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Worldwatch Institute (Hrsg.)
in Zusammenarbeit mit der Heinrich-Böll-Stiftung und Germanwatch
Zur Lage der Welt 2009
Ein Planet vor der Überhitzung


Münster 2009 (
Westfälisches Dampfboot); 318 Seiten; ISBN 978-3-89691-765-2






Es ist Neujahr 2101. Irgendwie hat die Menschheit die schlimmsten Folgen der Erderwärmung überlebt – die höheren Temperaturen, das Ansteigen der Meeresspiegel, die heftigeren Überflutungen und Stürme – und es geschafft, das Klima auf der Erde zu stabilisieren. Die Konzentration der Treibhausgase in der Atmosphäre hatte einige Jahrzehnte zuvor ihren Höhepunkt erreicht und überschritten, und man geht davon aus, dass sie im gesamten zweiundzwanzigsten Jahrhundert weiter abnimmt. Die weltweiten Temperaturen gehen nach und nach auf den Stand vor der Erderwärmung zurück. Die Natur erholt sich langsam. Der Gesellschaftsvertrag hat im Großen und Ganzen gehalten. Außerdem ist die Menschheit insgesamt besser ernährt, gesünder und wohlhabender, als sie es noch vor einem Jahrhundert war. Was hat die Menschheit im einundzwanzigsten Jahrhundert unternommen und besonders 2009 und in den unmittelbar folgenden Jahren –, um eine bedrohte Welt den Klauen der Klimakatastrophe zu entreißen?

Das ist das Erfolgsszenario, das die Leiter des Projekts Zur Lage der Welt 2009 jedem der Autorinnen und Autoren dieses Buches als Aufgabe gestellt haben. Das Ziel war, das kurzfristig orientierte Denken bezüglich des Klimawandels zu überschreiten, das heute vorherrscht, und die Folgen für die Menschheit und den Planeten gründlicher zu untersuchen. Um das zu erreichen, verlässt diese Ausgabe in entscheidender Weise die fünfundzwanzigjährige Tradition des Jahrbuchs des Worldwatch Institute, indem sie rund vierzig Autoren versammelt – weit mehr als in jeder früheren Ausgabe. Die Kompetenzen und die Ansätze, die auf diesen Seiten versammelt werden, sind reich und vielfältig. Mehr als ein Dutzend der Autoren sind in den sich entwickelnden Ländern geboren oder haben dort feste Wurzeln, Länder, die für das Thema des Buches so wichtig sind: Wie kann man den Klimawandel auf einem Niveau halten, dass er noch handhabbar ist, und wie kann man sich dem anpassen, was ohne Zweifel auf uns zukommt, egal, wie erfolgreich wir zukünftig bei der Reduktion der Emission von Treibhausgasen sein werden?

Das erste Kapitel in Zur Lage der Welt 2009 stellt das Klimadilemma dar, das zweite den begehbaren Pfad für die Reduzierung der Emissionen. Das dritte und das vierte Kapitel beschreiben die notwendigen Veränderungen für eine kohlenstoffabsorbierende Forstwirtschaft und Lebensmittelproduktion, und sie denken über eine Zukunft der Energieversorgung nach, die mit wenig oder ganz ohne Kohlenstoff auskommt. Das fünfte legt dar, wie wichtig es ist, eine Widerstandsfähigkeit gegen den Klimawandel zu entwickeln. Das sechste stellt die Punkte der Vereinbarungen vor, die die internationale Gemeinschaft zur Stabilisierung des Klimas treffen muss, selbst wenn man sich an die sich erwärmende Erde anpasst. Außerdem bringt das Buch zwischen den Kapiteln viele kurze Texte unter dem Titel „Klimaaspekte". Sie greifen 15 wichtige Fragenkomplexe zum Thema Klimawandel auf Das Buch endet mit einem kurzen Nachschlagewerk und Glossar zum Klimawandel, das als nützlicher Leitfaden für die Entwicklungen des Klimawandels in diesem Jahr dienen soll.

Zur Lage der Welt 2009: In unserer sich aufheizenden Welt bleibt noch Hoffnung trotz der düsteren Gewissheit, dass wir am Beginn einer gewaltigen und unkontrollierten Veränderung unseres Planeten leben. Alle Autorinnen und Autoren dieses Buches sind sich einig, dass es noch nicht zu spät ist, für die Fortdauer der menschlichen Zivilisation das Klima zu retten. Der Untertitel wurde jedoch mit Bedacht und nach langen Diskussionen gewählt: Ein Planet vor der Überhitzung. Die durch den Menschen verursachten Veränderungen der Atmosphäre und des Klimas werden die Leser dieses Buches zweifellos überleben. Aber wir haben das Privileg, in einem kurzen Zeitfenster zu leben, in dem Menschen noch entscheidend eingreifen können, um die Erwärmung aufzuhalten, bevor ihre Folgen nicht mehr korrigiert und nicht mehr ertragen werden können. Wie wir mit dieser Herausforderung umgehen, wird den weiteren Verlauf der Geschichte in ungeheuren zeitlichen Dimensionen prägen.


(S. 36 f, „Zu diesem Buch“)


Worldwatch Institute


Worldwatch ist eine unabhängige, weltweit ausgerichtete Forschungsorganisation für Umweltfragen und Probleme der Sozialpolitik mit Sitz in Washington, D. C. Seine einzigartige Verbindung von interdisziplinärer Forschung und allgemein zugänglichen Publikationen hat das Institut zu einer führenden Autorität gemacht, wenn es um die Belange einer umweltschonenden und sozial gerechten Gesellschaft geht. In den vier Hauptforschungsfeldern des Instituts – Menschen, Natur, Energie und Ökonomie – befassen sich die Forscher von Worldwatch mit einer Vielzahl von Gegenständen wie Bevölkerung, Ernährung, Wasser, Urbanisierung, Meere, Wälder, ansteckende Krankheiten, Bioinvasion, Verschmutzung, Materialgebrauch, Energie, Klimawandel, Transportwesen, Konsum, Sicherheit, Globalisierung und Herrschaft, nachhaltiges Wirtschaften und Informationstechnologie. Jedes Jahr stellt Worldwatch seine Ergebnisse in einigen Publikationen vor, zu denen auch die Jahrbücher State of the World (Zur Lage der Welt) und Vital Signs gehören. Das erste Worldwatch Paper erschien 1975. Seit jenem Jahr hat Worldwatch mehr als 160 Forschungsberichte veröffentlicht, die sich mit vielen der dringlichsten ökonomischen, sozialen und Umweltfragen in der Welt befassen. Das Institut veröffentlichte seinen Jahresbericht „Zur Lage der Welt“ erstmals 1984.


Heinrich-Böll-Stiftung


Die Heinrich-Böll-Stiftung mit Sitz in den Hackeschen Höfen im Herzen Berlins ist eine politische Stiftung und steht der Partei Bündnis 90/Die Grünen nahe. Die Stiftung arbeitet in rechtlicher Selbstständigkeit und geistiger Offenheit. Heinrich Bölls Ermutigung zur zivilgesellschaftlichen Einmischung in die Politik ist Vorbild für die Arbeit der Stiftung. Ihre vorrangige Aufgabe ist die politische Bildung im In- und Ausland zur Förderung der demokratischen Willensbildung, des gesellschaftspolitischen Engagements und der Völkerverständigung. Dabei orientiert sie sich an den politischen Grundwerten Ökologie, Demokratie, Solidarität und Gewaltfreiheit. Die Stiftung engagiert sich in der Welt durch die Zusammenarbeit mit rund 200 Projektpartnern in über 60 Ländern auf vier Kontinenten.


