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> Rahmtorf/Schellnhuber 2006
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S.
Rahmstorf / H. J. Schellnhuber Der Klimawandel
Diagnose,
Prognose, Therapie
München
2006 (Beck); 144 Seiten; ISBN 3-406-50866-9 / 978-3-406-50866-0
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Viele
Menschen glauben, dass die Bedrohung durch den globalen
Klimawandel eine theoretische Möglichkeit ist, die sich aus
unsicheren Modellberechnungen ergibt. Gegenüber solchen
Modellrechnungen haben sie ein verständliches Misstrauen
schließlich ist ein Klimamodell für den Laien
undurchschaubar und seine Verlässlichkeit kaum
einzuschätzen. Manch einer glaubt gar, wenn die
Computermodelle fehlerhaft sind, dann gibt es vielleicht gar
keinen Grund zur Sorge über den Klimawandel.
Dies
trifft jedoch nicht zu. Die wesentlichen Folgerungen über
den Klimawandel beruhen auf Messdaten und elementarem
physikalischen Verständnis. Modelle sind wichtig und
erlauben es, viele Aspekte des Klimawandels detailliert
durchzurechnen. Doch auch wenn es gar keine Klimamodelle gäbe,
würden Klimatologen vor dem anthropogenen Klimawandel
warnen.
Der Anstieg der Treibhausgase in der Atmosphäre
ist eine gemessene Tatsache, die selbst Skeptiker nicht
anzweifeln. Auch die Tatsache, dass der Mensch dafür
verantwortlich ist, ergibt sich unmittelbar aus Daten aus
den Daten unserer Nutzung der fossilen Energien und
unabhängig davon nochmals aus Isotopenmessungen. Wie
außerordentlich dieser Anstieg ist, zeigen die Daten aus
den antarktischen Eisbohrkernen niemals zumindest seit
fast einer Million Jahre war die CO2-Konzentration
auch nur annähernd so hoch, wie sie in den letzten hundert
Jahren geklettert ist.
Die erwärmende Wirkung des CO2
auf das Klima wiederum ist seit mehr als hundert Jahren
akzeptierte Wissenschaft. Die Strahlungswirkung des CO2
ist im Labor vermessen, der Strahlungstransfer in der Atmosphäre
ein bestens bekannter, ständig bei Satellitenmessungen
verwendeter Aspekt der Physik. Die durch den Treibhauseffekt
erwartete Zunahme der an der Erdoberfläche ankommenden
langwelligen Strahlung wurde 2004 durch Messungen des Schweizer
Strahlungsmessnetzes belegt. Über die Störung des
Strahlungshaushaltes unseres Planeten durch den Menschen kann es
daher man möchte hinzufügen: leider
keinen Zweifel geben. (...)
Auch die Tatsache, dass das
Klima sich derzeit bereits verändert, ergibt sich direkt aus
Messungen die Jahre 1998, 2002, 2003, 2004 und 2001 waren
die fünf wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen im
Jahr 1861 (bei Redaktionsschluss gibt die NASA bekannt, dass 2005
einen erneuten Rekord gesetzt hat). Die Gletscher gehen weltweit
zurück, und ProxyDaten zeigen, dass das Klima gegen Ende des
20. Jahrhunderts wahrscheinlich so warm war wie nie zuvor seit
mindestens tausend Jahren.
Ohne detaillierte Klimamodelle
wären wir etwas weniger sicher, und wir könnten die
Folgen weniger gut abschätzen aber auch ohne diese
Modelle würde alle Evidenz sehr stark darauf hindeuten, dass
der Mensch durch seine Emissionen von CO2
und anderen Gasen im Begriff ist, das Klima einschneidend zu
verändern.
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(Aus
der Einleitung)
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Stefan
Rahmstorf
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forscht
am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und ist
Professor für Physik der Ozeane an der Universität
Potsdam.
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Hans
Joachim Schellnhuber
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ist
Gründer und Direktor des Potsdam-Instituts für
Klimafolgenforschung und Physik-Professor an den Universitäten
Potsdam und Oxford.
