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Lionel Tiger / Robin Fox
Das Herrentier

Steinzeitjäger im Spätkapitalismus


München Gütersloh Wien 1973 (Bertelsmann); 336 Seiten; ISBN 3-570-04599-4






Der nichtentfremdete Mensch ist keineswegs der autarke, sondern der sozial befriedigte Mensch – und es ist das Gefühl der sozialen Befriedigung und Zufriedenheit, das von der modernen Industriegesellschaft bedroht wird. Eine solche Bedrohung entsteht dadurch, daß die Masse der Individuen von der Teilnahme am Prozeß des „Beutemachens“ ausgeschlossen und in bloße „Werkzeuge“ verwandelt wird – sie sind eher Objekte, die man kaufen und verkaufen kann, als Subjekte des Austausches. (S. 156 f)

Während von Marx bis Marcuse soziale Gerechtigkeit mehr oder weniger nur ein ethisches Postulat war, zeigen Tiger und Fox, wie tief verwurzelt in der Stammesgeschichte des Menschen das Bedürfnis nach Teilhabe an den gemeinsam erzeugten Gütern ist. Die alte Gleichung von Urzeit und Endzeit, meist nur visionär erahnt, wird hier naturwissenschaftlich untersucht und bejaht. Der Mensch gehört nach seiner biologischen Abstammung mit Halbaffen und Affen zur Ordnung der Primaten (deutsch: Herrentiere). Er lebte Hunderttausende von Jahren als beutemachender Jäger in Horden. Verschwindend klein ist dagegen der Zeitraum, in dem er Ackerbau und Handel betreibt, Hochkulturen entstanden, sich die industrielle Revolution vollzog. Das Biogramm des Steinzeitjägers hat sich den neuen Verhältnissen nicht angepaßt. Der Mensch reagiert deshalb mit Frustration oder Aggressivität auf die moderne Form der Sklaverei.


Robin Fox


geb. 1934 in England, Anthropologe und Sozialwissenschaftler an Rutgers University, New Jersey, USA u.a.

Lionel Tiger


geb. 1937 in Kanada, Anthropologe und Sozialwissenschaftler an Rutgers University, New Jersey, USA u.a.


Inhaltsverzeichnis


Vorwort von Konrad Lorenz



Einführung



1. Anfangsgründe der Biogrammatik



2. Die politische Natur



3. Bindung Nummer eins: »Frauen und Kinder zuerst!«



4. Bindung Nummer zwei: »Von Mann zu Mann«



5. Geben und Nehmen



6. Die wohltätige Unterdrückung



7. Soziales Verhalten und Wohlbefinden



8. Der edle Wilde



9. Die Menschenstadt



Nachwort



Anmerkungen



Bibliographie



Register


Leseprobe


Vorwort von Konrad Lorenz






Um der Bedeutung dieses Buches in einem Vorwort gerecht zu werden, muß ich weit ausholen. »Natur und Geist, so spricht man nicht zu Christen, deshalb verbrennt man Atheisten, weil solche Reden höchst gefährlich sind.« Die Trennmauer zwischen der Natur und dem menschlichen Geist, über die unser größter Dichter sich in diesen Sätzen lustig macht, steht leider heute noch so fest wie damals und scheidet die nach Erkenntnis Strebenden in zwei Gruppen (bedeutende Denker meinen sogar in zwei Kulturen), die einander beziehungslos, ja beinahe feindselig gegenüberstehen.






Diese Trennung steht der Forderung nach Selbsterkenntnis des Menschen im Wege, die schon von den altgriechischen Philosophen erhoben wurde. Wir wissen heute mit Sicherheit, daß der Mensch, wie alle anderen Lebewesen auch, sein Dasein einem historisch einmaligen Werden, der Evolution verdankt. Wenn man seine Eigenschaften und Leistungen voll verstehen will, muß man von ihrer Entstehungsweise Kenntnis haben. Wie ein Kunsthistoriker zum Verständnis aller Eigenschaften einer Kathedrale, deren Bau sich über lange Zeit hinzog, der Kenntnis der Geschichte der Baukunst bedarf – und umgekehrt aus den Einzelheiten des Baues auf den Verlauf dieser Geschichte schließen kann – so bedarf der Forscher gründlicher Kenntnis der Stammesgeschichte, um zum Verstehen des Menschen zu kommen.






