langelieder > Bücherliste > Radermacher 2007 |
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Franz
Josef Radermacher / Bert Beyers |
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»Der
Welt droht ein ökologischer Kollaps, wenn sie die sozialen
Fragen zulasten der Umwelt zu lösen versucht. Und ihr droht
eine Brasilianisierung, das heißt eine unakzeptable
Wohlstandsverschiebung von der Mehrheit der Menschen zu
profitierenden Eliten inklusive der Auflösung der
Demokratie, falls sie die ökologischen Probleme zulasten der
sozialen Probleme zu lösen versucht. |
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(Aus dem Vorwort) |
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Jahrgang 1950, ist ist Mathematiker und Wirtschaftswissenschaftler, Leiter des Forschungsinstituts für anwendungsorientierte Wissensverarbeitung in Ulm, gleichzeitig Professor für Datenbanken und Künstliche Intelligenz an der Universität Ulm. Er ist Mitglied des Club of Rome, Präsident des Bundesverbandes für Wirtschaftsförderung und Außenwirtschaft (BWA) Träger des Global Consciousness Award und ausgezeichnet mit dem Preis des Landes Salzburg für Zukunftsforschung (Robert-Jungk-Preis). Bücher: Balance oder Zerstörung: Ökosoziale Marktwirtschaft als Schlüssel zu einer weltweiten nachhaltigen Entwicklung (2002); Global Marshall Plan / A Planetary Contract. For a Worldwide Eco-Social Market Economy (2004); Globalisierung gestalten – Die neue zentrale Aufgabe der Politik (2006) |
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ist Philosoph und Redakteur beim NDR in Hamburg. Er ist u.a. Autor des Buches Die Zukunftsmacher (1999) und Koautor von Corporate Foresight (2004). |
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Die Global Marshall Plan Initiative setzt sich ein für ein verbessertes und verbindliches globales Rahmenwerk für die Weltwirtschaft, das die Wirtschaft mit Umwelt, Gesellschaft und Kultur in Einklang bringt. |
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Inhaltsverzeichnis |
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Vorwort |
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Einleitung |
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Superorganismus Menschheit |
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Bevölkerungswachstum: Ein Programm läuft aus – Chaotische Zustände? – Der Motor der Geschichte: Kommunikation und Interaktion – Der Mensch hält das hohe Tempo nicht mehr aus – Achtung Bumerang: Neue Technik gebiert neue Probleme – Technischer Fortschritt? – Eine zukünftige stabile Welt ist denkbar – Rechner verändern die Welt – Die Intelligenz von Superorganismen – Superorganismus Menschheit: Eine Chance |
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Der Mythos vom freien Markt |
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Wir haben nur diesen einen Planeten – Wie löst man ein Gefangenendilemma? – Reiche verursachen die meiste Verschmutzung – Wohlhabende Länder sind sozial ausgeglichen – Reichtum ist systemischer Natur – Konkurrenz ist wichtig, Kooperation ist wichtiger – Ökosoziale Marktwirtschaft als Garant höchsten Wachstums – Wer die Regeln setzt, hat die Macht |
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Aufklärung in Zeiten der Globalisierung |
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Ökosozial statt marktradikal – Eine bessere Globalisierung ist möglich – Technik ist eine Chance – Für ein Ökosoziales Weltwirtschaftswunder – Zukunft braucht Werte – Aufklärung in Zeiten der Globalisierung |
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Globale Ökosoziale Marktwirtschaft |
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Szenario 1: »Kollaps« – Szenario 2: »Ökodiktatur/Brasilianisierung« – Szenario 3: »Globale Ökosoziale Marktwirtschaft« – Globalisierung gestalten – Europa als Erfolgsmodell – Wie schafft man einen Weltvertrag? |
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Der Global Marshall Plan |