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Inhaltsverzeichnis
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Einleitung
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1.
Aus der Klimageschichte lernen
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Klimaarchive
Was bestimmt das Klima? Die Frühgeschichte der
Erde Klimawandel über Jahrmillionen Eine
plötzliche Warmphase Die Eiszeitzyklen Abrupte
Klimawechsel Das Klima des Holozän Einige
Folgerungen
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2.
Die globale Erwärmung
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Etwas
Geschichte Der Treibhauseffekt Der Anstieg der
Treibhausgaskonzentration Der Anstieg der Temperatur
Die Ursachen der Erwärmung Die Klimasensitivität
Projektionen für die Zukunft Wie sicher sind
die Aussagen? Zusammenfassung
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3.
Die Folgen des Klimawandels
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Der
Gletscherschwund Rückgang des arktischen Meer-Eises
Tauen des Permafrosts Die Eisschilde in Grönland und
der Antarktis Der Anstieg des Meeresspiegels
Änderungen der Meeresströmungen Wetterextreme
Auswirkungen auf Ökosysteme Landwirtschaft und
Ernährungssicherheit Ausbreitung von Krankheiten
Zusammenfassung
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4.
Klimawandel in der öffentlichen Diskussion
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Die
Klimadiskussion in den USA Die Lobby der Leugner
Zuverlässige Informationsquellen Zusammenfassung
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5.
Die Lösung des Klimaproblems
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Vermeiden,
Anpassen oder Ignorieren? Gibt es den optimalen
Klimawandel? Globale Zielvorgaben Der
Gestaltungsraum für Klimalösungen Das
Kyoto-Protokoll oder Die Händler der vier Jahreszeiten
Der WBGU-Pfad zur Nachhaltigkeit Anpassungsversuche
Die Koalition der Freiwilligen oder Leading by Example
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Epilog:
Der Geist in der Flasche
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Quellen
und Anmerkungen
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Literaturempfehlungen
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Sachregister
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Leseprobe
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Aus
der Klimageschichte lernen / Einige Folgerungen
(Seite 28)
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Die
Klimageschichte belegt vor allem die dramatische
Wechselhaftigkeit des Klimas. Das Klimasystem ist ein sensibles
System, das in der Vergangenheit schon auf recht kleine
Änderungen in der Energiebilanz empfindlich reagiert hat. Es
ist zudem ein nichtlineares System, das in manchen Komponenten
zum Beispiel der ozeanischen Zirkulation zu sprunghaften
Änderungen neigt. Das Klima ist «kein träges
Faultier, sondern gleicht eher einem wildes Biest», wie es
der bekannte amerikanische Klimatologe Wallace Broecker einmal
formulierte.
Andererseits treten Klimaänderungen auch
nicht ohne Grund auf, und die Klimaforschung ist im vergangenen
Jahrzehnt einem quantitativen Verständnis der Ursachen
früherer Klimaänderungen sehr nahe gekommen. Viele der
abgelaufenen Ereignisse lassen sich inzwischen auf spezifische
Ursachen zurückführen und recht realistisch in den
stets besser werdenden Simulationsmodellen nachspielen. Ein
solches quantitatives Verständnis von Ursache und Wirkung
ist die Voraussetzung dafür, die Eingriffe des Menschen in
das Klimasystem richtig einschätzen zu können und deren
Folgen zu berechnen. Die Klimageschichte bestätigt dabei
eindrücklich die wichtige Rolle des C02
als Treibhausgas (...).
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Die
globale Erwärmung (PDF)
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Die
globale Erwärmung / Zusammenfassung
(Seite 52 f)
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Einige
wichtige Kernaussagen haben sich in den abgelaufenen Jahrzehnten
der Klimaforschung so weit erhärtet, dass sie unter den
aktiven Klimaforschern allgemein als gesichert gelten und nicht
mehr umstritten sind. Zu diesen Kernaussagen gehören:
(1)
Die Konzentration von C02
in der Atmosphäre ist seit ca. 1850 stark angestiegen, von
dem für Warmzeiten seit mindestens 400 000 Jahren typischen
Wert von 280 ppm auf inzwischen 380 ppm.
