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Christian Stöcker
Die Männer, die die Welt verbrennen
Der entscheidende Kampf um die Zukunft der Menschheit

München 2024 (Ullstein); 336 Seiten; ISBN 978-3550202827

Die Welt steckt in der Endphase eines Kulturkampfs: Gier gegen Gerechtigkeit, Zerstörung gegen Nachhaltigkeit, Zynismus gegen Empathie. Nichts zeigt dies deutlicher als die Reaktionen auf die Klimakatastrophe: Hier jene, die versuchen, das Schlimmste zu verhindern, dort jene, die alles tun, um aus dem Verbrennen fossiler Stoffe Profit zu ziehen. Jahrzehntelang haben Ultrareiche sowie Unternehmen, die mit CO2-Produktion gut verdienen, mit skrupelloser Desinformation Zweifel daran gesät, dass wir Menschen mit unserer Sucht nach fossilen Brennstoffen die Erde aufheizen. Nicht zufällig sind die Hauptprofiteure der Klimazerstörung Leute, die mit demokratischen Werten und Menschenrechten wenig am Hut haben ‒ oft geht die Begeisterung für fossile Brennstoffe und die Ablehnung von Klimaschutz einher mit reaktionären Positionen. In vielen politischen Diskursen und militärischen Konflikten der Gegenwart geht es letztlich um CO2 – und um sehr viel Geld. Christian Stöcker zeigt: Es kommt jetzt darauf an, dass wir für unsere Kinder die Welt retten vor den Verbrennern und Verblendern, Lügnern und Kleptokraten, die von Öl und Gas profitieren. Und er liefert uns die Argumente, mit denen wir im öffentlichen und privaten Streit klar machen können, warum das fossile Zeitalter am Ende ist und die Zukunft in den erneuerbaren Energien liegt.

VIDEO: Capriccio, BR (5 Min)

Christian Stöcker, geboren 1973, studierte Psychologie in Würzburg und Bristol sowie Kulturkritik an der Bayerischen Theaterakademie München. 2010 erhielt er den Preis für Wissenschaftspublizistik der Deutschen Gesellschaft für Psychologie. Stöcker ist Kognitionspsychologe und seit Herbst 2016 Professor an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW). Dort leitet er den Studiengang »Digitale Kommunikation«. Als Experte für digitale Öffentlichkeit beriet er den Bundestag und die Enquete-Kommission für künstliche Intelligenz. Zuvor leitete er das Ressort Netzwelt bei SPIEGEL ONLINE. In seiner Kolumne »Der Rationalist« macht er sich immer sonntags Gedanken über Hysterie und Fakten in der öffentlichen Debatte. 2011 erschien sein Buch »Nerd Attack!«, das in die Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung aufgenommen wurde. Stöcker lebt in Hamburg.eboren 1945

INHALTSVERZEICHNIS
1. Die globale Allianz der Verbrenner
2. Die Profiteure der Katastrophe
3. Die Industrie hängt am Zeugverbrennen
4. Die Maschinerie der Leugner und Verzögerer
5. Stammesidentität und Petro-Maskulinität
6. Böse Männer, gute Geschäfte
7. Murdochs Reich
8. Die deutschen Verzögerer und ihre Methoden
9. Das Zeitalter des Lichts hat begonnen, das des Feuers muss enden

Fakten auf einen Blick
Anmerkungen (Quellenangaben, 70 Seiten)
Register

LESEPROBE
1. Die globale Allianz der Verbrenner

Zu Beginn eine Warnung: Für Leserinnen und Leser, die sich mit der Klimakrise und ihren Ursachen noch nicht allzu intensiv befasst haben, klingen Teile dieses Buches womöglich wie frei erfundene Verschwörungstheorien. Das ist aber ein falscher Eindruck, Es handelt sich bei allem, was auf den kommenden Seiten berichtet wird, um belegbare Fakten.

Dass manche davon nach Verschwörungserzählung klingen, liegt an dem allzu großen Erfolg der Kräfte, die bislang verhinderten, dass wir der größten Krise in der Geschichte der Menschheit wirksam begegnen. So durchschlagend war ihre Einflussnahme, dass wir ihre Manipulationen oft gar nicht mehr als solche wahrnehmen, ihre Propaganda für einen ganz normalen Teil des öffentlichen Diskurses halten. Wer aber darauf hinweist, dass sich unter dem scheinbar Offensichtlichen etwas anderes, Gefährlicheres verbirgt, wirkt schnell wie ein Verschwörungsideologe.

