langelieder > Bücherliste > Helfrich 2012




Silke Helfrich und Heinrich-Böll-Stiftung (Hrsg.)
Commons

Für eine neue Politik jenseits von Markt und Staat






Bielefeld 2012 (transcript); 526 Seiten; ISBN-13: 978-3-8376-2036-8


Komplette Netzausgabe (www.boell.de, downloads...)


Dieses Werk erscheint unter der Creative-Commons-Lizenz »BY SA 3.0. unported«: http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/






Die »Occupy«-Bewegung trägt ein Unbehagen auf die Straße – weltweit. Sie stellt Profitmaximierung an den Pranger und der Politik einen Misstrauensantrag. Denn die Preise für Lebensmittel, Wasser und Böden steigen, und begrenzt ver fügbare Güter, wie die Meere oder Wälder, werden rücksichtslos ausgebeutet. Wissen und Ideen indes, unsere wichtigsten produktiven Ressourcen, sind zwar in Fülle vorhanden – doch sie werden behandelt, als wären sie knapp. Die ernüchternde Diagnose lautet: Sowohl Markt als auch Staat versagen.

Deshalb verwundert es nicht, dass die Commons, die Idee der gemeinschaf tlichen Verantwortung für Gemeingüter, eine Renaissance erleben – nicht erst seit dem Wirtschaftsnobelpreis 2009 für Elinor Ostrom. Commons sind wichtiger denn je. Sie beruhen nicht auf der Idee der Knappheit, sondern schöpfen aus der Fülle. Sie sind produktiv, ohne in erster Linie für den Markt zu produzieren. Sie existieren durch und für die Menschen und lösen konkrete Probleme.

Dieser Band mit Beiträgen von 90 internationalen Autorinnen und Autoren aus Wissenschaft, Politik und Gesellschaf t stellt ein modernes Konzept der Commons vor, das klassische Grundannahmen der Wir tschaf ts- und Güter theorie radikal in Frage stellt und ein Wegweiser für eine neue Politik sein kann.


Silke Helfrich


freie Publizistin und Mitbegründerin der Commons Strategies Group, lebt und arbeitet in Jena. Sie war langjährige Büroleiterin für Mittelamerika, Mexiko der Heinrich-Böll-Stiftung und ist Herausgeberin von »Wem gehört die Welt?« (2009) und von »Was mehr wird, wenn wir teilen« (Elinor Ostrom, 2011). Sie betreibt einen deutschsprachigen Blog zu Gemeinschaftsgütern: www.commonsblog.de




Heinrich-Böll-Stiftung


ist Denkfabrik und internationales Politik-Netzwerk. Sie steht Bündnis 90, Die Grünen nahe und fördert die Debatte über soziale wie technologische Innovationen für die anstehende Transformation zu einer klimastabilen Gesellschaft, die auf Geschlechter- und Bürgerdemokratie sowie Generationengerechtigkeit beruht.


Inhaltsverzeichnis


Barbara Unmüßig – Vorwort
Silke Helfrich, David Bollier – Commons als transformative Kraft. Zur Einführung
Silke Helfrich – Danke






Kapitel I: Commons. Ein Paradigmenwechsel



Jacques Paysan – Mein steiniger Weg zu den Commons. Ein Rückblick
Andreas Weber – Wirtschaft der Verschwendung. Die Biologie der Allmende
Friederike Habermann – Wir werden nicht als Egoisten geboren
Rob Hopkins – Resilienz denken
Martin Beckenkamp – Der Umgang mit sozialen Dilemmata. Institutionen und Vertrauen in den Commons
Stefan Meretz – Ubuntu-Philosophie. Die strukturelle Gemeinschaftlichkeit der Commons
Silke Helfrich – Das »Betriebssystem« der Commons. Version 0.5
Ugo Mattei – Eine kurze Phänomenologie der Commons
Brigitte Kratzwald – Commons und das Öffentliche. Wem gehören öffentliche Dienstleistungen?
Silke Helfrich – Gemeingüter sind nicht, sie werden gemacht
Michael Heller – Die Tragik der Anti-Allmende
James B. Quilligan – Warum wir Commons von öffentlichen Gütern unterscheiden müssen
Veronika Bennholdt-Thomsen – Subsistenz. Perspektive für eine Gesellschaft, die auf Gemeingütern gründet
Josh Tenenberg – Technik und Commons
Franz Nahrada – Das Commoning von Mustern und die Muster des Commoning. Eine Skizze
Roberto Verzola, Brian Davey, Wolfgang Höschele und Silke Helfrich (Gespräch) – Commons: Quelle der Fülle?