Germanwatch


Seit 1991 setzt sich Germanwatch für eine zukunftsfähige Entwicklung ein. Denn durch karitative Hilfsmaßnahmen allein können soziale und ökologische Katastrophen und allmähliche Verschlechterung der Lebensumstände in Ländern der sogenannten Dritten Welt nicht verhindert werden. Vielmehr muss an den Ursachen gearbeitet werden, die in den globalen Wirtschaftsstrukturen und der Ungerechtigkeit der Güterverteilung liegen. Politik und Wirtschaft der Industrieländer müssen sich in vielfacher Weise neu orientieren, um zukunftsfähiger zu werden. In diesem Sinne betrachtet Germanwatch auch die Industriestaaten als "Entwicklungsländer". Mit wissenschaftlich fundierten, umwelt- und entwicklungspolitischen Lösungsvorschlägen spricht Germanwatch Regierungs- und Wirtschaftsvertreter persönlich an und findet dort zunehmend Gehör. Ziel von Germanwatch ist nicht nur eine effiziente Arbeit für eine zukunftsfähige Nord-Süd-Politik, sondern die Sensibilisierung der breiten Öffentlichkeit für komplexe entwicklungspolitische Themen. Germanwatch versteht sich hier auch als Informant für Presse- und Medienvertreterinnen.


Inhaltsverzeichnis


Vorwort zur deutschen Ausgabe






Christoph Bals / Larissa Neubauer
Zeit der Entscheidungen: Klimazug nimmt Kurs auf Kopenhagen
Der Stand der UN-Verhandlungen nach dem Gipfel in Posen – Eine „Gemeinsame Vision“ der Vertragsstaaten fehlt noch – Die zwei Stränge der UN-Klimaverhandlungen – Möglicher Stolperstein für Kopenhagen: Differenzen bei den Strategien für vermiedene Entwaldung – Wachsende Umsetzungslücke bei der Anpassung an die Folgen des Klimawandels – Konflikt um die Technologie- und Finanzkooperation – Offene Fragen zum (bisher projektbasierten) Emisionshandel mit Entwicklungsländern – Eine umfassende Strategie, um bei der Fahrt durch das Tal des Todes Geschwindigkeit aufzunehmen – Politische Ziele für ein ambitioniertes Abkommen – Ausblick






Vorwort



Zu diesem Buch






Christopher Flavin / Robert Engelman
KAPITEL 1: Eine Politik gegen den Klimawandel
Däumchendrehen während des Weltenbrands – Sturmwolken am Horizont – Ein neues politisches Klima – Zehn entscheidende Aufgaben







Klimaaspekte








Janos Maté / Kert Davis / David Kanter
Die Risiken der unbekannten Treibhausgase








Dennis Clare
Ruß reduzieren!








Jennifer Wallace
Sicherheit angesichts des Klimawandels







W. L. Hare
KAPITEL 2: Eine sichere Landung für das Klima
Der prognostizierte Klimawandel und der Meeresspiegelanstieg – Besonders betroffene Systeme, Sektoren und Regionen – Kipp-Punkte – Welcher Temperaturanstieg könnte noch hinnehmbar sein? – Emissionspfade, die die Erderwärmung auf ein „noch hinnehmbares“ Niveau begrenzen könnten








Klimaaspekte








Thomas Lovejoy
Die Bedrohung der Biodiversität durch den Klimawandel








Edward Cameron
Kleine Inselentwicklungsländer an der Frontlinie des globalen Klimawandels








Juan Almendares / Paul R. Epstein
Klimawandel und esundheit







Sara J. Scherr / Sajal Sthapit
KAPITEL 3: Mit Biochar und Bäumen gegen den Klimawandel
Landwirtschaft und Landnutzung müssen den Klimawandel bekämpfen – Landwirtschaft und Landnutzung klimafreundlich und klimaresistent machen – Anreicherung von Bodenkohlenstoff – Schaffung von Anbausystemen mit hohem Kohlenstoffgehalt – Förderung einer klimafreundlichen Viehhaltung – Schutz bestehender Kohlenstoffeinlagerungen in natürlichem Wald- und Grasland – Wiederherstellung der Vegetation in degradierten Gebieten – Marktanreize für klimafreundliche Landwirtschaft und Landnutzung – Staatliche Maßnahmen zur Förderung des Übergangs – Eintreten für eine klimafreundliche Landnutzung








Klimaaspekte








Ken Caldeira
Geo-Engineering – ein Sonnenschirm für die Erde








Peter Viebahn / Manfred Fischedick / Daniel Vallentin
CO2-Abscheidung und -Speicherung








Robert K. Kaufmann
Den Klimawandel mit Marktinstrumenten bekämpfen







Janet L. Sawin / William R. Moowaw
KAPITEL 4: Die Energie der Zukunft
Jedes Gebäude sein eigenes Kraftwerk – Heizen und Kühlen mit erneuerbaren Energien – Den Einsatz erneuerbarer Energien steigern – Alte Gewohnheiten aufgeben








Klimaaspekte








K. Mahava Sarma / Durwood Zaelke
Technologietransfer gegen den Klimawandel








Jeffrey Harti
Elektroautos und ihr erneuerbares Energiepotential








Michael Renner / Sean Sweeney / Jill Kubit
Beschäftigung in einer kohlenstoffarmen Welt







David Dodman / Jessica Ayers / Saleemul Huq
KAPITEL 5: Wie können wir dem Klimawandel widerstehen?
Verwundbarkeit, Anpassung und Widerstandsfähigkeit – Die Verknüpfung von ökologischer und sozialer Widerstandsfähigkeit – Widerstandsfähige ländliche Gemeinschaften – Widerstandsfähige Städte – Finanzielle Widerstandsfähigkeit – Mitigation und Anpassung – Nachhaltige Widerstandsfähigkeit








Klimaaspekte








Tim Kasser
Neue Werte gegen den Klimawandel








Lorena Aguilar
Frauen und Klimawandel: Risiken und Anpassungsfähigkeiten








Betsy Taylor
Es ist nicht zu spät!







Robert Engelman
KAPITEL 6: Ein Abkommen zur Rettung des Klimas
Was soll das kosten? – Wer wird wie viel emittieren dürfen? – Lektion gelernt, Zeit verloren – Die Lage der Dinge – Neue Wege – Worauf es ankommt – Gerechtigkeit und das Ende der Emissionen







Alice McKeowun / Gary Gardner
ANHANG: Fakten und Begriffe zum Klimawandel
Verursacher des Klimawandels – Den Klimawandel messen – Folgen des Treibhausgasanstiegs – Erwartete Folgen eines instabilen Klimas – Glossar: 38 Schlüsselbegriffe für das Verständnis des Klimawandels






Autorinnen und Autoren


Leseproben


Vorwort






Die Berichte zur Lage der Welt, die das Worldwatch Institute jährlich herausgibt, haben sich zu einer bemerkenswerten Quelle intellektuellen Reichtums entwickelt, der zum Verständnis nicht nur des physischen Zustands unseres Planeten beiträgt, sondern uns auch die Beziehungen zwischen der Menschheit und den Ökosystemen sowie den natürlichen Ressourcen näher bringt. Besonders ermutigend ist es, dass sich der Blick von Zur Lage der Welt 2009 auf den Klimawandel richtet.






