Wind um de Ohrn
© Text und Melodie: Ernst Weeber (Januar 2007)


Was is dees jetzt für a Lebn?!
I hab mei oids Haus übergebn.
I hab mei Stubn ausgfegt,
gschaugt dass i weiterkimm.

I hab mein Rucksack aussortiert,
hab nix mehr drin was mi geniert,
i hab mei Last abglegt
und wieder Luft verspürt.

Der Wind reißt an de Baam was er ko
und treibt mi zu dir. Und jetzt bin i da,
mit Wind um de Ohrn.
I hab d‘Freiheit beschworn
und d‘Richtung doch net verlorn.

Denn i richt mi nach der Sonn,
de i jetzt oiwei sehng konn,
bei jedm Wetter und
zu jeder Stund.

Was is dees jetzt für a Gfui!?
Endlich woaß i, was i wui,
d‘Sicht is endlich frei,
und i versteh dees Spui.

Endlich hab i‘n raus, den Dreh:
I lass d‘Sonn in mir aufgeh!
Endlich leucht‘s ma ei:
So werd‘s Wetter schee!

Der Wind reißt an de Baam was er ko
und treibt mi zu dir. Und jetzt bin i da.
Mit Wind um de Ohrn
hab i‘s Liacht nei geborn
und mein Fuaßweg nimmer verlorn.

Denn i richt mi nach der Sonn,
de i jetzt oiwei sehng konn,
bei jedm Wetter und
zu jeder Stund.

Was is dees jetzt für a Zeit?!
De arma und de reichn Leit
san alle am dafriarn.
Dees Wetter macht koa Freid.

Woin alle in a wärmers Land,
blauen Himmel, hoaßn Sand,
woin alle d‘Sonna spürn
und roasn umanand.

Der Wind reißt an de Baam was er ko
und treibt mi zu dir. Und jetzt bin i da.
Mit Wind um de Ohrn
hab i aa scho vui gfrorn
und mein Lichtblick doch net verlorn.

Denn i richt mi nach der Sonn,
de i jetzt oiwei spürn konn,
bei jedm Wetter und
zu jeder Stund.

Was is dees jetzt für a Strass?!
Wer im Wagn sitzt hat sein Spass,
und in de Gräbn danebn
‘s Elend und der Hass.

Wo gehts hi in dera Welt?!
Dee oan ham Hunger, de andern ‘s Geld;
Sag net: So is‘s, dees Lebn –
wenn dir zum Lebn nix fehlt!

Der Wind reißt an de Baam was er ko
und treibt mi zu dir. Und jetzt bin i da.
Der Wind um de Ohrn
hat mein Zorn raufbeschworn
aber‘s Jammern hat si verlorn.

Denn i richt mi nach der Sonn,
de i jetzt oiwei sehng konn,
bei jedm Wetter und
zu jeder Stund.

Was is dees bloß für a Wind?!
Es kimmt und geht jetzt oiß so gschwind.
Aus is‘s mit da Ruah!
Der Barometer spinnt!

Schau da drübn am Horizont,
konnstas sehng, de Wetterfront?
De kimmt auf uns zu.
Neambd bleibt jetzt mehr verschont.

Der Fluss ist breit wordn, ‘s Wasser steht hoch,
und in manchen Damm reißts jetzt a Loch,
und d‘Angst is groß.
Der Teifi is los.
Bloß jetzt net d‘Richtung verliern!

Jetzt richt i mi nach der Sonn,
de i in jedem Aug sehng konn,
in jedm Menschen und
zu jeder Stund.

Der Wind reißt an de Baam was er ko
und treibt mi zu dir. Und jetzt bin i da!
Aan Wind um de Ohrn,
is‘s mir warm ums Herz wordn
und mia habn uns nimmer verlorn.

Und i richt mi nach der Sonn,
de i jetzt oiwei sehng konn,
bei jedm Wetter und
zu jeder Stund.