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Christian Felber
Retten wir den Euro!




Wien 2012 (Deuticke); 160 Seiten; ISBN 978-3-552-06187-3




Retten Europas Regierungen den Euro zu Tode? Die Konstruktionsfehler der EU werden durch die Euro-Krise deutlich sichtbar. Christian Felber setzt sich in seinem neuen, brandaktuellen Buch für die Tilgung der Staatsschulden über EU-weite Finanztransaktions-, Vermögens- und Gewinnsteuern ein. Eine Strategie, die endlich die Verursacher und Profiteure der Krise in die Pflicht nehmen und ihnen letztlich sogar nützen würde. Aber er geht auch der Frage nach, ob die Einheitswährung überhaupt von Vorteil ist beziehungsweise welche Alternativen es gibt. Und er fordert, dass die fatalen Konstruktionsfehler der Europäischen Union - Standortkonkurrenz, freier Kapitalverkehr ohne Sozialstaat, Demokratiedefizit - ins Zentrum der Debatte gerückt werden. (Verlagsankündigung)




Siehe auch:
www.christian-felber.at/schaetze/gemeinwohl.pdf (Zweiseitige Zusammenfassung der »Gemeinwohl-Ökonomie« als PDF auf Christian Felbers Website)


Website: Gemeinwohl-Ökonomie


Christian Felber


Christian Felber, geboren 1972 in Salzburg, studierte Romanische Philologie und Politikwissenschaft, Soziologie und Psychologie in Wien und Madrid, seit 1996 freier Publizist und Autor, seit 2000 engagiert bei Attac Österreich, das er mitbegründet und mit aufgebaut hat. Er ist ein gefragter Referent zu Wirtschafts- und Gesellschaftsfragen. Veröffentlichungen u. a.: »Schwarzbuch Privatisierung« (gem. mit Michel Reimon, 2003); »Das kritische EU-Buch« (hrsg. von Attac, 2006), »Neue Werte für die Wirtschaft« (2008), »Kooperation statt Konkurrenz« (2009)


Inhaltsverzeichnis


Vorwort

I. Das größere Krisenbild
1. Neoliberale Globalisierung
2. Neoliberale Konstruktion der EU
3. Finanzbinnenmarkt – strategischer Fehler
4. Fehlkonstruktion der Währungsunion
5. Der Vertrag von Lissabon: undemokratisch und nichtig

II. Offizielle Strategien retten den Euro nicht
1. Vergrößerung des Rettungsschirms
2. Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone
3. Haircut oder geregelte Insolvenz
4. Sanfte Entschuldung: Zins- und Tilgungsmoratorium
5. Ausgabe von Eurobonds
6. Ankauf oder Garantien von Staatsanleihen durch die EZB

III. Rettungsprogramm für den Euro
1. Garantie der Staatsanleihen durch die EZB
2. Steuerkoordination
3. Rückzahlung der Staatsschulden
4. Fixverzinste Eurobonds
5. …oder besser gleich: Bankwechsel!
6. Kapitalverkehr beschränken

IV. Globo, D-Mark, Regio
1. Die Voraussetzungen für eine Währungsunion
2. Die Alternativen zum Euro
Nationale Währungen
Mehrere Währungsblöcke
Europäisches Wechselkurssystem
Globale Währungskooperation
Regionale Komplementärwährungen


V. Ein neues Finanzsystem: Geld als öffentliches Gut
1. Zerkleinerung systemrelevanter Banken
2. EU-Bankenaufsicht mit Biss
3. Förderung gemeinwohlorientierter Banken
4.Schließung des Schattenbankensystems in Steueroasen
5. Ökosoziales Basel IV
6. Verbot von Fonds
7. Abschaffung der Börsen
8. Schließung des Casinos – Festlegung der Rohstoffpreise
9. Ohne Märkte kein Rating
10. Globale Pflichten für globale Freiheiten
11. Begrenzung der Ungleichheit

VI. Demokratisierung der EU
1. Demokratische Legitimation des Vertrags
2. Echte Souveränität und Subsidiarität
3. Gewaltentrennung
4. Direkte Demokratie
5. Wirtschaftsdemokratie

Bibliografie, Danksagung


Leseprobe


Vorwort






Es gibt eine einfache Möglichkeit zur Rettung des Euro, die wird aber nicht einmal diskutiert. Mit den derzeitigen Maßnahmen retten die Regierungen den Euro zu Tode - und vielleicht auch die EU. Grundsätzlich gibt es vier Rettungsstrategien für den Euro:






Die Übernahme der Schulden der einen Mitgliedstaaten durch andere via Rettungsschirm - dise Strategie führt früher oder später in die Gesamtinsolvenz der Eurozone.