Der Inhalt dieses Bandes ist von besonderem Interesse, weil er auf den Befunden des Fourth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) fußt und einen umfassenden Überblick über die politischen Erfordernisse gibt, um die Herausforderung, die der Klimawandel für uns alle darstellt, zu meistern. Der IPCC-Report hat die Weltgemeinschaft durch eine umfassende Einschätzung des Klimawandels, die wesentlich über den Dritten Sachstandsbericht hinausgeht, auf den neuesten Stand gebracht. Auf breiter und wissenschaftlich abgesicherter Grundlage hat der IPCC deutlich festgestellt, dass „die Erwärmung des Klimasystems unzweideutig ist, wie aus den Beobachtungen des weltweiten Anstiegs der Luft- und Meerestemperaturen, dem weit verbreiteten Schmelzen von Schnee- und Eisflächen und dem weltweiten Anstieg des Meeresspiegels deutlich hervorgeht“. Die Indizien aus den Beobachtungen eines Zeitraums von ungefähr 150 Jahren führen zu abgesicherten Schlussfolgerungen. Beispielsweise gehören elf der letzten zwölf Jahre zu den zwölf wärmsten Jahren, die jemals in Bezug auf die weltweite Oberflächentemperatur registriert wurden.






Diese Ausgabe von Zur Lage der Welt bringt den Unterschied zum Ausdruck zwischen Untätigkeit, die auf einem „Weiter-wie-bisher-Ansatz“ beruht, und aktivem Handeln, um den Ausstoß von Treibhausgasen zu vermindern und dadurch die schlimmsten Folgen des Klimawandels zu verhindern. UN-Generalsekretär Ban Kimoon hat ganz zu Recht den Klimawandel „die hervorstechendste Herausforderung unseres Zeitalters“ genannt. Einige politische Führer dieser Welt haben ähnliche Feststellungen getroffen, um zu betonen, wie wichtig es ist, auch den Klimawandel ernst zu nehmen, wenn man Initiativen und Pläne für die Zukunft entwickelt. Zur Lage der Welt 2009 hat die Herausforderung angemessen umrissen, indem nicht nur die Bedeutung neuer Technologien betont wird, sondern auch ein vollkommen anderer Ansatz in Bezug auf das menschliche Verhalten und menschliche Entscheidungen. Ein wichtiger Bestandteil zukünftiger Lösungen ist eine andere Form weltweiter Regierungsführung – nämlich eine Politik, die bei der Durchsetzung weltweiter Vereinbarungen überaus ernsthaft und entschieden vorgeht.






Es ist zum Beispiel überaus enttäuschend, dass es, obwohl die United Nations Framework Convention on Climate Change (UNFCCC) schon 1992 in Kraft trat, fünf weitere Jahre gedauert hat, bis es zu einer durchsetzungsfähigen Vereinbarung kam – dem Kyoto-Protokoll. Ein weiterer Anlass zur Enttäuschung ist die Tatsache, dass das Kyoto-Protokoll, das von einer Mindestanzahl von Staaten, auf die ein bestimmter Anteil von Treibhausgasemissionen entfällt, ratifiziert werden musste, nicht vor dem 16. Februar 2005 in Kraft trat. All das zeigt bedauerlicherweise, wie wenig Bedeutung die internationale Gemeinschaft diesem Problem bisher beigemessen hat.






Gegen diese bedrückende Erfahrung der Untätigkeit und direkt nach der Veröffentlichung des Synthesis Report zum letzten IPCC-Bericht gab es neue Hoffnungen, dass sich die dreizehnte Klima-Konferenz in Bali im Dezember 2007 schließlich auf entschiedene Schritte zu einer Vereinbarung über 2012 hinaus einigen würde, dem letzten durch das Kyoto-Protokoll gedeckten Jahr. Die Konferenz wurde sogar neu angesetzt, und zwar auf einen Zeitpunkt vier Wochen nach der Veröffentlichung des Synthesis Report, damit die Delegierten Zeit genug hatten, die Befunde des IPCG zu studieren. Der schließlich beschlossene Bali Action Plan, der sich weitgehend an der vorangegangenen Diskussion orientierte, liefert gewiss Anlass zu Hoffnungen für die Zukunft. Es ist erfreulich, dass die Diskussionen auf Bali – und ganz gewiss die Schlusserklärung – sehr wesentlich auf der Einschätzung basierten, die im Synthesis Report zu finden sind, dem abschließenden Dokument im Vierten Sachstandsbericht des Weltklimarates.






Zur Lage der Welt 2009 ist in einer logischen Folgerichtigkeit in Kapitel gegliedert, die uns die Probleme verstehen hilft und uns dazu anleitet, Richtlinien für konkretes Handeln zu setzen. Besonders wichtig ist die Erklärung, wie ein sicheres und tolerables Maß der Treibhausgaskonzentration erreicht werden könnte. Man muss daran erinnern, dass es das Hauptziel der UNFCCC ist, die Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre auf einem bestimmten Niveau zu stabilisieren. Artikel 2 des Vertrages stellt fest, dass dieses Niveau innerhalb eines Zeitrahmens erreicht werden sollte, der es den Ökosystemen erlaubt, sich natürlich an den Klimawandel anzupassen, und der sicherstellt, dass die Lebensmittelproduktion nicht gefährdet und die weitere wirtschaftliche Entwicklung in nachhaltiger Weise ermöglicht wird. Leider besteht in den politischen Kreisen weltweit noch immer keine Einigkeit darüber, welches Maß an Emissionen tatsächlich gefährlich ist.






Einige Kommentatoren haben in den vergangenen Monaten ihre tiefe Besorgnis über die gegenwärtige Schieflage auf dem weltweiten Getreidemarkt zum Ausdruck gebracht, von dem viele der ärmsten Menschen der Erde besonders betroffen sind. Es gibt wachsende Anzeichen dafür, dass die Getreideproduktion durch den Klimawandel gefährdet wird, besonders dann, wenn die Durchschnittstemperatur das vorindustrielle Niveau um 2,5 Grad Celsius übersteigen wird. Einige Teile der Welt wären natürlich weit stärker betroffen als andere. In Afrika würden zum Beispiel 75 bis 250 Millionen Menschen schon 2020 als Folge des Klimawandels mit Wasserknappheit leben müssen. Einige Länder auf diesem Kontinent könnten außerdem bis dahin unter einem fünfzigprozentigen Rückgang der landwirtschaftlichen Erträge leiden.






Nicht nur die Folgen des Klimawandels weichen in den verschiedenen Erdteilen voneinander ab, sondern auch die Fähigkeit, sich ihm anzupassen. Sie ist in verschiedenen Gesellschaften sehr unterschiedlich. Was als ein gefährliches Niveau anthropogener Einflüsse bezeichnet werden kann, kann in einigen Teilen der Welt schon erreicht oder gar überschritten sein. Einige kleine Inselstaaten, die oft nicht mehr als ein oder zwei Meter über dem Meeresspiegel liegen, sehen sich zum Beispiel ernsthaften Gefahren durch Überflutungen und Stürme ausgesetzt, die schon heute eine Gefahr für Leib und Leben darstellen.






