe (Oekom-Verlag)



VDW e.V. – Vereinigung Deutscher Wissenschaftler (Home)



VDW e.V. – Potsdamer Manifest: Kommentare, Presse, Downloads



VDW e.V. – Potsdam Manifesto: Comments, press, downloads



VDW e.V. – Potsdamer Manifest: Forum



Interview mit Hans-Peter Dürr im Deutschlandradio



Wikipedia – Potsdamer Denkschrift