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Satish Kumar / Roswitha Hentschel (Hrsg.)
Metapolitik

Die Ernst-Friedrich-Schumacher-Lectures


München 1985 (Dianus-Tricont); 392 Seiten; ISBN 3-88167-130-7






METAPOLITIK ist das Kennwort für die visionäre und spirituelle Erneuerung des Bewußtseins und handelt von Entwürfen und Artikulationen neuer politischer Methoden, neuer politischer Inhalte als auch neuer Durchsetzungsformen. METAPOLITIK reflektiert, was hinter der Politik steht und was ihr vorausgeht. METAPOLITIK experimentiert mit schrittweiser Veränderung des sozialen Raums und des individuellen Bewußtseins. Diese Wissenskunst mit praktisch erprobten Ansätzen einer glaubwürdig menschlichen Politik jenseits aller machtpolitischen Nötigungen ist angesichts staatlicher Großsysteme, reizloser Wissenschaft und der zunehmend orientierungslosen Fragmentierung unserer Lebenswelt eine Notwendigkeit. (Klappentext)


Inhaltsverzeichnis


Vorwort



Carl Amery: Aufklärung Abklärung
Christian Schumacher: Vorwort zur deutschen Ausgabe
Roswitha Hentschel: Einführung in die Thematik






l. Psychologie: Der Mut der Außenseiter



Einführung
Ronald D. Laing: Das Wesen des Geistigen
Diskussion
Colin Wilson: Auf dem Gipfel des Seins
Susan Griffin: Die gespaltene Kultur
Sigmund Kvaloy: lnnere Demokratie






ll. Philosophie: Signale des kulturellen Wandels



Einführung
Fritjof Capra: Ein Weltbild im Entstehen
Diskussion
John Michell: VorschlagfüreineandereDenkart
Rupert Sheldrake: Biologie und Religion
lvan lllich: Vernakuläre Werte
Diskussion






lll. Gesellschaft: Die wahren Probleme des Lebens



Einführung
Shirley Williams: Arbeit für Alle
Petra Kelly: WeShall Overcome“
Kirckpatrick-Sale: Bioregionalismus – Ein geopolitisches Konzept
Wendell Berry: Mensch, Land und Gemeinschaft






lV. Entwicklung: Lernen aus der Tradition



Einführung
A.T.Ariyaratne: Sarvodaya Shramadana – Eine buddhistische Selbsthilfebewegung
Helena Norberg-Hodge: Ladakh – Eine bedrohte Kultur
Gary Snyder: Wildes, gutes, heiliges Land






V. Wirtschaft und Technik: Schritte in die richtige Richtung



Einführung
Amory Lovins: Sanfte Energie
Diskussion
Gerald Leach: Energie der Zukunft: lst Klein das richtige Maß?
Leopold Kohr: Angemessene Technologie






Die Herausgeber
Die Autoren


Leseprobe


Carl Amery
AUFKLÄRUNG ABKLÄRUNG


Naturgemäß ist es dem Vorsitzenden der deutschen Ernst Friedrich Schumacher-Gesellschaft eine Freude und eine Genugtuung, diese Arbeiten, die aus der Aktivität der englischen Schumacher-Society hervorgegangen sind, mit einem Grußwort zu begleiten. Sowohl unseren englischen Freunden wie der deutschen Schumacher-Gesellschaft geht es ja um die gleichen Anliegen. Es geht um die künftige Bewohnbarkeit des Planeten, um Formen des Zusammenlebens mit der Natur wie des menschlichen Zusammenlebens, die solche Bewohnbarkeit gestatten. Alle Mitarbeiter dieses Bandes, ebenso wie die Freunde der deutschen E.F.Schumacher-Gesellschaft, sind darüber hinaus davon überzeugt, daß ernsthafte, vorurteilsfreie Bemühung um eine solche Zukunft Neues, Wesentliches über die Natur und die „Bestimmung“ des Menschen zu erschließen geeignet ist.

Festgestellt sei: bei solchen Bemühungen geht es um das genaue Gegenteil von Obskurantismus, von Wissenschafts- und Fortschrittsfeindlichkeit. Es geht vielmehr um die nächste, blutig notwendige Phase der Aufklärung selber. Das Paradox, unter dem die traditionelle, bornierte Form der Aufklärung bisher existiert hat, besteht ja gerade darin, daß die (weithin unreflektiert) anerkannten Voraussetzungen und Handlungsanleitungen des abendländischen Rationalismus in einer Sackgasse geendet sind – einer Sackgasse, die in der Praxis mit dem Ende der menschlichen Spezies enden könnte. Die Autoren, die sich in unserem Band äußern, sind sämtlich davon überzeugt, daß dies nicht die letzte Auskunft über die Spezies HOMO SAPIENS sein kann; daß es vielmehr Zeit ist, höchste Zeit, seine Daseinsbedingungen neu und vorurteilsfrei zu überprüfen, verschüttete, historisch oder ideologisch diskreditierte Möglichkeiten seiner irdischen Tätigkeit und seines Verhältnisses zur Biosphäre aufzuzeigen und zu interpretieren und sie für eine neue, eine erweiterte Aufklärung nutzbar zu machen.

Freilich, diese neue Aufklärung wird, um den Wiener Gelehrten Rupert Riedl zu zitieren, notwendigerweise auch eine „Abklärung“ sein; eine wohlerwogene Zurücknahme naiven Hochmuts, blinden Fortschrittsglaubens, übersteigerter Einschätzung des eigenen Potentials. Solche Abklärung ist, im weitesten Sinne, Trauerarbeit; Abschied von geliebten und (teilweise abgöttisch verehrten) Vorstellungen, die man in den Rang allgemeingültiger Gesetze erhoben hat. Aber war die erste Aufklärung etwas anderes? War sie, auf ihre Weise, nicht mindestens genauso unbarmherzig mit den Erwählungs-Vorstellungen älterer Epochen? Und wenn (wie es in den vorliegenden Arbeiten immer wieder aufscheint) einiges Wesentliche aus diesen älteren, vom Rationalismus alter Prägung verachteten Epochen aufs neue kostbar, aufs neue bedenkenswert erscheint – der Zusammenhang ergibt, daß damit niemals blinde Restauration gemeint sein kann.

Der Band geht von der Mündigkeit des Lesers aus, und das sollte auch dieses Geleitwort tun. Es sollte darauf verzichten, das vorzuinterpretieren, was eigenwillige Geister nun darlegen werden. Auf Einmütigkeit, auf „Geschlossenheit“ solcher Geister sollte niemand zählen – ihre Annäherungen ans Thema sind so zahlreich wie sie selbst. Es bleibt jedoch zu hoffen, daß einer Öffentlichkeit, die sich fast schon pathologisch vor den Tatsachen verkriecht, leise und unerbittlich die Unabwendbarkeit der neuen, der weiteren Aufklärung in Herz und Hirn übergeht.