Die Maßnahmen, die zur Stabilisierung der Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre erforderlich wären, sind nach allgemeiner Einschätzung mit geringen Kosten verbunden, und die meisten von ihnen bringen langfristige Vorteile mit sich, die die Kosten im Endeffekt noch weiter sinken lassen. Zur Lage der Welt 2009 macht die Vorteile der großflächigen Nutzung von Energiequellen mit geringem Kohlenstoffanteil deutlich. Man ist bisher weltweit in der Entscheidung für diese Energieoptionen einfach deshalb so zögerlich gewesen, weil man noch nicht die Kostenersparnis durch eine Massenproduktion voll ausgeschöpft hat. Auch eine entsprechende Forschung und Entwicklung, die in relativ kurzer Zeit die Produktivität der neuen Technologien erhöhen würde, hat bisher nicht in angemessenem Umfang stattgefunden. Ein wichtiger Ansatz, angemessene Technologien zu entwickeln und zu verbreiten, wäre es, auf Kohlenstoffemissionen einen Preis zu erheben, was für Produzenten wie für Konsumenten ein deutlicher Anreiz wäre, die Emissionen zu verringern. Aber eine wichtige Rolle spielen auch regulative Maßnahmen, Standards und Gesetze, die entsprechende Maßstäbe für die Wirtschaft setzen können. Deshalb wird es auch auf die Politik ankommen, damit das Handeln die richtige Richtung einschlägt: zu einer deutlichen Minderung der Treibhausgasemissionen.






Die deutlichste Botschaft von Zur Lage der Welt 2009 heißt: Wenn die Welt nicht rechtzeitig und in angemessenem Umfang Maßnahmen ergreift, können die Folgen des Klimawandels sich als verheerend erweisen und unsere Möglichkeiten, mit ihnen fertig zu werden, übersteigen. Tatsächlich ist die Minderung der Treibhausgasemissionen für uns sowohl bezahl- wie auch machbar; sie bringt außerdem eine Fülle erheblicher Vorteile für weite Teile der Gesellschaft. Deshalb ist es wichtig für die Welt, über den Tellerrand hinauszusehen und die Krise abzuwenden, die uns ereilen wird, wenn wir nicht handeln.






Diese Publikation kommt zu einem Zeitpunkt, zu dem die Regierungen ihren Blick darauf richten, Ende 2009 in Kopenhagen eine tragfähige Vereinbarung zu erzielen, um die Herausforderung des Klimawandels endlich angemessen anzugehen. Sie wird die Delegierten aus den unterschiedlichen Ländern zweifellos dazu bringen, über den Horizont der engen und kurzatmigen Bedenken zu blicken, die viel zu oft als Rechtfertigung für Untätigkeit dienen. In der Tat müssen wir sie alle darin bestärken und ihnen helfen, mit Hingabe und Entschlossenheit diese weltweite Herausforderung anzunehmen, bevor es zu spät ist.






R. K. Pachauri



Generaldirektor des Energy and Resources Institute
Vorsitzender des Intergovernmental Panel on Climate Change












Christopher Flavin1Robert Engelman



Kapitel 1: Eine Politik gegen den Klimawandel






In den letzten drei Sommern ist auf dem nördlichsten Teil unseres Planeten etwas Außergewöhnliches passiert. Jedes Jahr erschien in der Arktis in den letzten Tagen des Sommers ein großer Streifen offenen Wassers, der es für einen kurzen Zeitraum ermöglichte, ein Schiff vom Atlantik in den Pazifischen Ozean zu steuern, ohne dass man durch den Panamakanal oder ums Kap der Guten Hoffnung hätte fahren müssen. Nie zuvor in der bekannten Menschheitsgeschichte war es möglich gewesen, diese Reise zu machen.






Als Barometer der weltweiten Veränderungen der Umwelt ist das Verschwinden des ewigen Eises am Nordpol wie ein Seismograph, der plötzlich bis über die Skala ausschlägt. Die Wärmebalance der Erde ist allerdings schon seit einigen Jahrzehnten aus dem Gleichgewicht. Die Erde nimmt mehr Wärme auf, als sie abgibt, und auf dem ganzen Planeten reagieren die Ökosysteme darauf. Bisher waren die Veränderungen kaum wahrnehmbar, und selbst heute erscheinen sie aus dem Blickwinkel des Menschen als langsam und schrittweise.






Aber man sollte sich nicht täuschen lassen: Die Veränderungen, die durch schmelzende Gletscher, zunehmend saurer werdende Ozeane und wandernde Arten repräsentiert werden, brechen nach erdgeschichtlichen Maßstäben alle bekannten Geschwindigkeitsrekorde. Der Planet, wie ihn die Menschen seit 150.000 Jahren kennen (was die Epochen Pleistozän und Holozän umfasst, wie sie die Geologen beschrieben haben), ändert sich aufgrund menschlicher Handlungen und Eingriffe unwiderruflich. Der Chemienobelpreisträger Paul Crutzen und sein Kollege Eugene F. Stoermer kamen im Jahr 2000 zu dem Schluss, dass dieser Wandel so grundlegend ist, dass die Welt mit ihm in eine neue geologische Epoche eingetreten ist – die sie treffend Anthropozän genannt haben.






Den Klimawandel könnte man mit der Fahrt eines großen Frachtschiffes vergleichen. Um ein solches Schiff in Fahrt zu bekommen, sind enorme Energien erforderlich, und sein Vorwärtskommen ist zunächst kaum wahrnehmbar; aber wenn es einmal volle Fahrt erreicht hat, ist es kaum noch anzuhalten. Es ist heute praktisch sicher, dass die Kinder, die jetzt geboren werden, ihr Leben lang mit einer ganzen Reihe widriger Umstände zu tun haben werden, die durch eine sich unaufhaltsam erwärmende Welt geschaffen wurden. Die Versorgung mit Nahrungsmitteln wird zurückgehen, und viele unserer Wälder werden zerstört. Nicht nur die Korallenriffe, die vielen Fischen Nahrung geben, gehen verloren, sondern die gesamte Chemie der Meere wird schwer gestört werden. Schon heute steigt der Säuregehalt der Weltmeere in rasanter Geschwindigkeit an. Die Küsten werden andere Gestalt annehmen und sich verschieben, und dasselbe gilt für die Feuchtgebiete. Und gleich, ob man Bauer oder Büroangestellter ist, ob man in der nördlichen oder der südlichen Hemisphäre lebt, ob man reich oder arm ist – jeder wird betroffen sein.






Däumchendrehen während des Weltenbrands






Wie ein weit entfernter Tsunami, der draußen auf dem Ozean nur ein paar Meter hoch ist, aber dramatisch ansteigt, sobald er flache Küstengewässer erreicht, hat sich die riesige Welle des Klimawandels an die Menschen herangeschoben – und ist nun dabei, sich zu brechen. Als potenzielle Gefahr ist der Klimawandel zuerst von einem schwedischen Chemiker im neunzehnten Jahrhundert erkannt worden, doch erst in den späten 1980er Jahren hatten Wissenschaftler genug Beweise dafür gesammelt, dass dieser Wandel tatsächlich im Gange war und für die Menschheit eine deutliche Bedrohung darstellte.