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Eine Investition in die Zukunft – Ziel 1: Millenniumsentwicklungsziele verwirklichen – Ziel 2: Pro Jahr zusätzlich 100 Milliarden US-Dollar aufbringen – Ziel 3: Faire Mechanismen zur Bereitstellung der Mittel – Ziel 4: Ein Grand Design für die globale Ökosoziale Marktwirtschaft – Ziel 5: Selbstgesteuerte Entwicklung er möglichen |
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Epilog |
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Anmerkungen,
Webadressen |
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Leseprobe |
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Vorwort |
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Zu Beginn des 2 1. Jahrhunderts befindet sich die Welt in einer extrem schwierigen Situation: Ökologische Probleme, Kampf um Ressourcen, eine drohende Klimakatastrophe, eine Verschärfung der Arm-Reich-Problematik, Konflikte und Unverständnis zwischen Kulturen, eine unkontrollierte Ausweitung der Geldmenge mit völlig asymmetrischem Zugriff auf diese Volumina etc. |
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Aus der Sicht des Club of Rome ist das nicht überraschend. Wir haben schon 1972 mit dem Bericht Grenzen des Wachstums die Risiken aufgezeigt, die mit der dominierenden Wirtschaftsweise und Governance-Struktur in dieser Welt verbunden sind. Dies gilt vor allem für eine Forcierung von »freien« Märkten ohne adäquate Rahmenbedingungen, also ohne ausreichende Berücksichtigung sozialer, kultureller und ökologischer Anliegen, die Voraussetzung sind für eine lebenswerte, friedliche und mit einer nachhaltigen Entwicklung kompatiblen Welt. |
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Club of Rome-Mitglieder haben sich in den letzten Jahren aus unterschiedlichen Blickwinkeln mit den angesprochenen Fragen beschäftigt. So Wouter van Dieren in seinen Untersuchungen zu einer besseren Methodik zur Messung von Wirtschaftsleistung und Wachstum, Ernst Ulrich von Weizsäcker mit Partnern in seinen Arbeiten zur Erhöhung der Ressourcenproduktivität (Faktor 4) und zu den Grenzen von Privatisierungen, und Orio Giarini und Patrick M. Liedtke in ihrem Bericht zu der sehr grundsätzlichen Frage nach der Zukunft der Arbeit. Die Studien zur Zukunft der Arbeit erfolgen vor dem Hintergrund des Übergangs in eine Wissensgesellschaft mit hohem Serviceanteil, immer weitergehender Automatisierung und weltweiter Konkurrenz bei extrem unterschiedlichen Entlohnungsniveaus. |
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Alle genannten Untersuchungen reflektieren Chancen und Risiken aktueller Entwicklungen und offensichtliche Fehlsteuerungen in den weltweiten Prozessen. Das gilt auch für zwei weitere wichtige Publikationen aus dem Umfeld des Club of Rome, nämlich das vor kurzem erschienene 30-Jahre-Update von Grenzen des Wachstums, an dem erneut Dennis Meadows als Hauptautor beteiligt war, und das vor kurzem erschienene Buch des Club of Rome-Mitglieds Sergey P. Kapitza zur Weltbevölkerungsproblematik. |
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Alle genannten Berichte unterstreichen, wie groß die Herausforderungen sind, und alle sind wichtige Bezugspunkte des vorliegenden Textes von Franz Josef Radermacher und Bert Beyers. In einer Zusammenschau wird deutlich: Wir haben die Zeit seit 1972 nicht gut genutzt. Viel Zeit wurde vertan in einem Globalisierungs-Hype, der nur die Gewinner, nicht aber die Verlierer der weltökonomischen Prozesse im Blick hat. |
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Das vorliegende Buch fragt vor diesem Hintergrund nach der Zukunft der Menschheit. Unser sehr aktives Club-of-Rome-Mitglied Franz Josef Radermacher hat hierzu wesentliche Überlegungen in jahrelanger wissenschaftlicher Arbeit erstellt. Dies geschah in wichtigen Themenbereichen in enger Zusammenarbeit mit dem leider viel zu früh verstorbenen Robert Pestel von der deutschen Sektion des Club of Rome, Sohn von Eduard Pestel, eines der Gründungsmitglieder des Clubs. In diese Arbeiten war auch Mike Mesarovic, eines unserer Mitglieder der ersten Stunde, involviert. Die Arbeiten zeichnen im Wesentlichen folgendes Bild: Der Welt droht ein ökologischer Kollaps, wenn sie die sozialen Fragen zulasten der Umwelt zu lösen versucht. Und ihr droht eine Brasilianisierung, das heißt eine unakzeptable Wohlstandsverschiebung von der Mehrheit der Menschen zu profitierenden Eliten inklusive der Auflösung der Demokratie, falls sie die ökologischen Probleme zulasten der sozialen Probleme zu lösen versucht. |