Daß die Körperlichkeit des Menschen einschließlich aller ihrer physiologischen Funktionen mit der Fragestellung und Methodik einer Naturwissenschaft untersucht werden muß, ist längst selbstverständlich. Dagegen stößt die These, daß auch dem Verhalten des Menschen stammesgeschichtlich entstandene und erblich festgelegte »Programme« zugrundeliegen, allenthalben auf erbitterten Widerstand. Viele Naturforscher wollen an die Untersuchung des menschlichen Verhalten, vor allem des sozialen Verhaltens, nicht heran, weil Naturwissenschaftler prinzipiell Wertungen zu vermeiden trachten und weil dieses Prinzip bei Betrachtungen des ethischen und moralischen Verhaltens nicht durchführbar ist. Die Philosophen idealistischer Prägung betrachten – in dem von Goethe verspotteten Sinne – den menschlichen Geist als etwas, das der Natur polar entgegengesetzt und den Fragestellungen und den Methoden der Naturforschung grundsätzlich nicht zugänglich ist. Zwischen beiden steht, der Natur wie dem Geiste gleichermaßen entfremdet – um nicht zu sagen unnatürlich und geistlos – die Ansicht der Behavioristen, daß der Mensch als »tabula rasa« geboren werde, das heißt überhaupt keine angeborenen, seiner Art eigenen Verhaltens- und Reaktionsweisen besitze, sondern nur durch »conditioning«, durch Erwerben bedingter Reflexe, instand gesetzt werde, seine Umwelt zu meistern.






Alle drei Meinungen sind allgemein anerkannt, alle drei tragen Schuld daran, daß man über die Eigenschaften und Leistungen, die dem Menschen als species zukommen, heute kaum etwas weiß: Die »menschliche Natur« wird oft erwähnt, aber nie untersucht.






Wir Ethologen oder vergleichende Verhaltensforscher waren, neben sehr wenigen anderen, bis in die jüngste Zeit die einzigen, die nach einem naturwissenschaftlichen Verstehen des Menschen, einschließlich seiner einzigartigen kulturellen Leistungen, gestrebt haben. Nun sind uns im Lager der Anthropologen und Soziologen zwei außerordentlich kraftvolle Mitkämpfer erstanden: Lionel Tiger und Robin Fox. Sie kommen von einer ganz anderen Seite her, arbeiten mit ganz anderen Methoden, aber ihr Ziel ist das gleiche und, was noch mehr bedeutet, ihre Motivation ist die gleiche: Sie sehen, daß die Menschheit als Art in Gefahr ist und daß viele der sie bedrohenden Gefahren daher stammen, daß arteigene erbliche Verhaltensnormen »Anpassungen von gestern« sein können, die unter den gegenwärtig herrschenden stark veränderten Lebensbedingungen des Menschen sich schädlich auswirken.






Sie geben in dem vorliegenden Buch in schlichten Worten eine überzeugende Darstellung dessen, was angeborene arteigene Programme des Verhaltens sind, wie sich diese unter verschiedenen Umständen verwirklichen, worin ihre arterhaltende Leistung besteht und wie und warum diese Leistung unter bestimmten äußeren Bedingungen versagen kann. Die didaktisch gar nicht leichte Aufgabe, diese Dinge in verständlicher Weise klarzustellen, ist meisterhaft gelöst.






Die Methode, mittels derer die Autoren aus den so verschiedenen kulturbedingten Formen das Allgemein-Menschliche abstrahieren, entlehnen sie von der modernen Sprachforschung. In der gleichen Art und Weise, in der Chomsky und Lenneberg durch vergleichende Sprachstudien zur Abstraktion grammatikalischer Grundregeln gelangen, die für alle Sprachen aller Menschen gelten, suchen Fox und Tiger nach einer Biogrammatik des menschlichen Verhaltens. Diese enthält neben den Normen angeborenen Verhaltens auch die Regelhaftigkeiten der Kultur, die Bereitschaft zum Erwerben, Weitergeben und Speichern traditionellen Wissens, wie auch die von den genannten Linguisten entdeckten Gesetzlichkeiten der Sprache.






