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Dieses
Buch räumt auf - und zwar rigoros. Von Klimaskepsis bis
Ökodiktatur, von CO2-Steuer bis Emissionshandel greift die
renommierte Klima-Ökonomin alle Facetten der Debatte auf.
Für über 120 Fragen und Problemstellungen gibt sie
fundiert und für jeden nachvollziehbar die Antworten, die
uns konkret weiterhelfen. Hinzu kommen über 50
Handlungsempfehlungen, die sofort umsetzbar sind. Ziel sind viele
neue Klimaverträge, die in unterschiedlichster Weise
entstehen und alle Generationen beteiligen, auch die der Zukunft.
(Klappentext)
»Fridays for Future« ist der
Inbegriff einer globalen Klimaschutz-Bewegung. Aus einer Aktion
der schwedischen Schülerin Greta Thunberg hat sich in kurzer
Zeit eine weltweite Bewegung entwickelt. Klimaschutz steht ganz
oben auf der Agenda, egal ob in Wirtschaft oder Wissenschaft, in
Ministerien oder Medien. Ein großer Verdienst. Doch was
tun? Statt konstruktiver Lösungen gibt es immer aggressivere
Diskussionen. Alle wissen es besser, alle haben die Wahrheit für
sich gepachtet. Das bringt uns nicht weiter. Jetzt heißt es
loslegen – und die renommierte Wissenschaftlerin und
Bestsellerautorin Claudia Kemfert erklärt wie. In rund 120
Fragen und Antworten erläutert die erfahrene Autorin Fakten
und Zusammenhänge der Klimadebatte und greift von
Klimaskepsis bis Ökodiktatur, von CO2-Steuer bis
Emissionshandel alle Facetten der Debatte auf. Ergänzend
zeigen über 50 Handlungsempfehlungen, wie und wo
Unternehmer, Politiker und Bürger den Wandel konkret
umsetzen können. Denn es kommt jetzt auf jeden von uns an.
(Verlags-Webseite)
»Dieses
Buch ist kein Erinnerungsalbum, das nostalgisch die schöne
Vergangenheit festhält, auch kein Gedächtniswerk, das
mahnt, damit etwas nie wieder passiert. Dieses Buch schildert
nicht in leuchtenden Farben die wunderbare Zukunft. Es malt auch
nicht in dunkelsten Farben das Szenario eines baldigen
Weltuntergangs. Es ist das Buch, das Montagvormittag
aufgeschlagen wird, wenn alle wieder die Arbeit aufnehmen. Es
soll den Menschen dienen, die jetzt die Ärmel aufkrempeln
und loslegen wollen. Denn es gibt viel zu tun. Wir müssen
Entscheidungen treffen, Prioritäten setzen, Bewährtes
fortführen, aber auch Experimente wagen. Dafür brauchen
wir Grundlagen, Wissen, Fakten, Erkenntnisse und jede Menge
Kraft.« (Claudia Kemfert)
Diskussionsbedarf
sehe
ich in Zusammenhang mit Claudia Kemferts Einschätzung des
Wirtschaftswachstums in Kapitel 42: „Wir haben kein
Wachstums-, sondern ein Verteilungsproblem“. (…) Ich
bin davon überzeugt, dass sich Wachstum und
Ressourcenverbrauch entkoppeln lassen. Auch der Klimawandel ist
nicht die Folge eines ungebremsten Wachstums, sondern eines
Wachstums auf Basis fossiler Energien. Eigentlich ist Wachstum
etwas wunderbares: Nicht nur in der Kindheit wachsen wir, sondern
unser ganzes Leben lang. Leben ist Wachstum. Menschen, Tiere und
Pflanzen sind Teil eines ewigen Kreislaufs aus Werden und
Vergehen. […] Wäre das Wirtschaftswachstum ähnlich
organisiert, würden wir uns darüber freuen.“
(S.65). Leider ist unsere Wirtschaft eben kein ausgewogenes
Kreislaufsystem, sondern eines, in dem eine positive Rückkopplung
dominiert – auch dann, wenn wir alle fossile Energie durch
erneuerbare ersetzen. Es bleibt das Verteilungsproblem, das von
Claudia Kemfert allerdings nicht näher erklärt wird,
auch nicht auf ihrer Webseite
(www.claudiakemfert.de/warum-wir-wachstum-fuer-wohlstand-brauchen);
dort werden zwar „falsche Spielregeln“ angedeutet,
aber nicht erklärt. (Ernst Weeber)
P.S. Auf meine
diesbezügliche Kritik per Leserbrief antwortet mir Frau
Kemfert u.a.: „Aus meiner Sicht geht es vor allem um die
Herstellung eines – ökonomischen und ökologischen
– Gleichgewichts. Die Volkswirtschaftslehre muss sich (…)
als Kreislaufwirtschaft verstehen, indem alle Komponenten, nicht
nur die ökonomischen, einbezogen werden. Wir benötigen
aus meiner Sicht ein Wirtschaften, welches nachhaltig und
gemeinwohlorientiert ist, nicht zu Lasten der Natur, des Klimas
und zukünftiger Generationen. Das jetzige, auf Kosten der
zukünftigen Generationen basierende und nicht-nachhaltige
Wirtschaftswachstum ist in der Tat sehr schädlich und muss
sofort aufhören.“
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Montag
– Auftakt zur Zukunft
Es ist Montag. Am
Freitag wurde demonstriert, am Samstag die Stärke der
Bewegung gefeiert, am Sonntag wurden schöne Reden
geschwungen. Jetzt beginnt die nächste Woche. Jetzt kommt
das Team, das die Arbeit aufnimmt.
