Horch, da singt oana a Liad
© Text und Melodie: Ernst Weeber
(Sommer 1996)
Horch, da singt oana a Liad! Woher kenn i dees Liad?
Wars gestern? Wars vor langer Zeit? Dees hab i doch scho ghört!
Woher kenn i dees Liad? Warum laßt mir dees jetzt koa Ruah?
Wer is dees, der da singt? Und wer hört außer mir no zua?
War dees net in de sechzger Jahr a Liad gegan Kriag?
A Liad dees lauter Fragen vor dir aufwirft wiaran Berg?
Und jetzt, mei Freund, horch aufn Wind! Der möcht endlich Antwort gebn!
Du moanst du hörst bloß zua, dabei hörst dei eigne Stimm!
Vielleicht wars bloß a Klöpfel-Liad, dees d'Kinder gsunga habn.
Vielleicht hats bei dir o'klopft, du woaßt bloß nimmer, wann.
Vielleicht klopfts heut zum dritten Mal. Wer kanntn dees bloß sei?
Aber statt daßd' aufmachst schoitsd' dein Fernseher ei.
Vergeßn is de Stimm im Wind. Vergeßn is des Liad.
Du schenkst dir no a Hoibe ei, dee macht di so schee miad,
und moanst, daß's in der Welt wia in der Tagesschau zuageht:
Du moanst, du schaugst bloß zua, derweil spuist selba mit.
Mia lebn in oana Welt, mei Freund, und mia ghörn alle z'samm,
aa wenns dort, in Anderland, scho wieder gmetzelt habn!
Und grad wenn dort, in Anderstadt, a Kind verschachert werd,
schaltst du dein' Kanal um, ferngsteuert, wia si's ghört.
Magstas net zerschmeißn, dei magische Latern?
Merkst denn net, wia deine Tag bloß immer kürzer werdn?
Magstn net zerschmeißn, dein falschen Hausaltar?
Wennst dann halbert tot bist, woaßt wer dee Gottheit war!
Nacht werds. In de Fenster siehgstas flimmern, nah und fern.
I fahr mitm Radl hoam, über mir de Stern.
In de Häuser san vui tausend z'friedn mit eahnam Brei
aus action news, fun, sex and crime. Vui tausend schlaffan ei.
Doch horch: da singt oana a Liad! Woher kenn i dees Liad?
Wars gestern? Wars vor langer Zeit? Dees hab i doch scho ghört!
Woher kenn i dees Liad? Warum laßt mir dees jetzt koa Ruah?
Wer is dees, der da singt? Und wer hört aßer mir no zua?