Die Autoren führen ihr höchst ehrgeiziges Vorhaben in vorbildlicher Weise durch. Voraussetzung dafür ist ein umfassendes Wissen, nicht nur auf ihren Ausgangsgebieten der Anthropologie und der Soziologie, sondern auch auf den Gebieten der Ethnologie, der allgemeinen Biologie und der Ethologie. Die Aussagen, die ich in biologischer und ethologischer Hinsicht zu beurteilen vermag, sind so überzeugend richtig, daß ich großes Vertrauen in die allgemeine wissenschaftliche Verläßlichkeit der Autoren habe. Außerdem spricht aus jedem ihrer Worte Vernunft und gesunder Menschenverstand.






Dies besagt indessen nicht, daß gegen dieses Buch nicht von vielen Seiten her ein Sturm affektbetonter Entrüstung ausbrechen wird. Es wird auch viel Schmutz auf die Autoren geschleudert werden. Die Tatsache, daß die Gegner Schmutz in die Diskussion werfen, zeigt eindeutig, daß es ihnen an der Munition wissenschaftlicher Argumente gebricht. Die erkenntnishemmende Mauer zwischen Natur und Geist muß niedergerissen werden, so hart sie von den Philosophen, Behavioristen und sogar von einigen Naturforschern verteidigt werden mag. Daß die Wahrheit auf seiten derer ist, die, und sei es mit dem Kopf, gegen diese Mauer anrennen, und nicht auf seiten ihrer Verteidiger, geht aus einer Tatsche sehr klar hervor: jene sind untereinander sehr verschiedener Meinung, wir aber, die gegen die Trennung von Natur und Geist rebellieren, sind alle genau gleicher Meinung, ja wir sagen alle beinahe wörtlich dasselbe, und das ist angesichts der Verschiedenheit unserer geistigen Vorgeschichte sehr bemerkenswert!






Vor dem Schreiben dieses habe ich, gewissermaßen zur inneren Vorbereitung, ein anderes Vorwort gelesen, eines, das vor mehr als 20 Jahren mein Freund und Lehrer Sir Julian Huxley zu einem meiner Bücher geschrieben hat. Ich zitiere in Übersetzung: »Nur wenn wir die Wahrheit über die Welt wissen und ihr ins Gesicht sehen, sei es nun die Welt der Physik und Chemie, oder die der Geologie und Biologie, oder die des Verhaltens und des Geistes, werden wir erkennen können, was unser eigener wahrer Platz in dieser Welt ist. Nur wenn wir die Wahrheit über die Natur entdecken und uns zueigen machen, werden wir imstande sein, die scheinbar widerspruchsvolle aber unerläßliche Aufgabe zu meistern, unsere Einheit mit der Natur wiederherzustellen und gleichzeitig unsere Transzendenz der Natur zu bewahren.« Beim Lesen dieser Worte kam mir zum Bewußtsein, wie wenige unser damals, vor 20 Jahren gewesen sind, die an dieser »unerläßlichen Aufgabe« arbeiteten. Beim Lesen von Tiger und Fox kann man nicht umhin zu fühlen, daß die Wahrheit stürmisch im Vorrücken ist, daß die böse Mauer zwischen Natur und Geist zu zerbröckeln beginnt.









Einführung






Irgendwann, irgendwie scheint uns jeglicher Sinn nicht nur dafür, was wir tun sollen, sondern auch dafür, was wir tun wollen, abhanden gekommen zu sein. Wir sind uns offenbar nicht einmal mehr über unsere primitivsten Lebenswerte im klaren. Diese Ziellosigkeit und Unsicherheit – diese Unfähigkeit zu erkennen, was wir sind – wird von den Marxisten als »Entfremdung«, von den Soziologen als »Anomie«, von den Psychologen und Existentialisten als »Angst« und von jenen, die sie unmittelbar verspüren, schlichtweg als Furcht und Verwirrung bezeichnet. Hierbei geht es um etwas anderes als die Angst vor dem Tode, vor Verletzungen und Gefangenschaft; hier geht es um eine Angst vor dem Leben selbst, eine Angst vor der Sinnlosigkeit dieses Lebens.