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Mit Nachhaltigkeit kompatibel ist nur eine balancierte Zukunft, ein weltweites ökosoziales Marktmodell, in dem die reiche Welt in Form einer doppelten Zurückhaltung, mittels Kofinanzierung und geeignet austarierten Marktöffnungen der ärmeren Welt ein Aufholen im Sinne einer akzeptablen Ausgleichsstruktur ermöglicht, wobei Reich und Arm bei abgestimmter Zurückhaltung gemeinsam der Umwelt und der Ressourcenbasis den Raum geben, der naturgesetzlich erforderlich ist, um einen ökologischen Kollaps zu verhindern. |
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Sehr überzeugend ist, wie diese Position auch aus weltethischer Sicht motiviert wird, die mit allen großen Religionen, aber auch mit der Perspektive eines interkulturellen Humanismus kompatibel ist. Das Weltethos wird in Deutschland insbesondere durch Hans Küng vertreten, mit dem ich selber, der ich aus dem islamischen Teil der Welt komme, eng zusammenarbeite. Wir verfolgen das Thema auch beim Parliament of Cultures in Ankara, in dem Franz Josef Radermacher mitwirkt. In all diesen Kontexten geht es um ökologische Anliegen (den Globus intakt zu halten) und sozial-kulturelle Anliegen (die Würde aller Menschen zu achten), inspiriert auch von geeigneten Ausformulierungen der so genannten goldenen Regel: »Was du nicht willst, das man dir tut, das füg auch keinem andern zu.« Auf diesen Fundamenten steht das vorliegende Buch. |
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Wird diese friedliche, nachhaltige Zukunft erreicht werden? Franz Josef Radermacher hält den vielversprechenden Weg einer weltweiten ökosozialen Logik nicht für einen Selbstläufer. Starke Kräfte wirken in eine ganz andere Richtung – nichts ist entschieden. Schwierige Zeiten! Dass es gehen kann, beweist die Europäische Union in ihren Erweiterungsprozessen. Aber sind die reichen Länder – insbesondere die USA – gegenüber dem Rest der Welt zu einer ähnlichen Politik der »Kofinanzierung gegen Standards« bereit, wie sie innerhalb der EU selbstverständlich ist? Oder werden mächtige Kräfte weiter versuchen, über Brainwash-Konstrukte, wie zum Naturgesetz erhobene Begriffsbildungen à la »freie Märkte«, den Globus zu plündern, und damit Kollaps und Terror/Bürgerkrieg heraufbeschwören? |
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Dieses Buch bleibt nicht bei der Analyse stehen. Mit dem Global Marshall Plan werden eine Initiative und ein Konzept beschrieben, um vielleicht noch rechtzeitig die Weichen in eine andere Richtung zu lenken. Der Club of Rome und ich persönlich wie auch mein Vorgänger im Amt des Club-of-Rome-Präsidenten, Ricardo Diez-Hochleitner, unterstützen die Global Marshall Plan Initiative seit ihren Anfängen 2003. Der Plan ist eine unserer wenigen hoffnunggebenden Optionen in schwierigen Zeiten. |
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Ich hoffe, dass das vorliegende Buch dazu beitragen wird, dass Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Medien, Nichtregierungsorganisationen und Weltzivilgesellschaft die Chance begreifen, die in dem Konzept einer weltweiten Ökosozialen Marktwirtschaft und eines Global Marshall Plan, basierend auf einem Weltethos, liegt. Immer mehr Akteure scheinen das zu verstehen. Hoffentlich rechtzeitig! |
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Die Einleitung kann auf der Website des Verlags nachgelesen werden. |
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Globale