Ein amerikanischer Wissenschaftler, James Hansen von der National Aeronautics and Space Administration, setzte am 23. Juni 1988 den Klimawandel direkt auf die politische Agenda. An diesem heißen Sommertag erzählte Hansen dem Senatsausschuss des US-Kongresses, er sei zu 99 Prozent sicher, dass die Rekordtemperaturen des Jahres nicht das Ergebnis natürlicher Schwankungen seien. Aufgrund seiner Forschungen war Hansen zu dem Schluss gekommen, dass die ansteigende Wärme der wachsenden Konzentration von Kohlendioxid (CO2) und anderen Giftstoffen in der Atmosphäre geschuldet sei. „Es ist Zeit, mit dem Geschwafel aufzuhören und auszusprechen, dass es genug Beweise dafür gibt, dass der Treibhauseffekt eingetreten ist.“






Hansens Aussagen fanden, zusammen mit denen anderer Wissenschaftler, in der ganzen Welt ein Echo. Innerhalb weniger Monate begannen Regierungsbeamte, über Schritte zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen nachzudenken, wobei der Fokus vor allem auf den internationalen Vereinbarungen lag, die für die Lösung dieses globalsten aller Probleme erforderlich wären. Im Jahre 1992 wurde in Rio de Janeiro von den Regierungschefs die United Nations Framework Convention on Climate Change verabschiedet und 1997 das Kyoto-Protokoll mit seinen rechtlich verbindlichen Obergrenzen für Emissionen seitens der Industrieländer verhandelt.






Ende der 1990er Jahre schien die Welt das größte und komplexeste Problem, dem sich die Menschheit je gegenübersah, in den Griff zu bekommen. Aber die Lobbyisten der fossilen Energiequellen starteten einen Gegenangriff – indem sie Druck auf die Regierungen ausübten und Zweifel an der Lehre des Klimawandels säten. Indem sie aus den unumgänglichen Ungenauigkeiten und Widersprüchen der wichtigsten Klimaeinschätzungen Vorteile zogen, schaffte es eine Handvoll Klimaskeptiker – viele von ihnen Wissenschaftler, die von der Ölindustrie finanziell unterstützt wurden –, den Klimawandel eher als Gegenstand einer wissenschaftlichen Debatte denn als düstere Realität darzustellen.






Den größten Einfluss hatten die Skeptiker bezüglich des Klimawandels in den Vereinigten Staaten, was einen Streit mit der Europäischen Union hervorrief, die seit den frühen 1990er Jahren der stärkste Anwalt für Maßnahmen gegen den Klimawandel geworden ist. Im November 2000, in den letzten Tagen der Regierung Clinton, trafen sich die Unterhändler über den Klimawandel in Den Haag, um abschließende Einzelheiten des Kyoto-Protokolls zu regeln – Details, denen man im Prinzip schon drei Jahre vorher zugestimmt hatte. Zwei Wochen intensiver Diskussionen mündeten schließlich in eine ermüdende Nachtsitzung, die mit einem Fehlschlag endete. Kern dieses historischen diplomatischen Fehlschlags waren Misstrauen und fehlerhafte Kommunikation zwischen amerikanischen und europäischen Unterhändlern – ein Fehlschlag, der noch schwerwiegender wurde, als der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten entschied, dass der nächste Präsident der USA nicht Al Gore heißen würde.






In den folgenden Monaten blieben viele optimistisch: Vor seiner Wahl hatte Präsident George W, Bush angedeutet, er werde die Bewältigung des Klimaproblems unterstützen und mit anderen Ländern eng zusammenarbeiten. Zwei Monate danach vollzog er – unter heftigem Druck seitens des Vizepräsidenten Cheney und der Ölindustrie – eine abrupte Wendung um 180 Grad, lehnte das Kyoto-Protokoll vollständig ab und brachte die Verhandlungen ins Schlingern. Europa, Kanada, Japan und Russland sahen sich genötigt, in den folgenden Jahren das Kyoto-Protokoll zum Abschluss zu bringen und schließlich zu ratifizieren, aber viel Zeit und politischer Schwung gingen verloren. Noch schwerer wog, dass die einseitigen Maßnahmen der US-Regierung die Nord-Süd-Spaltung bezüglich des Klimawandels vertieften – eine Spaltung, die inzwischen für den Fortgang des Prozesses das größte Hindernis darstellt.






Sturmwolken am Horizont






Die Tragik dieser beiden vergeudeten Jahrzehnte besteht darin, dass das Problem sich vergrößert hat, denn war bisher vor allem die etwa eine Milliarde Menschen in den Industrieländern schuld am Klimawandel – die Vereinigten Staaten etwa stellten ca. 4,6 Prozent der Weltbevölkerung, waren aber für rund 20 Prozent der fossilen CO2-Emissionen verantwortlich –, sind nun die noch größeren Bevölkerungen der sich entwickelnden Länder dabei, die Lage noch weiter zu verschärfen.






Der weltweite Ausstoß von Kohlendioxid durch die Nutzung fossiler Energien ist von 22,6 Milliarden Tonnen im Jahr 1990 auf geschätzte 31 Milliarden Tonnen 2007 gestiegen – ein atemberaubender Anstieg um rund 37 Prozent. Das bedeutet, dass täglich 85 Millionen Tonnen Kohlendioxid in die Atmosphäre gejagt werden – oder durchschnittlich 13 Kilogramm pro Person. Der jährliche Anstieg der Emissionen schnellte von einem Prozent in den 1990er Jahren auf 3,5 Prozent von 2000 bis 2007 hoch – wobei China für den Großteil dieses bemerkenswerten Sprungs verantwortlich ist. Zwischen 1990 und 2008 sind die US-amerikanischen Emissionen von Kohlendioxid aus der Nutzung fossiler Energie um 27 Prozent gewachsen – aber die Emissionen in China stiegen um 150 Prozent, von 2,3 Milliarden auf 5,9 Milliarden Tonnen. Schneller und dramatischer, als die Experten es erwartet hatten, erreichen China und andere sich entwickelnde Länder die energieintensiven Stadien wirtschaftlicher Entwicklung, und das heißt, dass auch ihre Fabriken, Gebäude, Kraftwerke und Autos riesige Mengen fossiler Energie verbrauchen. Noch 2004 war die International Energy Agency davon ausgegangen, China werde erst 2030 die Vereinigten Staaten bei den Emissionen überholen. Heute sieht so es so aus, als sei das schon 2006 geschehen.






Diese Beschleunigung ist nicht der einzige Grund zu wachsender Sorge. Die Abholzung der Tropenwälder – geschätzte 13 Millionen Hektar im Jahr – trägt zu weiteren 6,5 Milliarden Tonnen Kohlendioxid jährlich in der Atmosphäre bei. Der größte Tropenwald der Welt, der Amazonas, verschwindet umso schneller, je mehr hohe Preise für landwirtschaftliche Erzeugnisse zu Rodungen motivieren. Noch alarmierender ist, dass die natürlichen Senken der Erde – seine Meere und biologischen Systeme – ihre Fähigkeit zu verlieren scheinen, einen erheblichen Teil dieser Emissionen aufzunehmen. In der Folge davon hat der Anstieg der CO2-Konzentration in der Atmosphäre die höchste Steigerungsrate erreicht, die es je gegeben hat.






Wissenschaftler sind von Natur aus zurückhaltend, und die überwältigende Komplexität und unvermeidliche Unsicherheit des Klimaproblems führte dazu, dass sie mehrdeutige und nicht leicht zu interpretierende Studien verfasst haben, die denjenigen entgegenkamen, die behaupten, es sei noch zu früh, um gegen den Klimawandel Schritte zu unternehmen. Im vergangenen Jahr jedoch haben ein paar mutige Wissenschaftler ihre Zurückhaltung aufgegeben. Zum zwanzigsten Jahrestag seiner historischen Aussagen sprach James Hansen in Washington und warnte die Politik dringlich: „Wenn wir nicht anfangen, die Treibhausgasemissionen in den nächsten paar Jahren zu reduzieren und unseren Kurs grundlegend zu ändern, bekommen wir sehr große Probleme... Es ist fünf Minuten vor zwölf."