Aber wovon haben wir uns entfremdet? Was haben wir aus den Augen verloren? Ist es unsere eigene Natur – unsere eigene »natürliche« Weise des Verhaltens? Falls dem so ist, worin bestehen dann diese natürlichen Verhaltensweisen und wie können wir sie erkennen? Und können wir gar hoffen, uns in irgendeiner Existenzform einzurichten, die unserem Dasein einen Sinn zu geben vermag? Die Religionen, die Philosophien und der wissenschaftliche Pseudoglauben haben bislang versagt. Was haben sie falsch gemacht?






Sie bedienen sich einer falschen Perspektive; sie übersehen die Auswirkung, welche die unermeßliche Erfahrung unserer evolutionären Vergangenheit auf eine entfremdete Gegenwart hat. Eingedenk dieser Vergangenheit handelt das vorliegende Buch von den Erfahrungen der Individuen, so wie sie in Gruppen zusammenleben und ihre genetisch bedingten evolutionären Rollen als Mütter, Väter, Lehrer, Studenten, Mörder, Opfer, Liebende, Politiker, Heilkundige, Priester und Ernährer spielen. Es handelt auch von dem »Herrentier« Mensch, dem einzigen Lebewesen, das über seine enge Umwelt hinausstrebt und Imperien mancherlei Art schafft, das aber dank der Fähigkeit, seinen Horizont zu erweitern, unsere Welt verkleinert hat. Um überleben zu können, müssen wir unser Leben und unsere Gesellschaftsformen radikal anders sehen.






Doch das dringliche Verlangen nach einem Wandel wird nicht ergänzt durch das Wissen, wie und warum und mit welcher Aussicht auf Besserung wir unsere Lage ändern könnten. Das vorliegende Buch ist ein Versuch, die intellektuelle und wissenschaftliche Problematik in den Zusammenhang der realen Probleme zu stellen: Wie sollen wir uns als Spezies begreifen, und was können wir auf dieser Grundlage tun, um unser Überleben zu sichern? Es wäre absurd zu glauben, daß die folgenden Seiten irgendwelche Lösungen für eines der genannten Probleme bieten könnten. Aber wir haben uns bemüht, die Probleme zu beschreiben und die Informationen beizubringen, die zu ihrer Lösung beitragen können.






Das Buch ist ein Überblick über das menschliche Sozialsystem, also über die allgemeinen und wesentlichen Aspekte unseres Zusammenlebens. Der Weg, den wir dabei einschlagen, ist ein wenig ungewöhnlich – zumindest für zwei konventionell ausgebildete Sozialwissenschaftler –, weil wir nicht nur das betrachten, was man mit den Augen sehen kann, sondern auch das, was René Dubos »die biologische Erinnerung an das Vergangene« genannt hat. Das schien uns unbedingt notwendig zu sein, denn unser sichtlich ins Schwanken geratene Sozialgefüge ruht auf einem alten, tiefen Fundament, das nicht nur sorgfältig erforscht werden muß, sondern auch ein aufregendes Betätigungsfeld darstellt. Dieses Fundament ist nicht zerstört; es ist in unseren Genen angelegt.