Wir leben in einer Welt, in der eine vergleichsweise kleine Gruppe von Personen, Unternehmen, Institutionen große Macht ausübt – allen voran die Öl-, Gas- und Kohlebranche, aber auch diesen Branchen gewogene, mit ihnen finanziell verbundene, von ihnen finanzierte oder korrumpierte Medienunternehmer, Politikerinnen und Politiker, Lobbyisten, Wissenschaftler, Agenturen, Anwaltskanzleien, Thinktanks und Stiftungen, Medienschaffende, Prominente, Industrieverbände und einige wenige extrem reiche Menschen. Sehenden Auges facht diese Gruppe eine Katastrophe an, ohne dass wir, die große Mehrheit, uns dagegen wehren. Obwohl wir genau wissen, was wir tun müssten, um diese Katastrophe doch noch zu verhindern oder wenigstens abzumildern.

Es handelt sich trotzdem nicht um eine globale Verschwörung im engeren Sinne, jedenfalls nicht so, wie solche Dinge in Verschwörungstheorien meist dargestellt werden: mit konspirativen Treffen eines innersten Kreises, der hinter den Kulissen die Geschicke der Welt lenkt. Es ist eher ein Netzwerk aus real existierenden Verschwörungen, die durch gemeinsame Interessen und Ziele verbunden sind. Diese Interessen und Ziele stehen im Widerspruch zum gesicherten, gesunden Fortbestand der menschlichen Zivilisation.

Die meisten, die an diesem Netzwerk beteiligt sind, sind Männer. Daher der Titel dieses Buches, der dem einen oder der anderen polemisch vorkommen mag. Dabei ist auch der Titel keine Polemik sondern eine nüchterne Tatsachenbeschreibung: Es gibt auf der Welt Männer, sogar ziemlich viele, die bereit sind, ihrem aktuellen Profit, ihrer persönlichen Macht die Zukunft der gesamten Menschheit unterzuordnen. Und sie sind bis heute sehr erfolgreich bei ihrem fatalen Tun.

Die Ziele dieser Männer sind erschreckend simpel: Es geht darum, für möglichst lange Zeit möglichst viel Geld damit zu verdienen, fossile Brennstoffe aus der Erde zu extrahieren und zu verkaufen, um so noch reicher und mächtiger zu werden, Es klingt trivial, und das ist es auch. Die Welt zerfällt in zwei sehr ungleich große Teile: auf der einen Seite die wenigen, die an fossilen Brennstoffen unmittelbar oder mittelbar verdienen, auf der anderen Seite all jene, die das nicht tun, aber unter den Folgen der Klimakrise am Ende mindestens ebenso sehr wie die Erstgenannten, wenn nicht noch viel mehr leide€n und leiden werden.

Den Männern, die die Welt verbrennen, ging und geht es darum, gesellschaftliche und ökonomische Rahmenbedingungen zu schaffen oder zu erhalten, die ihrem Ziel dienlich sind. Auch das sorgt für die vermeintliche Ähnlichkeit zur Verschwörungserzählung: Es gibt wirklich eine einzige, noch dazu sehr einfache Erklärung für sehr viele unterschiedliche Vorgänge, die auf den ersten Blick wenig miteinander zu tun zu haben scheinen. Betrachtet man die Welt durch diese Brille, erscheinen viele scheinbar schwer verständliche Konflikte und Vorgänge in einem anderen, helleren Licht. Es geht dabei immer um sehr viel Geld, und damit natürlich auch um Macht. Allein die fünf größten börsennotierten Erdölproduzenten der Welt, die Unternehmen ExxonMobil (USA), Shell (früher Niederlande, seit 2022 Großbritannien), Chevron (USA), Total (Frankreich) und BP (Großbritannien), machten im Jahr 2022, trotz Coronapandemie, zusammen 200 Milliarden Dollar Gewinn – nicht Umsatz! Sie erreichten damit einen historischen Rekord, und das, obwohl 2022 die katastrophalen Auswirkungen der Erderhitzung bereits weltweit zu besichtigen waren. Trotz aller Reduktionsziele, aller Klimakonferenzen und -abkommen, aller Sonntagsreden. Und selbst diese 200 Milliarden Dollar Gewinn sind nur ein Bruchteil des Geldes, das 2022 mit Öl und Gas verdient wurde, denn die größten Profiteure der heraufziehenden Katastrophe sind nicht etwa börsennotierte Unternehmen, sondern Nationalstaaten. Die meisten davon sind Diktaturen oder Autokratien.