Kapitel II: Kapitalismus, Einhegungen, Widerstand



Peter Linebaugh – Commons: Von Grund auf eingehegt
Hartmut Zückert – Allmende: Von Grund auf eingehegt
Liz Alden Wily – Globaler Landraub. Die neue Einhegung
P.V. Satheesh – Transgene Versprechen. Über die Folgen der Gentechnologie in der Landwirtschaft
Antonio Tricarico, Heike Löschmann – Finanzialisierung – ein Hebel zur Einhegung der Commons
Cesar Padilla – Bergbauprojekte bedrohen Gemeingüter. Das Beispiel Südamerika
Maude Barlow – Wasser ist Gemeingut. Vorschläge zu seiner Rettung
Vinod Raina – Was ist rückständig: Subsistenzwirtschaft oder moderne Entwicklung? Der Widerstand gegen Staudämme
Gerhard Dilger – Belo Monte oder die Zerstörung der Commons
Hervé Le Crosnier – Die Geschichte stottert oder wiederholt sich. Neue Commons, neue Einhegungen
Jonathan Rowe – Wer den Namen bestimmt, definiert die Verhältnisse
Massimo de Angelis – Krise, Kapital und Vereinnahmung – braucht das Kapital die Commons?
Gustavo Esteva – Hoffnung von unten. Das besondere Prinzip des Zusammenlebens in Oaxaca
Lili Fuhr – Neue Deutsche Rohstoffstrategie – eine moderne »Enclosure of the Commons«?
Ana de Ita – Die Zerstörung von Commons durch den Naturschutz
Beatriz Busaniche – Geistige Eigentumsrechte und Freihandelsabkommen. Eine unendliche Geschichte
David Bollier – Globale Einhegungen im Dienste des Imperiums. Die NATO als »Kommandeur der Commons«






Kapitel III: Commoning – soziale Innovationen weltweit



George Por – Commoning lernen
Christa Müller – Reiche Ernte in Gemeinschaftsgärten. Beim Urban Gardening findet der Homo oeconomicus sein Korrektiv
Katharina Frosch – Mundraub? Allmendeobst!
Margrit Kennedy – Leben im Lebensgarten
Thomas H. Greco – Die Rückeroberung der Kredit-Allmende. Auf dem Weg zur Schmetterlings-Gesellschaft
Stefan Rost – Das Mietshäuser Syndikat
Geert de Pauw – Die Stadt von morgen steht auf Gemeinschaftsland
Beate Küppers – Artabana – Gesundheitsversorgung in die eigenen Hände nehmen
Sabine Lutz – Shared Space: Geteilter Raum ist doppelter Raum
Gerd Wessling – Transition – Initiativen des Wandels
Takayoshi Kusago – Von Minamata lernen. Gut leben in lokalen Gemeinschaften
Mayra Lafoz Bertussi – »Faxinais« und ihre Nutzer. Commons in einem komplexen Verhältnis zum Staat
Gloria L. Gallardo Fernández, Eva Friman – Küstennahe Commons in Chile. Kompetente Menschen, starke Institutionen, reiche Natur
Shrikrishna Upadhyay – Frischer Wind in den Wäldern. Gemeinschaftliche Waldbewirtschaftung und Lebenssicherung in Nepal
Papa Sow, Elina Marmer – Salz und Handel am Lac Rose. Der Lebensunterhalt senegalesischer Gemeinschaften
Gustavo Soto Santiesteban, Silke Helfrich – Der Schaum dieser Tage: Buen Vivir und Commons. Ein Gespräch
Adriana Sanchez, Silke Helfrich – Der Code ist das Saatgut der Software. Ein Interview