Die Klimawissenschaftler sind zu einer besonders unangenehmen Erkenntnis gelangt: Zu der Zeit, da die definitiven Vorhersagen des Klimawandels in den allgemeinen wissenschaftlichen Konsens eingehen, könnte das klimatische System bereits einen „tipping point“, also einen Punkt erreicht haben, ab dem der KIimawandel sich selbst reproduziert – und damit für Jahrhunderte unumkehrbar wird. Der Verlust des arktischen Eises zum Beispiel wird bedeuten, dass das Sonnenlicht den Arktischen Ozean stärker erwärmt, so den Wärmeaufbau beschleunigt und den riesigen Eisschild von Grönland angreift. Und es gibt erste Indizien dafür, dass der schnelle Anstieg der arktischen Temperaturen die Tundra auftaut und dadurch zusätzliche Mengen von CO2 und Methan freisetzt.






Diese dramatischen Veränderungen werden den gesamten Planeten betreffen, aber die Ärmsten der Welt werden als erste und am stärksten leiden. Die jüngsten Klimamodelle zeigen eine besondere Anfälligkeit in den trockenen Tropen, wo durch den Klimawandel die Versorgung mit Nahrungsmitteln für Hunderte von Millionen Menschen gefährdet sein wird. Weitere Hunderte von Millionen, die in den großen Deltagebieten Asiens leben, werden durch den ansteigenden Meeresspiegel und die erhöhte Wucht der Stürme gefährdet. Gesundheitliche Bedrohungen durch Malaria, Cholera und andere Seuchen, die in einer wärmeren Welt vermutlich besser gedeihen werden, kommen zu den Problemen der Armen hinzu. Die Tatsache, dass viele der 1,4 Milliarden Menschen, die heute in ernsthafter Armut leben, schon jetzt erhebliche ökologische Schulden, die sie nur zu einem geringen Teil angehäuft haben, bezahlen müssen – nämlich bei Wasser, Boden und Wäldern –, wird die Probleme, die der Klimawandel mit sich bringt, noch verschärfen.






Bei ihrer Veröffentlichung im Jahr 2007 wurden die Befunde des Intergovernmental Panel on Climate Change als dringende Warnung vor den vor uns liegenden Gefahren aufgefasst. Aber die Menge neuer wissenschaftlicher Daten, die seitdem erhoben wurden, hat manche Wissenschaftler dazu gebracht, die Warnrufe noch zu verstärken. James Hansen und W. L. Hare vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung gehören zu denen, die zu dem Schluss gekommen sind, dass, um „einen bedrohlichen Klimawandel“ zu verhindern – ein Ziel, dem die Regierungen schon zugestimmt haben –, die weltweiten Emissionen noch in diesem Jahrzehnt zurückgehen und bis zur Jahrhundertmitte auf die Hälfte des gegenwärtigen Stands und wenn möglich sogar auf Null fallen müssen (siehe dazu Kapitel 2).






Das ist in der Tat sehr viel verlangt. Einige mögen es unmöglich nennen. Aber die Ressourcen, Technologien und die menschlichen Fähigkeiten, die zum Wandel verhelfen können, sind alle im Bereich des Machbaren. Das Element, das noch fehlt, ist der politische Wille – und der ist eine erneuerbare Ressource.






Ein neues politisches Klima






In den vergangenen Jahren ist der politische Wille, das Klimaproblem anzugehen, in vielen Ländern der Welt gewachsen. Die Europäische Union hat sich verpflichtet, bis 2020 ihre Emissionen um 20 Prozent unter den Stand von 1990 zu senken – und sogar 30 Prozent zu erreichen, wenn andere Industrieländer sich ihr in einem stabilen internationalen Abkommen anschließen. Und der politische Wille zum Wandel wächst: wegen der starken wissenschaftlichen Basis aus Fakten und wegen der steigenden öffentlichen Aufmerksamkeit für den Klimawandel und seine Risiken. Ende 2007 haben die Australier eine konservative Regierung abgewählt, zum Teil aus Verärgerung darüber, dass der Premierminister das Kyoto-Protokoll nicht unterstützen wollte; der neue Premier hat sofort dessen Ratifizierung zugesagt. Seine erste Auslandsreise führte ihn zur Klimakonferenz nach Bali, und seine Regierung ist seitdem dabei, einen nationalen Klimaplan auszuarbeiten.






In den Vereinigten Staaten verbreitet sich die Klimapolitik auf der Ebene der Bundesstaaten wie ein Präriefeuer. Bis Ende 2008 haben 27 Bundesstaaten Klimapläne beschlossen, und Zusammenschlüsse östlicher wie westlicher Bundesstaaten entwickeln Obergrenzen für Emissionen und ihre eigenen Emissionshandelssysteme. Im April 2008 kamen die Gouverneure von 18 Bundesstaaten an der Yale University zusammen und verabschiedeten folgende Erklärung: „Heute verpflichten wir uns zu der Anstrengung, die weltweite Erwärmung zu stoppen, und wir rufen die Führer des Kongresses und die Präsidentschaftskandidaten auf, mit uns partnerschaftlich zusammenzuarbeiten, um eine umfassende nationale Klimapolitik zu schaffen.“ Die Wirtschaft der Vereinigten Staaten reagiert ebenfalls: 27 große Unternehmen, darunter Alcoa, Dow Chemical, General Motors und Xerox, haben ihre Unterstützung für Obergrenzen bezüglich der nationalen Treibhausgasemissionen zugesagt.






Die sich entwickelnden Länder der südlichen Hemisphäre beteiligen sich ebenso. Im Juni 2008 stellte der indische Premierminister den lange erwarteten National Action Plan on Climate Change vor. Er konzentriert sich auf acht Bereiche, die größtmöglichen Gewinn bei der Bekämpfung des Klimawandels und die Anpassung an ihn bringen sollen: Solarenergie, Energieeffizienz, nachhaltiges Bauen, Wasser, Erhaltung des Himalaya-Ökosystems, Umweltbewusstsein, nachhaltige Landwirtschaft und nachhaltiges Wissen zum Klimawandel. China kündigte 2007 einen Klimaplan an und verstärkte im Lauf des Jahres 2008 seine Programme zur Energieeffizienz, wozu auch ein neues Anreizsystem gehört, das die Beförderung für örtliche Beamte an deren Erfolg bei der Einsparung von Energie koppelt.






Diese Fortschritte sind zu begrüßen. Aber die Welt muss ihren Kurs viel schneller korrigieren. Um die Aufmerksamkeit der Politik auf diesen Punkt zu konzentrieren, brauchen wir eine globale Massenbewegung für einen neuen Klimavertrag, der dort anknüpft, wo das Kyoto-Protokoll 2012 aufhört. Es gibt Anzeichen dafür, dass sowohl in den industriellen wie in den sich entwickelnden Ländern eine solche öffentliche Bewegung wächst, aber bis jetzt ist sie noch nicht stark genug, um den Interessengruppen, die auf der anderen Seite stehen, entgegenzutreten.