Die wahren Erlöse, die Öl und Gas seit vielen Jahrzehnten einbringen, hat der Energie- und Umweltökonom Aviel Verbruggen für eine Studie errechnet, die 2022 in der Fachzeitschrift
International Journal of Sustainable Energy Planning and Managenent veröffentlicht wurde. Es handelt sich also nicht um eine Meinungsäußerung, sondern um eine wissenschaftliche Arbeit, die ein Peer-Review-Verfahren durchlaufen hat. Auch die Datenquelle sollte selbst unter den innigsten Freunden der Marktwirtschaft über jeden Verdacht erhaben sein: Verbruggen wertete Daten der W€eltbank aus. Auf dieser Basis kam er zu dem Ergebnis, dass die Summe, die seit 1970 mit Öl und Gas pro Jahr im Durchschnitt verdient wurde, inflationsbereinigt etwa eine Billion US-Dollar betrug. Das entspricht etwa drei Milliarden Dollar pro Tag. Noch einmal als Merksatz: Die Öl- und Gasbranche hat seit 1970 etwa drei Milliarden Dollar pro Tag Gewinn – nicht Umsatz! - gemacht. Jeden Tag, sieben Tage die Woche, seit über 50 Jahren.

Insgesamt hätten die Staaten und Firmen, die Öl und Gas fördern, von 1970 bis 2020 über 51 Billionen Dollar Profit gemacht, so Verbruggen. Gut 86 Prozent dieser 51 Billionen Dollar »Profit ohne Anstrengung«, wie Verbruggen das formuliert, entfielen auf Gewinne aus dem Verkauf von Öl, die restlichen knapp 14 Prozent auf Gas. Zum Vergleich: Das Bruttoinlandsprodukt Deutschlands im Jahr 2022 betrug umgerechnet gut vier Billionen Dollar.

Er sei selbst überrascht gewesen, als er die Zahlen ermittelt hatte, sagte Verbruggen dem britischen
Guardian: »Das ist eine riesige Menge Geld. Man kann mit diesem Geld jeden Politiker, jedes System kaufen, und ich glaube, das ist auch passiert. Es schützt die Produzenten vor politischer Einflussnahme, die ihre Aktivitäten beschränken könnte.« Auch das klingt wieder ein bisschen nach Verschwörung. Viele belegbare Tatsachen zeigen jedoch, dass Verbruggen recht hat. Anders wäre auch kaum zu erklären, dass die Welt gerade in eine globale Katastrophe hineinmarschiert, obwohl längst bekannt ist, was zu tun wäre, um diese Katastrophe abzuwenden.

Die völlig ungenierte und unsanktionierte Rücksichtslosigkeit, mit der die Branche bis heute agieren kann, illustriert hervorragend ein aktuelles Beispiel: Die 28. Weltklimakonferenz, dem Protokoll gemäß schlicht »Conference of the Parties« (COP28) genannt, fand ab Ende November 2023 in Dubai statt, einem der Vereinigten Arabischen Emirate (UAE). Die UAE sind der siebtgrößte Ölproduzent der Welt und verfügen über die weltweit fünftgrößten Gasreserven. Praktisch der gesamte Reichtum des Landes, ja der ganzen Region basiert auf dem Verkauf von Kohlenwasserstoffen. Die Pro-Kopf-Emissionen in den UAE liegen mit fast 22 Tonnen CO
2 pro Jahr in der globalen Spitzengruppe, nur in fünf anderen, bevölkerungsmäßig wie die UAE eher kleinen Staaten sind sie noch höher. In Deutschland lagen die Pro-Kopf-Emissionen im selben Jahr (2021) bei gut acht Tonnen.

Doch damit nicht genug: Der Präsident der COP28, Sultan Ahmed Al Jaber, ist nicht nur der dortige Minister für technologischen Fortschritt, sondern auch der Chef des staatlichen Ölkonzerns Adnoc. Dem
Guardian sagte er im Oktober zoz3: »Der Klimawandel ist unser gemeinsamer Feind, wir müssen ihn gemeinsam bekämpfen.« Als die Reporterin ihn auf die dazu im Widerspruch stehende Tatsache ansprach, dass Adnoc gerade seine Ölproduktion ausweitete, antwortete er, scheinbar verwirrt: »Das ist ein absolutes Missverständnis. Wir weiten nicht die Produktion aus, sondern die Produktionskapazität. Wir fügen 600 000 Barrel Kapazität hinzu, die nur dann produziert werden, wenn der Markt sie braucht.«

Später wiederholte er einen jahrzehntealten Taschenspielertrick der Fossilbranchen: »Es ist der Konsument, der zu den steigenden CO
2-Emissionen beiträgt, nicht der Produzent.« Die Verantwortung für die herannahende Klimakatastrophe von sich und dem eigenen Profitstreben auf die Kundschaft abzuwälzen ist bei Ölfirmen und Petrostaaten se€it etwa zwanzig Jahren eine beliebte Methode – eine von vielen. Richtig ist: Die Tatsache, dass die Welt weiterhin von Öl und Gas abhängt, ist maßgeblich den Umtrieben von Al Jabers eigener Branche zu verdanken. Das unterschlug er in den Gesprächen mit dem Guardian selbstverständlich. Ölfunktionäre lassen sich bis heute in etwa so leicht festnageln wie ein Pudding.