(2) Für
diesen Anstieg ist der Mensch verantwortlich, in erster Linie
durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe, in zweiter Linie
durch Abholzung von Wäldern.
(3) C02
ist ein klimawirksames Gas, das den Strahlungshaushalt der Erde
verändert: Ein Anstieg der Konzentration führt zu einer
Erwärmung der oberflächennahen Temperaturen. Bei einer
\/erdoppelung der Konzentration liegt die Erwärmung im
globalen Mittel sehr wahrscheinlich bei 3±1 ºC
(4)
Das Klima hat sich im 20. Jahrhundert deutlich erwärmt
(global um ca. 0,6 ºC, in Deutschland um ca. 1 ºC; die
Temperaturen der abgelaufenen zehn Jahre waren global die
wärmsten seit Beginn der Messungen im 19. Jahrhundert und
seit mindestens mehreren Jahrhunderten davor.
(5) Der
überwiegende Teil dieser Erwärmung ist auf die
gestiegene Konzentration von C02
und anderen anthropogenen Gasen zurückzuführen; ein
kleinerer Teil auf natürliche Ursachen, u. a. Schwankungen
der Sonnenaktivität.
Aus den Punkten 1 bis 3 folgt,
dass die bislang schon sichtbare Klimaänderung nur ein
kleiner Vorbote viel größerer Veränderungen ist,
die bei einem ungebremsten weiteren Anstieg der
Treibhausgaskonzentration eintreten werden. Bei Annahme einer
Reihe plausibler Szenarien für die künftigen
Emissionen, und unter Berücksichtigung der verbleibenden
Unsicherheiten in der Berechenbarkeit des Klimasystems, rechnet
das IPCC in seinem letzten Bericht mit einem globalen
Temperaturanstieg von 1,4 bis 5,8 ºC bis zum Jahr 2100 (über
das Niveau von 1990 hinaus). Dabei sind nach neueren Studien auch
noch höhere Werte nicht ausgeschlossen, wenn es zu
verstärkenden Rückkopplungen im Kohlenstoffkreislauf
kommen sollte.
Die letzte vergleichbar große globale
Erwärmung gab es, als vor ca. 15 000 Jahren die letzte
Eiszeit zu Ende ging: Damals erwärmte sich das Klima global
um ca. 5 ºC. Doch diese Erwärmung erfolgte über
einen Zeitraum von 5000 Jahren der Mensch droht nun einen
ähnlich einschneidenden Klimawandel innerhalb eines
Jahrhunderts herbeizuführen.
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Die
Folgen des Klimawandels / Zusammenfassung
(Seite 80 f)
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Trotz
der bislang nur geringen globalen Erwärmung (0,6 ºC im
20.Jahrhundert) lassen sich bereits zahlreiche Auswirkungen
beobachten. Die Gebirgsgletscher und das arktische Meer-Eis
schrumpfen, die Kontinentaleismassen in Grönland und der
Antarktis zeigen Anzeichen von beschleunigtem Abschmelzen,
Permafrost-Boden taut auf, der Meeresspiegel steigt derzeit
(schneller als erwartet) um 3 cm/Jahrzehnt an, die
Vegetationsperiode verlängert sich, und viele Tier- und
Pflanzenarten verändern ihr Verbreitungsgebiet. Diese
Anzeichen sind einerseits ein unabhängiger Beleg für
die Tatsache der Erderwärmung, zusätzlich zu den
Temperaturmessdaten. Andererseits sind sie erste Vorboten dessen,
was an Auswirkungen des Klimawandels auf uns zukommen wird.
Die
bei der geringen Erwärmung erwartungsgemäß
bislang noch milden Folgen sollten nicht über die Schwere
des Problems hinwegtäuschen. Die Auswirkungen werden bei
ungebremster Erwärmung sehr tiefgreifend sein, auch wenn die
zeitliche Abfolge und regionale Ausprägung sich nur schwer
im Einzelnen vorhersehen lässt.