Die Streichung der Schulden, an sich gerecht, ist nicht möglich, weil es nach wie vor systemrelevante Banken gibt. Ein Schuldenschnitt würde zu einer Kettenreaktion führen, die Staaten und Banken (weltweit) in die Insolvenz reißt.







Die Inflationierung der Schulden ist ein äußerst riskanter und nicht empfehlenswerter Ausweg, der jedoch mit dem Scheitern von Strategie eins und zwei wahrscheinlicher wird. Mindestkollateralschaden: die Vernichtung aller Finanzvermögen im gleichen Ausmaß, in dem die Schulden entwertet werden. Worst Case: Währungsreform und Rückkehr zu D-Mark und Schilling.







Die vierte Option brächte die Lösung, sie wird aber tabuisiert: die Tilgung der Schulden über EU-weite Finanztransaktions-,Vermögens-, Kapitalertrags- und Gewinnsteuern. Sie würden endlich die Krisenverursacher und -profiteure in die Verantwortung nehmen – und ihnen auch noch nützen!






Die Rettung des Euro ist aber nicht oberstes Ziel dieses Buches: Gleichzeitig wird der Frage nachgegangen, ob die Vorteile einer Einheitswährung grundsätzlich die Nachteile überwiegen und welche Alternativen es zum Euro gibt. Die schwere Krise bietet die Möglichkeit, die fatalen systemischen Konstruktionsfehler der EU in das Zentrum der Debatten zu rücken: Einheitswährung ohne Lohnkoordination, Freihandel ohne Sozialstaat und freier Kapitalverkehr ohne Steuerkooperation können nicht gutgehen.

So, wie es ein Fehler war, die osteuropäischen Staaten mit ganz unterschiedlichen Lohn-, Sozial- und Steuerstandards zu integrieren – was die innereuropäische Standortkonkurrenz anheizte –, war es ein Fehler, den Euro ohne Lohn- und Fiskalkoordination einzuführen: zu früh!

Die Konstruktionsfehler der EU hängen mit dem undemokratischen Bau des »Hauses Europa« zusammen. Der Bau des Hauses Europa wurde von den Regierungen begonnen; anstatt die Bauregie an die BürgerInnen zu übergeben, behielten die Eliten sie bei sich. Die EU nimmt Kurs auf eine autoritäre Plutokratie. Die Krise bietet die Chance, dass das Haus der Regierungen einstürzt – und von den BürgerInnen wiederaufgebaut wird – mit einer neuen, demokratischen Hausordnung.

Dieses Buch will viererlei aufzeigen:






1.

dass es noch eine Rettung für den Euro gibt, wenn auch nicht mit den Maßnahmen, die bisher angewandt und diskutiert werden;







2.

dass die Staatsfinanzierung auf ganz andere Weise organisiert werden kann als derzeit – Geld könnte ein öffentliches Gut werden;







3.

dass die grundlegenden Konstruktionsfehler der Eurozone und der EU behoben werden müssen, wenn die EU dauerhaften Bestand haben will;







4.

dass das nur über eine radikale Demokratisierung geht; die Krise bringt die Chance für einen demokratischen Neustart; bleibt sie hingegen ein autoritäres Projekt der Eliten, wird die EU untergehen – ökonomisch und politisch.









siehe auch: Leseprobe des Verlags





Siehe auch:


Christian Felber: 50 Vorschläge für eine gerechtere Welt – Gegen Konzernmacht und Kapitalismus



Christian Felber: Neue Werte für die Wirtschaft Eine Alternative zu Kommunismus und Kapitalismus



Christian Felber: Kooperation statt Konkurrenz – 10 Schritte aus der Krise



Christian Felber: Gemeinwohl-Ökonomie – Eine demokratische Alternative wächst (Erweiterte Neuausgabe)



Christian Felber: GeldDie neuen Spielregeln