Ökosoziale Marktwirtschaft |
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Die aktuelle Lage ist ausgesprochen labil. In den aktuellen weltpolitischen Prozessen gibt es von allen betrachteten Zukunftsszenarien etwas: (1) den Raubbau an Umwelt und Ressourcen und in der Folge die Gefahr des Kollaps und (2) den massiven sozialen Rückbau in den entwickelten Ländern und damit Prozesse, die in Richtung Brasilianisierung / Ressourcendiktatur weisen. Auf der anderen Seite treten (3) auch ökosoziale Elemente zutage, etwa in der Politik der Europäischen Union. Wir befinden uns im Sinne der Chaostheorie in der Nähe eines Verzweigungspunktes. In der momentanen Situation können Ereignisse in der Politik, in der Wirtschaft, im militärischen Bereich, auch Terrorakte etc. kaskadenhafte Folgeeffekte nach sich ziehen (tipping-point-Situation). |
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Die Globalisierungsprozesse weisen so, wie sie heute organisiert sind, in die verkehrte Richtung. Was für die Mehrheit der Menschen und für die Umwelt genau das Falsche ist, ist unter den gegebenen Spielregeln für die Gewinner dieser zerstörerischen Prozesse gerade das Attraktive – auch wenn sie in der Regel nicht zugeben würden, dass sie die Negativkonsequenzen ihrer Handlungen befürworten. Schnell ist die Schuld bei finsteren Potentaten oder Sozialschmarotzern gefunden, die dazu beitragen, dass auf diesem Globus am Ende immer das Gegenteil von dem herauskommt, was angeblich alle wollen. In Wirklichkeit sind aber die systemischen Bedingungen die Wurzel des Übels, die ihrerseits auch noch finstere Potentaten und Sozialschmarotzer hervorbringen. |
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Die gewaltige Herausforderung der Ökosozialen Marktwirtschaft liegt darin, dass sie nicht mehr in abgeschotteten Räumen zu haben ist, Europa wird keine Insel der Seligen in einem marktradikalen Umfeld bleiben können. Die Ökosoziale Marktwirtschaft kommt entweder global, oder sie kommt gar nicht. |
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Ihre Ziele sind: |
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1. |
Weltweit verbindliche soziale und ökologische Standards im Interesse aller Menschen und im Interesse des gemeinsamen Lebensraums. Die schrittweise Entwicklung solcher Standards in ärmeren Ländern bedarf einer fairen Kofinanzierung, die über die Förderung der UN-Millenniumsentwicklungsziele und deren Umsetzung hinausgehen muss. Im Sinne einer möglichst praktikablen Global Governance erscheint es sinnvoll, die bestehenden internationalen Institutionen in den Dienst dieser Vorhaben zu stellen. Das erfordert selbstverständlich Beschlüsse der jeweiligen Mitglieder über geänderte Spielregeln und Aufgabenstellungen von WTO, Weltbank und anderer Organisationen. |
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2. |
Ein neues Bretton-Woods-Abkommen im Sinne eines neuen und durchsetzbaren Ordnungsrahmens für die globalen Finanzmärkte, um einseitigen Bereicherungsprozessen und um dem Gefahrenpotenzial der Spekulation begegnen zu können und um einen Kollaps der Weltfinanzmärkte vielleicht gerade noch rechtzeitig zu verhindern. Die Bedrohung resultiert unter anderem aus der dramatischen Überschuldungssituation der USA sowie aus einer gigantischen, nicht gedeckten Geldschöpfung im Weltfinanzsystem, vor allem im Bereich der Kreditgenerierung, was in der Folge von Basel II verstärkt wurde. Diese Geldwertschöpfung richtet sich zurzeit noch auf die so genannten Asset-Märkte, zum Beispiel Immobilien oder unterschiedliche Formen von Verbriefungen, und taucht insofern (noch) nicht als Inflationsrate in den normalen Konsummärkten auf. |
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3. |
Ein entscheidender Eckpunkt für eine weltweite Ökosoziale Marktwirtschaft ist die Entwicklung weltweit verbindlicher steuerpolitischer Grundsätze. Dazu zählen unter anderem die vergleichbare Besteuerung von nationalen und transnationalen Unternehmen und die Beseitigung von Steueroasen. Eine immer extremere Lastenverteilung soll dadurch korrigiert, der »Steuerwettlauf nach unten« überwunden und die Finanzierung der Erfordernisse des Gemeinwohls gewährleistet werden. |