Dabei wird es sowohl
negative als auch positive Auswirkungen geben, denn ein warmes
Klima ist a priori nicht schlechter oder lebensfeindlicher
als ein kälteres. Dennoch würden die negativen
Auswirkungen sehr wahrscheinlich stark überwiegen, vor allem
weil Ökosysteme und Gesellschaft hochgradig an das
vergangene Klima angepasst sind. Gravierende Probleme entstehen
insbesondere dann, wenn die Veränderung so rasch vonstatten
geht, dass sie die Anpassungsfähigkeit von Natur und Mensch
überfordert. Alpine Tiere und Pflanzen können zwar in
größere Höhenzonen ausweichen aber nur bis
die Gipfel erreicht werden, was in wärmeren Ländern wie
Afrika und Australien bald der Fall sein wird. Mit dem arktischen
Meer-Eis ginge ein ganzes Ökosystem und die Lebensweise der
Inuit verloren. Wälder können nur sehr langsam in
andere Regionen wandern. Viele Tier- und Pflanzenarten würden
aussterben.
Menschen können sich zwar an neue
Gegebenheiten anpassen aber ein sich rasch wandelndes
Klima bringt einen Verlust an Erfahrung und Berechenbarkeit und
kann daher nicht optimal landwirtschaftlich genutzt werden.
Vorteile entstehen voraussichtlich in kälteren
Industrienationen wie Kanada landwirtschaftliche Einbußen
aber in tropischen und subtropischen [,ändern, also gerade
dort, wo die Menschen am ehesten durch Hunger gefährdet sind
und wo sie am wenigsten zur Erderwärmung beigetragen haben.
Zudem werden viele Menschen unter Extremereignissen wie Dürren,
Fluten und Stürmen (insbesondere tropischen Wirbelstürmen)
zu leiden haben. Die von uns verursachte Klimaveränderung
wirft daher schwerwiegende ethische Fragen auf.
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Epilog:
Der Geist in der Flasche (Seite 134 f)
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Nach
der Lektüre dieses Buchs wird der Leser hoffentlich unserer
Ansicht zustimmen, dass die Bewältigung des Klimawandels
eine Feuertaufe für die im Entstehen begriffene
Weltgesellschaft darstellt. Wir haben versucht zu zeigen, dass
die Probe heil überstanden, ja sogar als Chance für
einen neuen Aufbruch begriffen werden kann. Für diese
Perspektive eines nachhaltigen Krisenmanagements gibt es jedoch
keine Garantie. Mindestens ebenso wahrscheinlich ist eine
Ultima-Ratio-Strategie, auf welche die Regierungen
zurückgreifen könnten, wenn sie erkennen, dass sie
Geschwindigkeit und Wucht der Klimaproblematik unterschätzt
haben, und der Ruf nach einer Rosskur für den Planeten
lauter wird.
Der entsprechende Flaschengeist, der geduldig
in seinem Behältnis wartet, heißt Geoengineering.
Es gibt keine treffende deutsche Übersetzung für diesen
Ausdruck; am ehesten könnte man von Erdsystemmanipulation
sprechen. Gemeint ist damit der Einsatz von Technologie in
planetarischer Größenordnung, um die unerwünschten
Umweltfolgen unserer industriellen Zivilisation zu unterdrücken
oder gar zu beseitigen. Natürlich regt besonders die
Klimaproblematik die Phantasie nicht nur von Wissenschaftlern in
diesem Zusammenhang an. (...)