Schon Monate vor der Konferenz hatte der
Guardian enthüllt, dass das Personal des staatlichen Ölkonzerns Adnoc auf E-Mails der COP28-Delegationen zugriff, was naturgemäß für Empörung sorgte. Wenige Wochen vor Tagungsbeginn deckte die französische Nachrichtenagentur AFP zudem auf, dass die Unternehmensberatung McKinsey für die Konferenzleitung ein »Energieübergangsnarrativ« entwickelt hatte. Dieses »reduziert den Ölverbrauch bis 2050 nur um 50 Prozent und ruft dazu auf, jedes Jahr bis zu diesem Zeltpunkt weitere Billionen in die Erschließung neuer Öl- und Gasvorkommen zu investieren«. McKinsey erbrachte die Beratungsleistungen dem AFP-Bericht zufolge »pro bono«, also ohne Honorar. Das stimmt nicht ganz, denn McKinsey wird von jenen bezahlt, die an der Erderhitzung viele Billionen Dollar verdienen: Zu McKinseys Kunden gehören AFP zufolge ExxonMobil, Saudi Aramco, BP und Shell. Auf der McKinsey-Webseite war kurz vor diesen Enthüllungen ein langes, völlig unkritisches Interview mit ExxonMobil-Chef Darren Woods erschienen. Woods erklärte darin stolz, er habe allen Bestrebungen widerstanden, auch in Sonnen- und Windenergie einzusteigen, und wolle stattdessen weiter ausschließlich in die Erschließung fossiler Brennstofie investieren: »Wir bleiben bei dem vor Anker, was wir am besten können.«

Während der COP28 wurde ein Brief des Chefs der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) an die Mitgliedsstaaten des Ölkartells öffentlich, der sie dazu aufforderte, bei den Verhandlungen »proaktiv jeden Text oder jede Formulierung abzulehnen, die auf Energiequellen, also fossile Brennstoffe, statt auf Emissionen abzielt«. Vor Ort in Dubai nahm sich dieser Aufgabe dann laut der
New York Times vor allem Saudi-Arabien an, der größte Ölproduzent der Welt. Bis zuletzt stemmte sich die saudische Delegation demnach gegen jede Formulierung, die fossile Brennstoffe auch nur erwähnte. Saudi-Arabien versuchte offenbar sogar zu verhindern, dass das COP-Abschlussdokument einen Aufruf enthielt, die Kapazitäten für die Erzeugung erneuerbarer Energien bis 2030 zu verdreifachen. Beide Versuche scheiterten schließlich, was eine Art historischen Wendepunkt markiert: Bislang war es den Ölstaaten, dank des schon 1992 von Saudi-Arabien durchgesetzten Konsensprinzips der COP-Tagungen, stets gelungen, das Offensichtliche aus den Abschlusstexten herauszuhalten: dass die Welt wegmuss von Öl und Gas.

Noch im Oktober 2023, als die Internationale Energieagentur IEA die – halbwegs – gute Nachricht verkündet hatte, dass die Nachfrage nach Öl und Gas um das Jahr 2030 ihren Prognosen zufolge ihren Gipfelpunkt erreichen werde, widersprach die OPEC geradezu erbost. Solche »Narrative« würden das Energiesystem in die Gefahr bringen, »spektakulär zu scheitern«, so der OPEC-Generalsekretär Haitham Hal-Ghais. Er warnte vor »Energiechaos von einem potenziell nie dagewesenen Ausmaß, mit schlimmen Konsequenzen für Volkwirtschaften und Milliarden Menschen überall auf der Welt«. Nein, der Mann sprach nicht von den katastrophalen Auswirkungen der von seiner Branche maßgeblich zu verantwortenden Klimakrise, er sprach von der Gefahr für das Geschäftsmodell seiner Branche. Die OPEC erklärte auch – diese Phrase wird uns in diesem Buch sinngemäß noch häufiger in derart pervertierter Deutung begegnen –, der veränderte Blick auf Öl und Gas sei »ideologisch getrieben statt faktenbasiert«. Das ist eine atemberaubende Verdrehung der Tatsachen, denn die Fakten sind glasklar: Öl, Gas und Kohle tragen die Menschheit einer apokalyptischen Zukunft entgegen. »Ideologie« dagegen hat dazu geführt, dass die fossilen Branchen damit so lange durchgekommen sind.

