langelieder > Bücherliste > Graeber/Wengrow 2022 |
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David
Graeber & David Wengrow |
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David Graeber und
David Wengrow blicken auf die vergangenen 30 000 Jahre
zurück und revolutionieren unser Verständnis der
Menschheitsgeschichte von Grund auf – mit Folgen bis in
unsere Gegenwart und für unsere Zukunft. Spektakuläre
archäologische Funde eröffnen ein so bisher noch nie
gezeichnetes Panorama, wie menschliche Zivilisationen entstanden
sein könnten. Beeindruckend entlarven sie die konventionelle
Menschheitsgeschichte: Dass Ackerbau und Städtegründungen
zu Hierarchien, Gewalt und Ungleichheit geführt hätten,
halten sie für grundlegend falsch. Die „Anfänge“
der Geschichte der Menschheit müssen wir ganz anders und neu
zu denken wagen. (Umschlagtext) |
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geboren 1961 in den USA, unterrichtete bis 2007 als Anthropologe in Yale und lehrte danach am Goldsmith-College in London. Graeber hat fast zwei Jahre in einer direkte Demokratie praktizierenden Gemeinschaft auf Madagaskar gelebt, war bekennender Anarchist, Mitglied der »Industrial Workers of the World« und der wahrscheinlich wichtigste Vordenker der Occupy-Bewegung. David Graeber, Autor mehrerer Weltbestseller, u.a. „Schulden“ (2012), ist am 2. September 2020 im Alter von 59 Jahren völlig überraschend in Venedig gestorben; drei Wochen zuvor hatten er und David Wengrow Anfänge. Eine neue Geschichte der Menschheit beendet. Vor mehr als zehn Jahren hatten beide Autoren ihre Arbeit an diesem Opus magnum außerhalb ihrer akademischen Verpflichtungen aufgenommen. |
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geboren 1972, studierte Archäologie und Anthropologie in Oxford und unterrichtet am Lehrstuhl für Vergleichende Archäologie an der Universität London. Er leitete Forschungen in Afrika und dem Mittleren Osten, ist einer der führenden Vertreter der "World Archaeology". |
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Inhaltsverzeichnis |
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David
Wengrow – Vorwort und Widmung |
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1.
Abschied von der Kindheit der Menschheit |
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Warum sich aus der Menschheitsgeschichte nach Hobbes und Rousseau verhängnisvolle politische Konsequenzen ergeben — Warum das verbreitete Verständnis der gesamten Menschheitsgeschichte größtenteils falsch ist – oder die ewige Wiederkehr des Jean-Jacques Rousseau — Warum das herkömmliche Narrativ nicht nur falsch, sondern völlig langweilig ist — Über das Folgende |
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2.
Sündhafte Freiheit |
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Wie Kritik am Eurozentrismus nach hinten losgehen kann und indigene Denker zu „Sprechpuppen“ werden — Was die Einwohner Neufrankreichs von den europäischen Eindringlingen hielten, insbesondere in Fragen von Großmut, Geselligkeit, materiellem Wohlstand, Verbrechen, Strafe und Freiheit — Als Europäer von indigenen Amerikanern etwas darüber lernten, wie logische Argumentation, persönliche Freiheit und Ablehnung willkürlicher Gewalt miteinander verbunden sind — Wir stellen den Wendat-Philosophen und Staatsmann Kondiaronk vor und erklären, wie seine Ansichten über die menschliche Natur und Gesellschaft in den Salons der europäischen Aufklärung zu neuem Leben erwachte – einschließlich eines Exkurses über zwischenmenschliche Abgrenzung („Schismogenese“) — Wir erklären die demiurgischen Kräfte von Turgot und wie er die indigene Kritik an der europäischen Zivilisation auf den Kopf stellte und so die Grundlage für die meisten modernen Sichtweisen gesellschaftlicher Evolution schuf. Oder wie aus einem Streit um „Freiheit“ ein Streit über „Gleichheit“ wurde — Wie Jean-Jacques Rousseau, nachdem er einen renommierten Essaywettbewerb gewonnen hatte und in einem anderen ausgeschieden war, weil er den zulässigen Textumfang überschritt, die gesamte Menschheitsgeschichte eroberte — Die Beziehungen von indigener Kritik, dem Fortschrittsmythos und der Geburt der Linken — Jenseits den „Mythos vom dummen Wilden“ und warum all diese Dinge für unser Anliegen in diesem Buch so wichtig sind |
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3.