Vor uns liegen die
Hinterlassenschaften der letzten Wochen, Monate und Jahre. Ein
schier heilloses Durcheinander wie nach jeder großen Party:
Lebensmittel, die zum Teil angebissen und verdorben, zum Teil
aber noch frisch und genießbar sind. Leere, halbvolle und
volle Flaschen. Dreckiges und sauberes Geschirr. Dazwischen ein
Sammelsurium an Geräten, Handys, Schlüssel, Kabel,
Stecker, Datensticks und vereinzelt leere CD-Hüllen –
defekt, nutzlos oder einfach vergessen? Bunte Haftzettel mit
Notizen an den Wänden, zusammengeknüllte Ideenpapiere
auf dem Boden, fleckige Broschüren, zerfledderte Bücher
mit Lesezeichen und Markierungen. Schals, Jacken, Regenschirme
und ein alter Fahrradhelm.
Kurz: jede Menge Zeug. Ist
davon irgendetwas noch zu gebrauchen?
Nun heißt es
also aufräumen. Es soll nicht einfach alles in den Container
gestopft und zur Müllverbrennung gefahren werden. Der
Anspruch: das Brauchbare herausfiltern aus dem, was in der
letzten Zeit gedacht, geredet und gestritten wurde. Das Ziel: aus
der Begeisterung und der Wut eine Energie gewinnen, die sich
nutzen lässt. Das Ergebnis: dieses Buch.
Dieses Buch
ist kein Erinnerungsalbum, das nostalgisch die schöne
Vergangenheit festhält, auch kein Gedächtniswerk, das
mahnt, damit etwas nie wieder passiert. Dieses Buch schildert
nicht in leuchtenden Farben die wunderbare Zukunft. Es malt auch
nicht in dunkelsten Farben das Szenario eines baldigen
Weltuntergangs.
Es ist das Buch, das Montagvormittag
aufgeschlagen wird, wenn alle wieder die Arbeit aufnehmen. Es
soll den Menschen dienen, die jetzt die Ärmel aufkrempeln
und loslegen wollen. Denn es gibt viel zu tun. Wir müssen
Entscheidungen treffen, Prioritäten setzen, Bewährtes
fortführen, aber auch Experimente wagen. Dafür brauchen
wir Grundlagen, Wissen, Fakten, Erkenntnisse und jede Menge
Kraft.
Ich habe mir bei dem Thema Klimawandel, das so
viele Menschen in Angst und Panik versetzt, den Optimismus auf
die Fahne geschrieben. Martin Luther Kings berühmtester Satz
heißt ja auch nicht »I have a nightmare«,
sondern »I have a dream«. Träume geben Kraft.
Zukunft braucht Zuversicht. Doch mit Träumen allein ist
nichts gewonnen. Wir müssen handeln, wir müssen machen,
wir müssen endlich ins Tun kommen.
Vor zwölf
Jahren habe ich in meinem ersten Buch die enormen
wirtschaftlichen Chancen echter Klimaschutzpolitik dargelegt. Es
folgte ein Jahrzehnt aggressiver Torpedierung jeglicher
Klimaschutzpolitik seitens der Gegner, weswegen ich zwei Bücher
schrieb, um die gezielt gestreuten Mythen und Fake News zu
widerlegen. Jetzt sind wir an einem Punkt angelangt, an dem wir
nicht noch ein Jahrzehnt mit rückwärtsgewandten
Diskussionen vergeuden dürfen, sondern beherzt nach vorne
gehen müssen. Es beginnt das Jahrzehnt, in dem es auf die
Frage nach Klimaschutz nur noch Ja oder Nein als Antwort
gibt.
