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Kohei Saito
Systemsturz
Der Sieg der Natur über den Kapitalismus

München 2023 (dtv); 320 Seiten; ISBN: 978-3-42335242-0
Englischer Titel der japanischen Originalausgabe (2020):
Capital in the Anthropocene. Towards the Idea of Degrowth Communismn

»Wir sind heute Zeugen des Endes des Fortschritts. Der zunehmende Rechtsfaschismus, der anhaltende Völkermord und die fortschreitende Zerstörung des Planeten sind Ausdruck der Niederlage der modernen westlichen Werte. Die Zukunft ist ein Zusammenbruch. Die Zukunft ist die Barbarei. Das bedeutet jedoch nicht, dass wir alle gleichzeitig sterben werden. Der Prozess des zivilisatorischen Zusammenbruchs wird höchst ungleich und ungleichmäßig verlaufen. Die Schwächeren und Armen werden zuerst leiden und zugrunde gehen, während die Superreichen noch mehr Reichtum an sich reißen werden. Deshalb ist die Idee des Sozialismus auch heute noch wichtig. Nach dem Ende des Fortschritts ist es notwendig, den Sozialismus inmitten der Barbarei zu errichten. Und das ist kein Projekt der Emanzipation mehr, sondern das Projekt der Anpassung. Radikale Hoffnung für die Zukunft entsteht nur aus der Akzeptanz eines Zusammenbruchs. Das ist die Kriegsökonomie des 21. Jahrhunderts.«
(Kurzvideo auf thenew.institute/en/people/kohei-saito)

»Wir können die Probleme, die vom Kapitalismus verursacht wurden, nicht dadurch lösen, dass wir ihn uns für später warmhalten. Er ist nämlich das Grundübel. Für einen Ausweg aus dem kapitalistischen Schlamassel müssen wir die Ursache des Klimawandels, den Kapitalismus, mit aller Kraft gründlich kritisieren. Denn er ist es, der uns die Armut bringt, während er weiter Knappheit schafft und Profite erwirtschaftet. Auch die Commons hat er aufgelöst, und darum ist es der Degrowth-Kommunismus, der uns ein humaneres Leben in Überfluss ermöglicht. Sollten wir weiterhin versuchen, den Kapitalismus am Leben zu erhalten, sind wir angesichts des Chaos, das die Klimakrise mit sich bringt, zum Rückfall in die Barbarei verdammt.«
(Seite 247)

»Das vorliegende Buch analysiert die Verflechtung von Kapital, Gesellschaft und Natur im Anthropozän und beruft sich dabei gelegentlich auf ›Das Kapital‹ von Marx. Selbstredend habe ich keinesfalls die Absicht, den Marxismus der Vergangenheit einfach aufzuwärmen und aufzuarbeiten. 150 Jahre haben Marx’ Anschauungen vor sich hingeschlummert, ich möchte sie neu entdecken und weiterentwickeln. Mit diesem ›Systemsturz‹ könnten unsere Fantasie und Vorstellungskraft befreit werden, damit wir im Zeitalter der Klimakrise eine bessere Gesellschaft erschaffen.« (Seite 12)

Kohei Saito, geboren 1987, ist Associate Professor für Philosophie an der Universität von Tokio. Er promovierte 2016 an der Humboldt-Universität zu Berlin, ist Mitherausgeber der Marx-Engels-Gesamtausgabe und wurde 2018 mit dem Isaac-Deutscher-Preis ausgezeichnet. Saitos »Systemsturz« wurde in Japan ein großer Erfolg, das Buch verkaufte sich dort mehr als 500.000 Mal.

INHALTSVERZEICHNIS
Vorwort
Die Ziele für nachhaltige Entwicklung sind das Opium des Volks!