Einer der Gründe liegt darin, dass es überaus ermüdend ist, den Klimaverhandlungen zu folgen. Jenseits einer hart arbeitenden Gruppe von Regierungsunterhändlern, Nichtregierungsorganisationen und Wissenschaftlern, wissen die meisten Menschen nur wenig von dem, was passiert. Als bescheidenen Beitrag dazu, diesen Prozess zu entmystifizieren, vermeidet dieses Buch so weit wie möglich Fachbegriffe und benutzt die Alltagssprache (siehe das Glossar zum Klimawandel am Ende des Bandes, das die in der Klimadebatte benutzten Begriffe erklärt).






Zehn entscheidende Aufgaben






Zehn Herausforderungen müssen angegangen werden, um die Welt mit null Treibhausgasemissionen zu schaffen, die wir brauchen, um Klimastabilität zu erreichen.






Langfristiges Denken



Der Mensch hat sich so entwickelt, dass er mit unmittelbaren Bedrohungen sehr gut umgehen kann – seien es die wilden Tiere, denen die ersten Menschen in den Ebenen Afrikas begegneten, sei es die Finanzpanik, die die Welt Ende 2008 ergriff. Der Klimawandel ist aber ein einzigartig langfristiges Problem: Seine Wirkungen treten nach menschlichem Zeitmaßstab erst nach und nach auf, und mit den schlimmsten Folgen werden sich vermutlich Menschen auseinandersetzen müssen, die noch gar nicht geboren sind. Um dieses Problem zu lösen, müssen wir die Zukunft als unsere Verantwortung begreifen und die Folgen unserer heutigen Entscheidungen für zukünftige Generationen bedenken. Wie die Ägypter Pyramiden und die Europäer Kathedralen bauten, die Jahrtausende überdauerten, müssen wir anfangen, so zu handeln, dass die Sorge um die Zukunft des Planeten unsere Sache noch über unsere begrenzte Lebensspanne hinaus ist.






Innovation



Die Welt muss Technologien entwickeln und verbreiten, die die Produktion und die Nutzung kohlenstofffreier Energie maximieren, während zugleich die Kosten minimiert und die Verbraucherfreundlichkeit optimiert wird. (Verbraucherfreundlichkeit ist wichtig: Die Verringerung der Transportwege, der Lagerkosten und des Einsatzes fossiler Brenn- und Treibstoffe gehören zu ihren Vorzügen und schlagen sich nicht nur im Preis nieder.) Ein wirksamer Klimapakt wird Anreize bieten, die die technologische Entwicklung beschleunigen, und sicherstellen, dass erneuerbare Energien und andere emissionsarme Technologien in allen Ländern der Erde eingesetzt werden, unabhängig davon, ob diese die Kosten bezahlen können oder nicht (siehe Kapitel 4). Wir müssen die Energieeffizienz beim Einsatz fossiler Energien entscheidend steigern und den Ausstoß von landgebundenem CO2, Methan, Stickstoffoxiden und Treibhausgasen senken, die aus der Kühlung und den verschiedensten industriellen Prozessen herrühren. Die Möglichkeiten, schnelle und kostenarme Emissionssenkungen vorzunehmen, sind überaus zahlreich und meistens noch unerschlossen.






Bevölkerung



Es ist sehr wichtig, den weltweiten Dialog über das Wachstum der Weltbevölkerung wieder zu eröffnen und eine Politik sowie Programme zu unterstützen, die zur Verlangsamung und schließlich zur Umkehr des Wachstums beitragen können, indem man sicherstellt, dass Frauen für sich selbst entscheiden können, ob und wann sie Kinder haben wollen. Ein umfassendes Klimaabkommen würde sowohl die Folgen des Klimawandels für gefährdete Populationen anerkennen wie auch den langfristigen Beitrag, den langsameres Wachstum und eine kleinere Weltbevölkerung bei der Reduzierung zukünftiger Emissionen innerhalb eines gerechten klimapolitischen Rahmens spielen würden. Und es sollte die Verpflichtung erneuern, die die Staaten der Welt 1994 eingegangen sind: nämlich das Bevölkerungsproblem nicht durch Druck auf die Eltern anzugehen, weniger oder mehr Kinder zu zeugen, als sie wünschen, sondern dadurch, dass man die Bedürfnisse der Frauen in Bezug auf Familienplanung, Gesundheit und Erziehung befriedigt.






Veränderung des Lebensstils



Das Erdklima kann nicht allein durch Technologie gerettet werden. Auch die Art, wie wir leben, muss sich ändern – und je länger wir damit warten, desto größere Opfer werden nötig sein. In den Vereinigten Staaten war die Tatsache, dass die Häuser und Autos in den vergangenen Jahrzehnten immer größer wurden, ein wesentlicher Faktor bei der Steigerung der Treibhausgasemissionen und der Hauptgrund dafür, dass die US-Emissionen doppelt so hoch sind wie die anderer Industrieländer. Änderungen des Lebensstils sind nötig, von denen einige heute sehr unattraktiv erscheinen mögen. Aber im Endeffekt sind die Dinge, ohne die zu leben wir vielleicht lernen müssen – übergroße Autos und Häuser, statusorientierter Konsum, bequeme und billige Weltreisen, Fleisch zu jeder Mahlzeit, alle Dinge jederzeit verfügbar –, keine unabdingbaren Güter oder gar in der Mehrzahl der Fälle das, was Menschen glücklich macht. Die Ältesten unter uns und viele unserer Vorfahren haben größere Opfer freiwillig zu Kriegszeiten akzeptiert. Dies ist zwar kein Krieg, aber es könnte mal einer werden.






Senken



Wir müssen den Ausstoß von Kohlendioxid oder anderen Treibhausgasen aus zerstörten oder geschädigten Wäldern und Böden umdrehen. Der Boden und die Vegetation können sehr wirkungsvoll Kohlenstoffe und Treibhausgase aus der Atmosphäre absorbieren (siehe Kapitel 3). Bei richtiger Behandlung kann der Boden allein jährlich schätzungsweise 13 Prozent aller von Menschen verursachten Kohlendioxidemissionen aufnehmen. In dem Ausmaß, in dem wir das Land zu einer effektiveren Senke für diese Gase machen, können wir Emissionen auf dem Niveau halten, wie es für unsere Entwicklung und unser Wohlergehen notwendig ist. Möglicherweise wirft eine aktive Senke jedoch geringere Erträge ab. Und jede Senke muss auch „Abflussstopfen“ haben, um bei veränderten Bedingungen den Wiedereintritt der Treibhausgase in die Atmosphäre zu verhindern






Starke Institutionen



Die Rede von „guter Regierungsführung“ kann man als ein Klischee betrachten – solange nicht jemand darauf angewiesen ist, um zu überleben. Die letzten Monate des Jahres 2008 haben schmerzlich das gefährliche Ungleichgewicht zwischen einer frei beweglichen Weltwirtschaft und einem regulativen System offenbart, das nur ein Flickenteppich aus unterschiedlichen nationalen Systemen ist. Und wenn es je ein globales Phänomen gegeben hat, dann ist es das Klima. Es fällt in der Tat nicht schwer, sich vorzustellen, dass das Klimaproblem langfristig eine politische Entwicklung für eine Weltregierung vorantreibt, aber bei der momentanen starken öffentlichen Abneigung gegen diese Idee bleibt uns vorerst nur der klimaregulierende Mechanismus durch die Vereinten Nationen, die multilateralen Banken und die wichtigen nationalen Regierungen. Neue Institutionen und neue Mittel werden trotzdem nötig sein, aber möglicherweise braucht es erst ein wachsendes öffentliches Bewusstsein oder eine dramatische Verschlechterung des Klimas, um die Widerstände für ihre Erschaffung und Durchsetzung zu überwinden.