Es ist längst klar belegt, wie insbesondere die Öl- und Gasbranche, aber auch deutsche Kohlekonzerne wie RWE und LEAG den öffentlichen Diskurs massiv manipulierten, um ihre Geschäfte weiter ungestört betreiben zu können. Sie lügen, betrügen, verschleiern – seit Jahrzehnten. Die Welt weiß längst, dass CO
2-Emissionen die Atmosphäre aufheizen, doch insbesondere US-Konzerne finanzierten mit Hunderten von Millionen, wenn nicht Milliarden Dollar über viele Jahre eine oft sehr aggressive Kampagne, um diese Tatsache zu verschleiern. Sie ließen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler attackieren, drängten Politiker aus dem Amt, etablierten das Narrativ, dass €es sich bei friedlichem Klimaprotest um »Terrorn handele«, verheimlichten Daten, simulierten breite Unterstützung, kauften Studien und vermeintlich unabhängige Fürsprecher. Dass sie damit inzwischen aufgehört hätten, ist ein Irrtum – lediglich die Strategien haben sie geändert. Bis heute ist in Sachen Klima-, Antriebs- und Energietechnik eine bemerkenswerte Menge an Desinformation im Umlauf. Und es ist klar, wem diese Desinformation nützt.

Bis heute gelingt es den Profiteuren der Klimakrise, nicht nur atemberaubende Gewinne mit der fortschreitenden Zerstörung unserer Lebensgrundlagen zu machen, sie bekommen dafür auch noch gewaltige Mengen an Steuergeldern. Das sagen nicht irgendwelche Öko-Aktivistinnen, sondern Fachleute vom Internationalen Währungsfonds (IWF). Zitat aus einem IWF- Bericht: »Die Subventionen für fossile Brennstoffe lagen im Jahr 2022 bei sieben Billionen Dollar oder 7,1 Prozent des (Welt-) Bruttoinlandsprodukts.« Der Großteil dieser Subventionen, 82 Prozent, sei »implizit«, weil gewaltige Umweltschäden vor allem durch Luftverschmutzung und die Erderwärmung nicht eingepreist und konsumbasierte Steuern nicht erhoben würden. Die IWF-Autoren weisen sogar darauf hin, dass sie für diese nicht eingepreisten Schäden einen im Vergleich zu aktuellen Forschungsergebnissen eher niedrigen Wert angesetzt haben. Und selbst dann, wenn man nur die verbleibenden 18 Prozent »expliziten« Subventionen betrachtet, sind das immer noch 1,26 Billionen, also 1260 Milliarden Dollar Subventionen für die Erhitzung des Planeten. In einem einzigen Jahr. Viele Regierungen lenken den Markt also weiterhin in die falsche Richtung, mit gigantischen Summen, die in die Taschen derer fließen, die an der Zerstörung verdienen.

— Meine Vermutung ist, dass den meisten Leserinnen und Lesern diese Ausmaße nicht geläufig sind, selbst dann nicht, wenn sie sich sehr für das Thema Klimakrise interessieren. Das hat seine Gründe. Obwohl die Fakten seit langer Zeit auf dem Tisch liegen, ist es den Profiteur€n der Katastrophe gelungen, weite Teile der Menschheit einzulullen und abzulenken. Deshalb passiert selbst in demokratischen Gesellschaften bei Weitem nicht genug, um die Katastrophe abzubremsen oder gar aufzuhalten. Wenn die Aktionen von Klimaaktivistinnen und -aktivisten manchmal übertrieben oder nicht zielführend und sie selbst verzweifelt wirken, dann hat das immer auch damit zu tun: Weil sie das Ausmaß der Bedrohung und auch das Ausmaß der Desinformation begriffen haben, wissen sie sich nicht mehr anders zu helfen, als mit allem, was ihnen einfällt, wieder und wieder auf all das hinzuweisen. Dabei sollte das angesichts der längst deutlich sichtbaren, mit Riesenschritten herannahenden Katastrophe längst überflüssig sein.

(…)

Zum Weiterlesen siehe die längere Leseprobe hier: https://www.buchhandel.de/…

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