Kapitel 1
Der Klimawandel und die imperiale Lebensweise
Die Schuld des Wirtschaftsnobelpreises
Point of no Return
Wie die imperiale Lebensweise Opfer fordert
Die Übernutzung der Peripherien im Anthropozän

  • Die technische Auslagerung: Störung des Ökosystems
  • Die räumliche Auslagerung: Externalisierung und ökologischer Imperialismus
  • Die zeitliche Auslagerung: "Nach uns die Sintflut"
Die Doppelbelastung der Peripherien
Die Krise wird sichtbar

Kapitel 2
Die Grenzen des Klima-Keynesianismus
Der Green New Deal als Hoffnung?
Planetare Grenzen
Was ist Entkopplung?
Entkopplung ist eine Illusion
Das Jevons-Paradoxon: Wie Effizienzsteigerung die Umwelt noch mehr belastet
Der wahre Preis des Elektroautos
Eine Technologie, die das CO2 aus der Atmosphäre entfernt?
„Der Weg zum Aussterben ist mit guten Vorsätzen gepflastert“

Kapitel 3
Kritik am kapitalistischen Degrowth
Vom Wirtschaftswachstum zum Degrowth
Die Donut-Ökonomie: Über gesellschaftliche Grundlagen und ökologische Obergrenzen
Besteht eine Korrelation zwischen Wirtschaftswachstum und Glück?
Vier Alternativen für die Zukunft
Warum Degrowth im Kapitalismus nicht möglich ist
Die Kapitalismuskritik der Generation Z
Für einen Degrowth-Neustart
Für eine Degrowth-Theorie der Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit

Kapitel 4
Marx im Anthropozän
Marx‘ Rehabilitation und Commons als dritter Weg
Ein Klassiker als Werkzeug für heute
Die Entstehung der Stoffwechseltheorie: Der Wandel der Theorie im ‚Kapital‘
Für einen Ökosozialismus, der auf eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung abzielt
Der Eurozentrismud des ‚Kapitals‘
Der ‚Brief an Sassulitsch‘ aus ökologischer Perspektive neu betrachtet
Ein bedeutender theoretischer Wandel: Die Transformation des Kommunismus
Marx wendet sich dem Degrowth zu
Der Degrowth-Kommunismus als neues Werkzeug

Kapitel 5
Der Akzelerationismus als Realitätsflucht
Wie Bürgerversammlungen die Demokratie neu ausrichten
Wie die „Subsumption“ unter das Kapital uns hilflos macht
„Verriegelte Technologien“ sind gegen die globale Krise unangebracht
Ein anderer Überfluss

Kapitel 6
Kapitalismus bedeutet Mangel, Kommunismus bedeutet Überfluss
Der Kapitalismus schafft Mangel
Die Auflösung der Commons als Wegbereiter des Kapitalismus
Das Lauderale-Paradox
Der Gegensatz von Wert und Gebrauchswert
Knappheit und Katastrophenkapitalismus
Kommunismus bedeutet, sich die Commons zurückzuholen
Der Degrowth-Kommunismus schafft eine Wirtschaft der Fülle

Kapitel 7
Der Degrowth-Kommunismus rettet die Welt
Die Corona-Pandemie als beispielhafte Krise
Thomas Pikettys Hinwendung zum Sozialismus
Die Umwälzung beginnt am Ort der Arbeit und Produktion
‚Das Kapital‘ im Anthropozän
Die fünf Säulen des Degrowth-Kommunismus

  1. Wandel zur Gebrauchswertwirtschaft
  2. Verkürzung der Arbeitszeit: Für weniger Arbeitszeit und mehr Lebensqualität
  3. Aufhebung uniformer Arbeitsteilung: Für die Wiederherstellung der Kreativität der Arbeit
  4. Demokratisierung des Produktionsprozesses: Je demokratischer der Produktionsprozess, desto langsamer die Wirtschaft
  5. Fokus auf systemrelevante Arbeit: Für einen Wandel zur Gebrauchswertwirtschaft und die Wertschätzung arbeitsintensiver systemrelevanter Arbeit
Bullshit-Jobs gegen systemrelevante Arbeit
Der Degrowth-Kommunismus flickt den Riss im Stoffwechsel

Kapitel 8
Die Klimakrise als „Hebel“
Eine furchtlose Stadt: Barcelona ruft den Klimanotstand aus
Vom globalen Süden lernen
Klimagerechtigkeit als „Hebel“
Das Problem der traditionellen Linken und verschiedener Maßnahmen
Wirtschaft, Politik und Umwelt: Für eine Neuausrichtung der Dreifaltigkeit

Schlusswort
Damit die Geschichte kein Ende hat

Anhang
Abkürzungsverzeichnis, Anmerkungen, Literatur, Abbildungsverzeichnis, Register

LESEPROBE
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