Das Gebot der Gerechtigkeit



Ein Klimaabkommen, das dauerhaft und erfolgreich sein soll, wird Mechanismen finden müssen, damit die finanziellen Lasten und potenziellen Unannehmlichkeiten gerecht verteilt werden. Die CO2-Emissionen pro Kopf in den Vereinigten Staaten sind beinahe fünfmal so hoch wie die in Mexiko und mehr als zwanzigmal so hoch wie in den meisten Ländern südlich der Sahara. Ein wirksames Klimaabkommen muss berücksichtigen, dass die Fähigkeit der Erde, Treibhausgase aufzunehmen, in der Vergangenheit vornehmlich durch die wohlhabendsten und am stärksten industrialisierten Länder in Anspruch genommen wurde und dass dementsprechend die verbliebene geringe Kapazität den sich entwickelnden Ländern vorbehalten bleiben sollte. In diesen Ländern leben die meisten Menschen und tragen doch für die Verursachung des Problems nur wenig Verantwortung – obwohl es wichtig und richtig ist, daran zu erinnern, dass ein kleiner, aber wachsender Teil ihrer Bevölkerungen inzwischen schon große Kohlenstofffußabdrücke hinterlässt.






Wirtschaftliche Stabilität



Im Herbst 2008 strauchelte die Weltwirtschaft und ließ die nahe liegende Frage aufkommen: Kann eine Welt, die wirtschaftlich harten Zeiten entgegengeht, auch noch die Konversion von fossilen zu erneuerbaren Energien bezahlen oder wertvolles Land vor allem für Kohlenstoffspeicherung nutzen? Jedes Klimaabkommen, das weltweite Prosperität zur Voraussetzung hat, ist zum Scheitern verurteilt. Und da wachsende und zunehmend wohlhabendere Bevölkerungen mehr von den Ressourcen eines begrenzten Planeten beanspruchen, müssen wir das Klima der Zukunft abwägen gegen eine Gegenwart mit Hunger, Armut und Krankheit. Ein tragfähiges internationales Klimaregime muss Mechanismen schaffen, die in wirtschaftlich schwachen wie in blühenden Zeiten gleichermaßen funktionieren. Und ein starker Pakt kann nur auf der Grundlage von Prinzipien und Innovationen aufgebaut werden, die die langfristigen Kostenprobleme erkennen und ihnen Rechnung tragen.






Politische Stabilität



Eine Welt, die durch Krieg und Terror zerrissen ist, ist nicht in der Lage, in die entferntere Zukunft zu blicken. Aber genau dieser Blick ist nötig, um einschneidende künftige Klimaveränderungen zu verhindern und mit den schon erfolgten fertig zu werden. Ein Klimapakt könnte präventives Handeln stärken, um die Unsicherheit zu mindern, die durch den Klimawandel hervorgerufen oder verschärft wird. Aber bevor nicht die Nationen Wege finden, gewaltsame Konflikte zu entschärfen und die Wahrscheinlichkeit zu minimieren, dass der Terrorismus ganze Gesellschaften zerreißt und auseinanderbrechen lässt, werden die Prävention und die Bewältigung des Klimawandels nur eine untergeordnete Rolle spielen. Positiv gesehen bietet die Aushandlung eines effektiven Klimaabkommens den Ländern, wenn sie es nutzen, eine Gelegenheit, Frieden zu praktizieren, über die enge Interessenlage innerhalb der eigenen Grenzen hinauszusehen und ihre Abhängigkeit vom Rest der Welt sowie die Menschheit als eine einzige verletzliche Gattung zu erkennen – und nicht als eine Ansammlung von Nationen, die in einem nutz- und endlosen Wettbewerb gefangen sind.






Mobilisierung für den Wandel



In dem Maße, wie die Angst vor dem Klimawandel in den letzten Jahren gestiegen ist, hat auch das politische Handeln zugenommen. Die Gegner dieses Handelns haben jedoch immer wieder auf die großen Kosten der Emissionsreduzierungen hingewiesen. In einer Zeit ernsthafter Wirtschaftsprobleme nimmt die Kraft eines solchen Arguments zu, und einige lassen sich überzeugen und gehen direkt vom Leugnen eines Problems zur Verzweiflung über. Die wirksamste Antwort auf beide Reaktionen besteht nach den Worten von John Gardner, dem Gründer von Common Cause, darin, die globale Erwärmung als „atemberaubende Chance, die sich als unlösbares Problem maskiert hat“, zu sehen. Die Lösung des Klimaproblems wird die größte Gründungswelle neuer Industrien und Jobs auslösen, die die Welt seit Jahrzehnten gesehen hat. In den Vereinigten Staaten zählen Michigan, Ohio und Pennsylvania zu den Staaten, die enorme Anstrengungen unternommen haben, um Industrie im Bereich der neuen Energien anzuziehen – mit Blick auf den Klimawandel und dem Hauptaugenmerk darauf, neue Jobs zu schaffen und die Wirtschaft wiederzubeleben.






Im November 2009 wird die Welt die Probe machen. Werden die rund 200 Einzelstaaten, die sich in Kopenhagen treffen, um ein neues Klimaabkommen zu vereinbaren, zu einem neuen Protokoll kommen, das eine Vision ebenso wie einen Fahrplan enthält, der das weltweite Handeln vorantreibt und beschleunigt? Herausforderungen gibt es genug: Werden die weltweite Finanzkrise und der Konflikt im Nahen Osten die Führer der Welt ablenken? Wird der neue Präsident der USA Zeit genug haben, das Land wieder in eine Führungsposition zu bringen? Wird man die weltweite Nord-Süd-Spaltung, die die Klimagespräche der vergangenen Jahre dominiert hat, überwinden können?






Zur Lage der Welt 2009 präsentiert einige mögliche Antworten auf diese Herausforderungen. Aber ein lebenswichtiges Thema überragt alle anderen: der Klimawandel. Er ist keine gesonderte Angelegenheit, die man unabhängig von allen anderen angehen könnte. Die Weltwirtschaft treibt den Klimawandel ganz wesentlich an, und die wirtschaftlichen Strategien müssen revidiert werden, wenn das Klima jemals stabilisiert werden soll – und wenn wir die menschlichen Bedürfnisse erfüllen sollen, für die die Weltwirtschaft letztendlich da ist.






Wir können uns einen Fehlschlag der Kopenhagener Klimakonferenz nicht leisten. Das Ergebnis dieses Treffens wird in den Geschichtsbüchern verzeichnet werden – und in der dauerhaften Zusammensetzung der Atmosphäre, die uns allen gemeinsam ist.






(Die Anmerkungen und Quellennachweise im Original sind hier nicht wiedergegeben.)


Siehe auch


Zur Lage der Welt – Jahresberichte – Übersicht (Heinrich-Böll-Stiftung) – hier gibt es das einleitende Kapitel Zeit der Entscheidungen: Klimazug nimmt Kurs auf Kopenhagen als PDF sowie einige Audio-Dateien von der Podiumsdiskussion bei der Buchvorstellung