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Das Buch zur
Wanderausstellung –
siehe: www.grundeinkommen.de/die-idee/wanderausstellung grundeinkommen-attac.de/index.php?id=4293
Die
Idee des bedingungslosen Grundeinkommens transportiert umfassende
Visionen einer Gesellschaft, in der es den Individuen als
TrägerInnen der Menschenrechte möglich ist, nein zu
jeder Zumutung zu sagen, der sie sich nicht freiwillig stellen
wollen. Das klingt emanzipatorisch und positiv und eben deshalb
handelt es sich um einen hoch konfliktiven Vorschlag. Wer mehr
Macht, Einfluss und Durchsetzungsmöglichkeiten hat als
andere, wird nicht begeistert sein von einem Vorschlag, der es
allen ermöglicht, sich der Macht und dem Einfluss zu
entziehen und sich auf die eigenen Bedürfnisse zu
besinnen.
Um das Grundeinkommen gibt es also
gesellschaftlichen Streit und es wird ihn weiter geben. Diese
Auseinandersetzungen sind wichtig und machen einen Teil der
Qualität eines späteren Grundeinkommens aus. Das
Grundeinkommen ist kein Wolkenkuckucksheim, das in der Phantasie
an die Stelle von als unzulänglich und repressiv erlebten
Sozialsystemen treten könnte, es ist auch nicht der magische
deus ex machina, der alle Probleme löst, sondern ein
Vorschlag, der Kraft und Richtung gibt beim Eingreifen in die
täglichen sozialpolitischen Auseinandersetzungen.
Blick
ins Buch auf www.agspak-buecher.de
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Dieses
Buch dokumentiert zwar die Ausstellung „Bedingungsloses
Grundeinkommen“, die in Zusammenhang mit dem dritten
deutschsprachigen Grundeinkommenskongresses im Oktober 2008 in
Berlin entstanden ist. Aber es handelt sich gleichzeitig um
deutlich mehr als ein Begleitheft oder um einen Katalog zur
Ausstellung. Unser Anspruch ist es, zu zeigen, dass die ldee des
bedingungslosen Grundeinkommens umfassende Visionen einer
Gesellschaft transportiert, in der es den lndividuen als
Trägerlnnen der Menschenrechte möglich ist, nein zu
jeder Zumutung zu sagen, der sie sich nicht freiwillig stellen
wollen.
Deshalb ist das bedingungslose Grundeinkommen auch
kein technisches Konzept, das sich kluge Leute ausdenken und das
man dann nur noch verwirklichen muss. Nicht Gesetzesvorschläge
und Bundestagsabstimmungen werden uns dem Grundeinkommen
näherbringen, sondern das lebendige Bemühen der
Menschen, die Baustelle Gesellschaft selbst, selbstbewusst und
mit aller ihnen möglichen Kreativität zu
gestalten.
Das klingt emanzipatorisch und positiv, fast
wie ein Traum, und ist auch genau das. Und eben deshalb handelt
es sich um einen hoch konfliktiven Vorschlag. Wir leben in einer
Gesellschaft, weltweit wie national, in der einige mehr Macht,
Einfluss und Durchsetzungsmöglichkeiten haben als andere,
und zwar nicht zufällig und gelegentlich, sondern
systematisch. Die werden nicht von sich aus begeistert sein von
einem Vorschlag, der es allen ermöglicht, sich ihrer Macht
und ihrem Einfluss zu entziehen und sich auf ihre eigenen
Bedürfnisse zu besinnen.
Um das Grundeinkommen gibt
es also gesellschaftlichen Streit und es wird ihn weiter geben.
Diese Auseinandersetzungen sind wichtig und machen einen Teil der
Qualität eines späteren Grundeinkommens aus. Oft werden
wir in Diskussionen gefragt, ob die Menschen denn schon,,reif"
für ein Grundeinkommen wären und damit für eine
Gesellschaft, in der sie selbstverantwortlich über ihre
Tätigkeit entscheiden können. Ja, es stimmt, eine
solche Gesellschaft entsteht nicht aus dem Nichts. Sie kann nicht
verordnet oder sozusagen als Geschenk den Menschen übergestülpt
werden. Sie will erarbeitet und eingeübt sein.