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4. |
Das mittelfristige Ziel einer weltweiten Ökosozialen Marktwirtschaft wäre die Entwicklung einer Art globalen Finanzausgleichs, um die Lebensqualität aller Menschen auf dem Globus zu sichern. Es geht darum, ein weltweites Prinzip zu etablieren, das Zusammenhalt stiftet: Wohlstand für alle, aber weltweit und stets im Rahmen ökologischer Nachhaltigkeit. |
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5. |
In diesem Sinne ist die weltweite Durchsetzung des Verursacherprinzips und der ökologischen Kostenwahrheit ein Kernelement weltweiter Ökosozialer Marktwirtschaft. |
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All das ist im Rahmen der gegebenen Freihandelslogik nicht möglich. Wollte man das Modell einer Ökosozialen Marktwirtschaft auf den Welthandel übertragen, wäre ein neues Design der Regelwerke erforderlich: der WTO-Standards, die den Handel fördern, dazu IWF- und Weltbank-Standards, die den Geldbereich betreffen, sowie den Standards der International Labour Organization (ILO), die sich mit Arbeitnehmer- und mit Menschenrechten, insbesondere dem Verbot (brutaler Formen) der Kinderarbeit, befassen, schließlich UNEP- und UNESCO-Standards, die den Umweltschutz und die Förderung der kulturellen Vielfalt zum Gegenstand haben. Alle diese globalen Systeme müssten auf internationaler Ebene vernünftig miteinander verschränkt und zur Wirkung gebracht werden. |
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Noch duldet der über die WTO -Regeln geförderte Freihandel die Kinderarbeit, die von der ILO verboten wird, von anderen Menschenrechtsfragen ganz zu schweigen. Die globalen Regelwerke sind nicht nur inkohärent, sie haben auch eine gewaltige Schlagseite. Soziale, kulturelle und ökologische Fragen stehen in der zweiten Reihe und können in der Regel international nicht durchgesetzt werden. Ganz anders sieht das bei den Handels- und Geldsystemen aus. Nur sie sind mit der Macht ausgestattet, ihre Prinzipien mit Hilfe von Schiedsgerichten, durch Geldentzug, Strafzölle, Polizeimaßnahmen bis hin zu Militärinterventionen durchzusetzen. Die dort angewandten Prinzipien hinsichtlich der Frage, welche Waren gehandelt werden dürfen beziehungsweise müssen, beinhalten eben auch, dass man sich nicht an die anderen Prinzipien, zum Beispiel der ILO bezüglich eines Verbots der Kinderarbeit, halten muss, um am Handel oder am internationalen Kreditgeschehen teilnehmen zu können. Ganz im Gegenteil, man wird verklagt und bestraft, wenn man versucht, den Handel entsprechender Güter zu unterbinden. So werden dann letztlich Umwelt-, Sozial- und Kulturstandards in ärmeren Ländern über IWF- und Weltbankaktivitäten ausgehebelt. |
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Im
Abschnitt Der Mensch hält das hohe Tempo nicht mehr aus
(S. 34 ff) wird Sergey Kapitzas These erläutert, „dass
wir uns dem Punkt nähern, an dem die bisherigen
Wachstumsmuster der Menschheit zwangsläufig abbrechen, weil
der Superorganismus Menschheit die nötigen Innovationen
nicht mehr schnell genug liefern kann. (...) Die ultimative
Grenze für die Größe der Menschheit ist die
Leistungsfähigkeit des menschlichen Gehirns, der
entscheidende Engpass ist die erreichbare
Innovationsgeschwindigkeit. Die Innovationen, die heute notwendig
wären, um die Probleme der Menschheit bei weiterem Wachstum
gemäß der bisherigen Logik zu lösen, würde
die ‚Hardware‘ des Menschen völlig überfordern.“
Diese These legt die Folgerung nahe, dass
die globale Krisensituation beherrscht werden könnte, wenn
die Leistungsfähigkeit unseres Großhirns nur groß
genug wäre, um einer beliebig hohen
Innovationsgeschwindigkeit standhalten zu können. |
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Siehe auch: |
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