Da sind zum einen die
Makro-Vermeidungsstrategien. Viele Hoffnungen wurden z. B.
auf die Stärkung der marinen biologischen Pumpe
durch künstliche Eisendüngung des Planktons in
geeigneten Meeresabschnitten gesetzt also auf die
Stimulation eines natürlichen Mechanismus zur Entfernung von
überschüssigem C02
aus dem planetarischen Kohlenstoffkreislauf. Neuere
Forschungsergebnisse dämpfen diese Hoffnungen stark. Von
einer Gruppe um den kürzlich verstorbenen Vater der
Wasserstoffbombe, Edward Teller, wurde dagegen die Idee ins
Spiel gebracht, die Stratosphäre jährlich mit einigen
Raketenladungen an Schwefelpartikeln (Aerosolen) zu beschicken.
Solche Partikel werden gelegentlich bei Vulkanausbrüchen in
die hohe Atmosphäre geschleudert und sorgen durch Reflektion
des Sonnenlichts für künstliche Verdunkelung. Angeblich
könnte diese Technik so kalibriert werden, dass die
Verstärkung des Treibhauseffekts durch anthropogenes C02
gerade ausgeglichen würde und das zu lachhaft
geringen Kosten! Ähnlich geartet, aber noch utopischer ist
der Plan, gigantische Spiegel an geeigneten Punkten im Weltall zu
stationieren, um der Erderwärmung durch Ablenkung der
Sonnenstrahlung entgegenzuwirken.
Und da sind zum anderen
die Makro-Anpassungsstrategien, die wir nur kursorisch
erwähnen wollen und die manche Reminiszenzen an frühere
sowjetische Pläne zur großräumigen Manipulation
der Umwelt wecken. Zumindest denkbar sind etwa gigantische
hydrographische Projekte, wie die Umleitung von Strömen, die
Schaffung neuer Meeresverbindungen (wie der in Israel schon lange
diskutierte Red-Dead-Channel) oder das Auffüllen
von kontinentalen Becken (wie dem Kongogebiet) zur Stabilisierung
des Meeresspiegels. Ähnlich problematische Überlegungen
zur Manipulation der Biosphäre in großem Stil werden
immer häufiger vorgebracht.
Wir möchten hier
betonen, dass die an früherer Stelle beschriebene
geologische Kohlenstoffsequestrierung nicht zu den eigentlichen
Techniken der Erdsystem-Manipulation gehört, da dieses
Verfahren die C02-Emissionen
bei der Wurzel packt. Die anderen der eben skizzierten Optionen
haben dagegen eindeutigen End of the Pipe-Charakter
mit dem unverblümten Ziel, den Pfusch beim BAU
wegzuklempnern. Die historische Erfahrung lehrt leider, dass die
Menschheit in der Krise nur allzu bereit ist, zu den
fragwürdigsten Mitteln zu greifen und den Korken aus der
vermeintlichen Wunderflasche zu ziehen.
Dabei ist dies
keineswegs nötig, wie wir in Kapitel 5 darzulegen versucht
haben: Unsere moderne Weltgesellschaft mit ihren nahezu
unbeschränkten Möglichkeiten der nachhaltigen
Zukunftsgestaltung sollte stattdessen den Geist der ökonomischen
und sozialen Erneuerung aus der Flasche lassen. Die Kräfte,
welche die zweite Industrielle Revolution hervorbringen können,
stehen bereit und müssen endlich befreit werden.
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Siehe
auch:
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Potsdam
Institut für Klimafolgenforschung
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Homepage
von Prof. Dr. Stefan Rahmstorf
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Weltatlas
des Klimawandels
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www.oekosystem-erde.de/html/klimawandel
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www.wetter-klimawandel.de
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www.greenpeace.de/themen/klima
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Tim
Flannery: Wir Wettermacher
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Intergovernmental
Panel On Climate Change (IPCC)
(englisch) deutsche Übersetzungen sind von hier
aus zugänglich
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www.umweltbundesamt.de/klimaschutz
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Klima
schützen Sonderseiten des Umweltbundesamtes
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Bundesministerium
für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) zum
Klimaschutz
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Wissenschaftlicher
Beirat der Bundesregierung / Globale Umweltveränderungen
(WBGU)
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Klimarahmenkonvention
der Vereinten Nationen (Wikipedia)
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World
Future Council: Zukunft ist möglich Wege aus dem
Klima-Chaos
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