Wir alle wissen: Die Uhr tickt. Wir haben noch
ungefähr zehn Jahre oder knapp 420 Gigatonnen CO2
Zeit, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen. Also das Ziel, die Erde
ungefähr so zu erhalten, wie wir sie heute kennen und wie
sie uns die letzten tausend Jahre ein lebenswertes Zuhause
geboten hat.
Es ist Zeit aufzuräumen. Es ist Zeit,
für unsere globale WG ein paar Spielregeln aufzustellen,
damit wir nicht am nächsten Montag vor einem sehr viel
schlimmeren Desaster sitzen.
Es wird immer sichtbarer,
dass der Klimawandel überall auf der Welt massiv
voranschreitet und die bisherige Klimapolitik unzureichend war –
trotz großer Anstrengungen. Jugendliche gehen seit über
einem Jahr auf die Straße und fordern zu recht mehr
Klimaschutz. Den jungen Menschen folgen die älteren und auch
die ganz alten. Es kamen die Profis und inzwischen auch die
Omas.
Es ist eine globale Bewegung geworden. Die Ungeduld
wächst. Die Auseinandersetzungen werden härter. Manche
macht das besorgt. Doch ich freue mich riesig darüber. Seit
über 20 Jahren kämpfe ich für mehr Klimaschutz.
Durch das Engagement der Fridays-For-Future-Bewegung wird
deutlich, dass es eine überwältigende Mehrheit für
den Wandel gibt. Lange Jahre wehrten sich die fossilen Konzerne
mit allen Mitteln gegen die notwendige Umstrukturierung des
Energiemarktes, mit Tricks, mit Kniffen und jetzt kämpfen
sie immer aggressiver um ihre wirtschaftlichen Interessen. Die
Lobbyisten der Vergangenheit bellen und beißen wie alte
Rottweiler, aber den – inzwischen nicht mehr ganz so –
jungen Welpen gehört die Zukunft.
Lass dich nicht
frustrieren, weil du zu wenig Erfolge siehst. Es gibt sie! Mach
eine kurze Pause und sammle frische Kraft, aber komm bitte so
schnell wie möglich zurück. Wir brauchen dich. Das
Umsteuern ist in greifbarer Nähe. Wir sind an einem
Wendepunkt. Jetzt besteht die Chance für einen echten
Wandel.
Die größte Gefahr: Statt nach vorne zu
denken, stellen wir die Schuldfrage. Gerade diejenigen, die erst
Ende der 1990er-Jahre oder Anfang des neuen Jahrtausends geboren
wurden, stehen immer wieder fassungslos vor mir. Sie werden in
einer Welt erwachsen, die am Abgrund steht, und erfahren jetzt:
Ihre Eltern, die sogenannten »Babyboomer«, wussten
all die Jahre Bescheid, dass die Welt Kurs auf diesen Abgrund
nimmt.
Schon ist die Rede von einem Krieg der
Generationen. Derlei mag eine journalistische Sensationslust
befriedigen, ist aber sinnlos und kostet bloß Kraft, Nerven
und Zeit, die wir nicht haben. Statt uns zu zerstreiten und
zerspalten, sollten wir lieber gemeinsam Lösungen für
die immer noch ungelösten Herausforderungen des Klimawandels
finden.
Denn im Moment sind wir alle, ob wir wollen oder
nicht, eher Teil des Problems als Teil der Lösung. Wenn wir
in der industrialisierten Welt leben, können wir uns der
»CO2-Emissionskultur«
derzeit nicht entziehen, egal wie sehr wir uns abstrampeln. Wenn
also die junge Generation vorwurfsvoll auf die Älteren
zeigt, dann werden die Generationen X und Y auf die Jüngsten
zeigen und »Selber!« rufen. Und schon sitzen wir im
altbekannten Klimakarussel, schieben die Schuldkarte weiter zum
Nächsten und drehen uns im Kreis. Nein, so kommen wir nicht
vorwärts.
Wir müssen die Gräben überwinden
und Brücken bauen für echten Klimaschutz. Und zwar
nicht nur für die Boomer, die Generationen X, Y und Z,
sondern auch für die Menschen, die in den nächsten
Jahrzehnten und Jahrhunderten erst noch auf die Welt kommen: die
Generationen N1, N2 bis Nx. Denn sie müssen die Suppe
auslöffeln, wenn wir nicht endlich aufhören sie
einzubrocken.