Die Eiszeit auftauen |
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Warum das ‚Sapiens-Paradox‘ eine falsche Fährte ist. Sobald wir Menschen wurden, begannen wir, menschliche Dinge zu tun — Warum selbst sehr erfahrene Forscher immer noch an der Idee vom „Ursprung“ der sozialen Ungleichheit festhalten — Große Bauwerke, fürstliche Bestattungen und andere unerwartete Merkmale eiszeitlicher Gesellschaften haben unsere Annahmen über das Verhalten von Jägern und Sammlern revolutioniert. Sie werfen die Frage auf: Gab es vor 30 000 Jahren ‚soziale Schichtung‘? — Wir entledigen uns des Vorurteils, ‚primitive‘ Menschen seien aus irgend einem Grund zu bewusster Reflexion nicht in der Lage gewesen, und machen auf die historische Bedeutung der Exzentrizität aufmerksam — Was Claude Lévi-Strauss von den Nambikwara über die Rolle von Häuptlingen und über saisonale Veränderungen des Gemeinschaftslebens lernte — Zeugnisse für ‚extreme Individuen‘ und für saisonale Schwankungen des Sozialverhaltens in der Eiszeit und darüber hinaus — Die sogenannte ‚Büffelpolizei‘ – an ihr entdecken wir die Rolle der Saisonalität im politischen und sozialen Leben der Menschen wieder — Warum die Frage nicht lautet: „Was sind die Ursprünge der sozialen Ungleichheit?“, sondern eigentlich lauten müsste: „Warum sind wir stecken geblieben?“ – Was heißt es wirklich, sapiens zu sein |
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4.
Freie Menschen, der Ursprung der Kulturen und die Entstehung des
Privateigentums |
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Warum der generelle Verlauf der Geschichte dazu führt, dass der Lebensbereich der meisten Menschen immer kleiner wird, während die Populationen größer werden — Was genau ist in „egalitären“ Gesellschaften gleich? — Marshall Sahlins‘ „Die ursprüngliche Wohlstandsgesellschaft“ oder was passieren kann, wenn extrem scharfsinnige Menschen über Urgeschichte schreiben, ohne über tragfähige Zeugnisse zu verfügen — Neue Entdeckungen in Bezug auf die prähistorischen Jäger und Sammler in Nordamerika und Japan stellen die soziale Evolution auf den Kopf. — Wie der Mythos, Wildbeuter lebten in einem Zustand der kindlichen Einfältigkeit, heute noch (durch Trugschlüsse) aufrechterhalten wird — Eine Widerlegung der besonders dämlichen Ansicht, es sei etwas Besonderes, wenn Jäger und Sammler sich in Territorien ansiedeln, die für Jagen und Sammeln besonders geeignet sind — Die Frage des Eigentums und ihre Beziehung zum Heiligen |
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5.
Vor langer Zeit |
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Die Frage der kulturellen Differenzierung — Die Frage der „Kulturareale“ und ihre bisweilen abfällige, nur selten anregende und oftmals unzureichende Behandlung — Die Anwendung der Erkenntnisse von Marcel Mauss auf die Pazifikküste und warum Walter Goldschmidts absurde Bezeichnung der kalifornischen Ureinwohner als „protestantische Jäger und Sammler“ uns dennoch etwas zu sagen hat — Eine Schismogenese zwischen „protestantischen Jägern und Sammlern“ und „Fischerkönigen“ — Über „Produktionsweisen“ und das Wesen der Sklaverei — Die „Geschichte der Wogie“ – ein warnendes indigenes Beispiel dafür, wie gefährlich es sein kann, andere zu versklaven, um schnell reich zu werden (und eine kleine Nebenbemerkung über „Gewehre“, Saatgut und Stahl“) — Ist es besser Fische zu fangen oder Eicheln zu sammeln? — Die Pflege der Differenz in der pazifischen „Splitterzone“ — Ein paar Schlussfolgerungen |
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6.
Die Adonisgärten |
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Platonische Vorurteile und wie sie unsere Vorstellung von den Anfängen des Ackerbaus vernebeln — Wie Çatalhöyük, die älteste Stadt der Welt, eine neue Geschichte bekam — Wir betreten eine verbotene wissenschaftliche Zone und diskutieren die Möglichkeit jungsteinzeitlicher Matriarchate — Wie das Leben in der berühmtesten jungsteinzeitlichen Stadt der Welt ausgesehen haben könnte — Das soziale Leben früher Ackerbaugesellschaften im jahreszeitlichen Ablauf — Wie der fruchtbare Halbmond auseinanderbrach — Langsam kultivierter Weizen und populäre Theorien, wie wir Bauern wurden — Warum es so lange dauerte, bis sich die jungsteinzeitliche Landwirtschaft entwickelte und warum dabei keine umfriedeten Felder entstanden, wie Rousseau es sich vorstellte — Über die Frau, die Wissenschaftlerin — Ackerbau oder nicht Ackerbau – alles Kopfsache (womit wir nach Göbekli Tepe zurückkehren) — Über semantische Fallstricke und metaphysische Trugbilder |
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7.
Die Ökologie der Freiheit |
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Zur Begrifflichkeit über weltweite Verbreitung von Nutzpflanzen und Nutztieren — Warum sich die Landwirtschaft nicht früher entwickelte — Ein abschreckendes Beispiel aus der Jungsteinzeit: Das grausige und überraschende Schicksal der ersten europäischen Bauern — Über einige ganz andere Orte, an denen die jungsteinzeitliche Landwirtschaft Fuß fasste: Die Umwandlung des Niltals (ca. 5000-4000 v. Chr.) und die Besiedlung der ozeanischen Inseln (ca. 1600-500 v. Chr.) — Über den Fall Amazonien und die Möglichkeiten einer ‚spielerischen Landwirtschaft‘ — Aber warum ist das alles von Bedeutung? Eine kurze Wiederholung zu den Gefahren teleologischen Denkens |
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8.