Eine Bemerkung zur kurzen Entstehungsgeschichte dieses Buches ist hier angezeigt. Wir, die Verfasser, lernten uns 1965 auf einer Tagung der Royal Society kennen, die bezeichnenderweise im Londoner Zoo stattfand. Nachdem wir uns über das kuriose Zusammentreffen unserer Namen – »Fuchs« und »Tiger« – genug amüsiert hatten, stellten wir die seriösere Übereinstimmung unserer Interessen fest, die der Rolle der Biologie in der Entfaltung des menschlichen Soziallebens galten. Ein einführender Aufsatz erschien 1966 in Man: The Journal of the Royal Anthropological Institute. Er trug den Titel »The Zoological Perspective in Social Science« (Die zoologische Perspektive in der Sozialwissenschaft), und diese Perspektive bestimmt auch weiterhin unsere Arbeit. Wenig später fanden wir uns an derselben Universität wieder. Wir hatten zunächst die Absicht, ein Lehrbuch zu erarbeiten, aber wir mußten einsehen, daß es ein hoffnungsloses Unterfangen war, ein Lehrbuch für ein Fach zu schreiben, das nicht existierte.






Das Fach existierte nicht, weil sich die Naturwissenschaften und die Sozialwissenschaften schon zu Beginn unseres Jahrhunderts voneinander getrennt haben; die Sozialwissenschaftler verfügten über immer weniger biologisches Wissen, während es die Biologen versäumten, sich mit den komplexen menschlichen Verhaltensweisen zu befassen. Wir beide waren Forscher im überlieferten Sinne: Robin Fox interessierte sich für irische Bauern und die Pueblo-Indianer Neu-Mexikos, für ihre Formen des Landbesitzes und ihre Verwandtschafts- und Eheverhältnisse; Lionel Tiger interessierte sich für die wissenschaftliche Bürokratie in Kanada und für die Art und Weise, wie das ghanaische Beamtentum zu einem unabhängigen Instrument einer unabhängigen Regierung geworden war. Aber das Buch, das wir hiermit vorlegen, geht über all das hinaus und beschreibt die Resultate unseres Bestrebens, die Erkenntnisse und die Theorie der Sozialwissenschaft so fruchtbringend wie möglich mit den Aspekten und grundlegenden Einsichten der Biologie zu vereinen. Wir unternehmen diesen Versuch als Sozialwissenschaftler, die auf die interpretatorische Kraft ihrer angestammten Wissenschaft vertrauen, aber als akademisch geschulte Anthropologen möchten wir noch etwas mehr zuwege bringen.






Die Anthropologen haben sich – ungeachtet der verheerenden Auswirkungen des Sozialdarwinismus, der biologistischen Rassenkunde und der Scheinheiligkeit der Eugeniker – ein gewisses Interesse für die Biologie der menschlichen Evolution bewahrt. Doch eben diese Anthropologen haben sie stets im Zusammenhang mit der großen Mannigfaltigkeit menschlicher Kulturen gesehen – im Gegensatz zu manchen Biologen, die neuerdings mit unziemlicher Naivität von den einfachen tierischen Lebewesen Rückschlüsse auf das komplizierteste Lebewesen überhaupt gezogen haben. Einen solchen Sprung kann man tun, freilich nicht in Unkenntnis der faktischen Details und der Einzigartigkeit der sozialen Institutionen des Menschen. Sonst käme dabei nicht nur eine unzureichende Sozialwissenschaft, sondern auch eine miserable Biologie heraus. Die Anthropologie ist jedoch ein guter Ausgangspunkt für die Aneignung von Informationen über eine Art, die von den Folgen kultureller Konflikte heimgesucht wird und sich dennoch abplagt mit der uralten Vision von der Einheit des menschlichen Seins. Überdies ist sie immer ein blankes und verlockendes Fenster gewesen, durch das die Angehörigen eines Kulturbereichs zuschauen können, wie die Vertreter einer anderen Kultur ihr Dasein gestalten und ihre Lebenstheorien entwickeln. Doch nachdem wir – wir alle – des Exotischen überdrüssig geworden sind, weil unser eigenes Leben auf alarmierende Weise exotisch geworden ist, scheint es an der Zeit zu sein, dieses Fenster mit dem Blick auf andere gegen einen Spiegel einzutauschen, in dem wir uns selber sehen. Das ist ein heißes Eisen, da die Menschen vielfach mit Erbitterung das Bild verteidigen, das sie sich vom Menschen gemacht haben. Diese Abwehrhaltung ist ein Teil des Problems.