Das wissen nicht allein die Jugendlichen.
Das wissen auch all die Menschen, die »for Future«
auf die Straße gehen. Eine im Frühjahr 2019
veröffentlichte Studie zeigt, dass eine große Mehrheit
der Deutschen (63 Prozent) Klimaschutz für ein sehr
wichtiges Anliegen hält und ihm eine ähnlich hohe
Bedeutung wie den beiden Top-Themen Bildung (69 Prozent) und
soziale Gerechtigkeit (65 Prozent) gibt. Allerdings nur 14
Prozent der Menschen meinen, dass die Bundesregierung genug tut.
Und das gilt über alle Generationen hinweg.
In einer
repräsentativen Umfrage vor der Hamburg-Wahl im Februar 2020
gaben 82 Prozent der Befragten im Alter 65plus an, ihnen sei
Klimaschutz wichtig oder sogar sehr wichtig. Bei den 40 bis
64-Jährigen waren es 73 Prozent. Bei den 16- bis 39-Jährigen
waren es 85 Prozent. Sie wären alle bereit, für einen
besseren Umwelt- und Klimaschutz sogar höhere Preise zu
akzeptieren.
Deswegen: Wechselseitige Schuldzuschreibungen
und Vorwürfe, Beleidigungen und Beschimpfungen bringen uns
nicht weiter. Im Gegenteil.
Ich stelle mir vor: Alle, die
tatkräftig mitwirken wollen, versammeln sich um einen großen
Tisch. Wir sehen lauter unbekannte Gesichter, entdecken
vereinzelt alte Bekannte, begrüßen einander, reden
durcheinander, alle haben Unsicherheiten und Wünsche,
Hoffnungen und Ängste, die Ideen und Gedanken sprudeln.
Jemand klopft mit dem Löffel ans Glas, die Stimmen eben ab,
im Raum wird es ruhig.
Jetzt kommt das Buch auf den
Tisch.
Es fasst zusammen, warum wir da sind, wo wir sind.
Es listet auf, welche Kräfte wirken, welche Diskussionen
geführt werden und welche Ideen es schon gibt. Es erzählt
von Fehlern, aus denen wir lernen, und es berichtet von Erfolgen,
die wir kopieren können. Es sammelt Fragen und
Herausforderungen, skizziert Antworten und setzt einen Rahmen für
die Suche nach den Lösungen. Am Ende steht eine Vielzahl von
Aufgaben, die zu erledigen sind. Es ist nur der Anfang einer noch
viel größeren To-do-Liste.
Der echte Zeit- und
Maßnahmenplan muss erst noch entwickelt werden – und
zwar von all denen, die das 21. zu einem Jahrhundert von
Demokratie, Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit machen
wollen, kreuz und quer durch die Republik, von Görlitz bis
Aachen, von Passau bis Wilhelmshaven von Freiburg bis Stralsund,
ab sofort.
Bislang hat Deutschland nur ein halbherziges
Klimapaket verabschiedet. Der mit großem Tamtam
angekündigte Klimatiger landete als bescheidener
Bettvorleger. Entschieden wurde nicht, was klimapolitisch
notwendig ist, sondern lediglich, was politisch durchsetzbar
schien. Da war die Mutlosigkeit größer als die
Weitsicht. Wir müssen den Verantwortlichen in Wirtschaft und
Politik deutlich machen, dass wir mehr verlangen. Wir packen
einfach selber an.
Wir brauchen etwas, das größer
ist als wir selbst, einen Systemwechsel, eine gemeinsam
organisierte und durchgeführte Transformation – weg
von der fossilen hin zu einer nachhaltigen Welt. Wir brauchen
gemeinsame Entschlossenheit. Wir brauchen Verabredungen und
Verbindlichkeit. Wir brauchen einen neuen Generationenvertrag –
analog zum Solidarvertrag zwischen den Jungen und den Alten für
eine sichere Rente. Wir brauchen einen Solidarvertrag der
Generationen X,Y und Z mit den N-Generationen für einen
sicheren Planeten. Wir brauchen eine andere Klimazukunft. Wir
brauchen Klimagerechtigkeit. Wir brauchen einen neuen
Klimavertrag, der Generationengerechtigkeit schafft, einen New
Green Deal. Einvernehmlich und verbindlich.
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