Imaginäre Städte |
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Das leidige Thema „Größenordnung“ — Wir stecken den Rahmen für eine Welt der Städte ab und spekulieren über ihre Entstehung — „Megastätten“: Wie archäölogische Funde in der Ukraine das herkömmliche Wissen über die Entstehung von Städten auf den Kopf stellen — Über Mesopotamien und eine ‚nicht ganz so primitive‘ Demokratie — Wie die Geschichtsschreibung (und wahrscheinlich auch die mündliche Erzählkunst) begann: mit großen Räten in den Städten und kleinen Königreichen in den Hügeln — War die Indus-Zivilisation ein Beispiel dafür, dass das Kastensystem vor dem Königtum entstand? — Über einen offenkundigen Fall von „urbaner Revolution“ in der chinesischen Vorgeschichte. |
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9.
Im Verborgenen schlummernd |
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Fremde als Könige im Tiefland der Maya und ihre Verbindung mit Teotihuacán — Wie die Bewohner von Teotihuacán auf die Errichtung von Monumenten und auf Menschenopfer verzichteten und stattdessen ein bemerkenswertes Projekt des sozialen Wohnungsbaus in Angriff nahmen — Über Tlaxcala, eine indigene Republik, die sich dem Aztekenreich widersetzte und später mit den spanischen Invasoren verbündete, und darüber, wie diese schicksalhafte Entscheidung aus demokratischen Beratungen in einem städtischen Parlament hervorging (im Gegensatz zu den faszinierenden Auswirkungen europäischer Technologie auf das Denken der ‚Indianer‘) |
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10.
Warum der Staat keinen Ursprung hat |
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Die drei Grundformen der Herrschaft und ihre Auswirkungen auf die menschliche Geschichte — Über Azteken, Inka und Maya (und dann auch die Spanier) — Exkurs: Die „Form der Zeit“ und wie Wachstums- und Verfallsmetaphern einen politisch voreingenommenen Blick auf die Geschichte bewirken — Politik als Sport: Der Fall der Olmeken — Chavín de Huántar: Ein Reich auf Bildern errichtet? — Souveränität ohne „Staat“ — Wie Fürsorge, rituelle Tötungen und „winzige Blasen“ in Ägyptens Frühzeit zusammenkamen — Die Unterschiede der „frühen Staaten“ von China bis Mesoamerika — Der frühe ägyptische Staat im Licht der drei Grundformen der Herrschaft und das Problem der „Dunklen Zeitalter“ — Die wahren Ursprünge der Bürokratie und ihre überraschend kleinen Anfänge — Die Prämissen der gesellschaftlichen Entwicklung im Spiegel des neuen Wissens — Zivilisation, leere Wände und eine neue Geschichtsschreibung |
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11.
Der Kreis schließt sich |
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Die Argumentation von James C. Scott in Bezug auf die vergangenen 5000 Jahre und die Frage, ob die heutige Weltordnung wirklich unvermeidbar war — Warum hatte ein Großteil Nordamerikas ein einziges einheitliches Clan-System, und welche Rolle spielte die „Hopewell-Interaktionssphäre“ dabei? — Die Geschichte von Cahokia, dem vermutlich ersten „Staat“ in Amerika — Wie der Zusammenbruch der Welt am Mississippi und die Ablehnung ihres Vermächtnisses während der europäischen Invasion neuen Formen indigener Politik den Weg ebnete — Das Prinzip der Selbstverfassung bei den Osage, das später in Montesquieus Vom Geist der Gesetze gepriesen wurde — Die Irokesen und die politischen Weltanschauungen, mit denen Kondiaronk aufwuchs |
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12.
Schluss |
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ANHANG |
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Leseprobe |
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bei Klett-Cotta: www.klett-cotta.de/media/14/9783608985085.pdf |
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Zitate |
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Seite
22 Als wir um das Jahr 2010 dieses Buch auszuarbeiten
begannen, beabsichtigten wir, neue Antworten auf die Frage nach
den Ursprüngen sozialer Ungleichheit zu finden. Bald
erkannten wir, dass unser Ansatz nicht sehr glücklich
gewählt war. Betrachteten wir die Menschheitsgeschichte so,
gingen wir notwendigerweise davon aus, die Menschheit hätte
sich einst in einem idyllischen Zustand befunden und ab einem
bestimmten Zeitpunkt wäre alles schiefgegangen. Mit dieser
Prämisse war es fast unmöglich, auch nur eine der
Fragen zu stellen, die uns wirklich interessierten. Wir bekamen
das Gefühl, wir alle säßen in derselben Falle.
Die meisten Spezialisten weigerten sich, allgemeine Aussagen zu
machen. Und wer es doch riskierte, reproduzierte und variierte
fast ausnahmslos Rousseau. |
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Buchvorstellungen |
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ARD – Videobeitrag in Titel, Tesen, Temperamente (6:17 Min.) |
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Siehe auch |
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