Und
genau das geschieht in den Auseinandersetzungen um die Einführung
eines bedingungslosen Grundeinkommens. Diese gesellschaftlichen
Kämpfe sind es, die den Menschen das Selbstbewusstsein
geben, für ihre eigenen Anliegen selbst verantwortlich sein
zu wollen und zu können. Ein späteres Grundeinkommen
wird genau so viel wert sein wie die Kämpfe, die darum
geführt worden sind. Die Phantasie diesbezüglich
anzuregen, Richtungen aufzuzeigen, in die das gehen könnte,
mögliche Partnerlnnen zu benennen, ist Anliegen dieses
Buches.
Die Ausstellung selbst gibt in vier Blöcken
einen Einblick in die Fragen: „Was ist ein bedingungsloses
Grundeinkommen?“, „Wie kann es Wirklichkeit werden?“,
„Wer oder was spricht dagegen?“, „Was bewirkt
es?“ Die Ausstellungstafeln stellen je abgeschlossene
Aussagen dar, die je für sich lesbar und verständlich
sind. Sie enthalten aber immer auch Elemente, die über die
unmittelbare Aussage hinausführen. Wir werden sie im
Folgenden als Aufhänger nehmen, um jeweils einen solchen
Aspekt etwas auszuführen, der sich nur indirekt aus den
Aussagen der Tafel ergibt. Das Anliegen ist es also, die Aussagen
derTafeln über sich selbst hinaus zu öffnen und die
Kreativität der Leserlnnen anzuregen. Grundeinkommen wäre
in diesem Sinne als eine Richtungsforderung zu verstehen, die uns
zeigt, wo es einmal hingehen könnte, ohne dass damit genaue
Handlungsanweisungen für hier und jetzt verbunden
wären.
Formal wird das so aussehen, dass nach der
Dokumentation der Tafel das jeweilige Thema benannt und sehr kurz
erläutert werden wird. Dann werden wir einen oder mehrere
Buchtipps mit Kurzbesprechung, lnternetadressen benennen, wo man
sich weitergehend informieren kann, und schließlich in
einem Text einige Elemente des angesprochenen Themas darstellen.
DieseTexte sind manchmal zitiert, dann in der Regel auch für
die Bedürfnisse der Darstellung in unserem Rahmen gekürzt
oder bearbeitet. ln diesen Fällen ist angegeben, wo der
Originaltext herkommt und nachgelesen werden kann. Texte ohne
Autorlnnen- und Quellenangabe sind von uns speziell für
dieses Buch geschrieben worden. Einige Themen konnten aus
Platzgründen in der Ausstellung selbst nicht behandelt
werden. Sie werden hier in Form von Exkursen eingebaut.
Wir,
beide Autoren der Ausstellung und des Buches, sind seit vielen
Jahren in der Attac-AG „Genug für alle“
engagiert. Diese AG setzt sich aktiv für ein bedingungsloses
Grundeinkommen ein und hat vielfältige Initiativen
diesbezüglich unternommen. Wir haben dieses Engagement immer
so verstanden, dass es einen Bezug zu den real stattfindenden
Auseinandersetzungen um ein gutes Leben hier und jetzt haben
muss. Das Grundeinkommen ist kein Wolkenkuckucksheim, das in der
Phantasie an die Stelle von als unzulänglich und repressiv
erlebten Sozialsystemen treten könnte, es ist auch nicht der
magische deus ex machino, der alle Probleme löst, sondern
ein Vorschlag, der Kraft und Richtung gibt beim Eingreifen in die
täglichen sozialpolitischen Auseinandersetzungen. Damit
irritieren wir gelegentlich unsere Partnerlnnen in beiden
Bewegungen. Vor allem für Kolleglnnen in den Gewerkschaften
sind unsere Überlegungen der Trennung von Erwerbsarbeit und
Einkommen oft schwer nachvollziehbar. Und umgekehrt löst es
in der Grundeinkommensbewegung manchmal Befremden aus, wenn wir
von Migration, den Schulden des Südens oder der ökologischen
Frage reden. Aber wir sind überzeugt, dass die Dinge so
zusammengehören und muten sie deshalb nicht nur unseren
politischen Partnerlnnen, sondern auch unseren Leserlnnen zu.
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