Kapitel IV: Wissensallmende für den gesellschaftlichen Wandel



Christian Siefkes – Peer-Produktion – der unerwartete Aufstieg einer commonsbasierten Produktionsweise
Carolina Botero Cabrera, Julio Cesar Gaitán – Von Märchen und Autorenrechten
Mike Linksvayer – Creative Commons: Die Wissensallmende in unsere Hände nehmen
Benjamin Mako Hill – Freiheit für Nutzer, nicht für Software
Federico Heinz – Öffentliche Verwaltung braucht Freie Software
Thomas Gegenhuber, Nauman Haque, Stefan Pawel – Linz: Von der Stahlstadt zur Open-Commons-Region. Wie eine Kommune von einem Bekenntnis zur Allmende profitieren kann
David E. Martin – Innovationen emanzipieren. Global Innovation Commons
Javier de la Cueva, Bastien Guerry, Samer Hassan, Vicente J. Ruiz Jurado – Move Commons: Labels für soziale Initiativen. Ein Vernetzungsinstrument
Philippe Aigrain – Die Grundlagen einer langlebigen, commonsbasierten Informationsproduktion
Michel Bauwens, Franco Iacomella – Die Peer-to-Peer-Ökonomie und eine neue commonsbasierte Zivilisation
Rainer Kuhlen – Wissensökonomie und Wissensökologie zusammen denken






Kapitel V: Commons produzieren, Politik neu denken



David Bollier, Burns H. Weston – Das Menschenrecht auf eine saubere Umwelt und die Renaissance der Commons
Prue Taylor – Das Gemeinsame Erbe der Menschheit. Eine kühne Doktrin in einem engen Korsett
Ryan T. Conway – Ideen für den Wandel – der Institutionenvielfalt Sinn geben
Michael J. Madison, Brett M. Frischmann, Katherine J. Strandburg – Von Wissen und anderen Reichtümern. Kulturelle Commons konstruieren
Michel Bauwens – Peer-Produktion und Peer-Governance der digitalen Commons
Esther Mwangi, Helen Markelova – Lokal, regional, global? Mehrebenen-Governance und die Frage des Maßstabs
Gerhard Scherhorn – Die Welt als Allmende. Für ein gemeingütersensitives Wettbewerbsrecht
Ottmar Edenhofer, Christian Flachsland, Bernhard Lorentz – Die Atmosphäre als globales Gemeingut
Julio Lambing – Stromallmende: Wege in eine neue Industriegesellschaft
Dirk Löhr – Das Scheitern der Bodenprivatisierung. Zum überfälligen Kurswechsel in der Entwicklungspolitik
Alberto Acosta – Die komplexe Konstruktion der Utopie. Ein Blick auf die Initiative Yasuní-ITT
Christine Godt, Christian Wagner-Ahlfs, Peter Tinnemann – Equitable Licensing – den Zugang zu Innovationen sichern
Nikos A. Salingaros, Federico Mena-Quintero – Peer-to-Peer-Stadtplanung: Aus Erfahrung lernen. Neuere Entwicklungen in der Stadtplanung






Silke Helfrich – Epilog






Sachregister


Leseprobe


siehe: Komplette Netzausgabe






Vorwort






Eine Politik der Zukunft gestalten – das ist ein hoher Anspruch. Die Heinrich-Böll-Stiftung möchte sie mitgestalten und unterstützt deshalb weltweit Vordenkerinnen und Vordenker, Pionierinnen und Pioniere sozialer und ökologischer Innovationen, die wir für die notwendige Transformation unserer zerstörerischen Wirtschaftsweise dringend brauchen.

Die Protagonisten der Commons-Debatte sind solche Pioniere. Sie engagieren sich lokal und international gegen die weitere Privatisierung und Kommerzialisierung von Natur, Wissen, öffentlichem Raum und für eine andere Form der institutionellen Organisation. Die Commons eignen sich für eine große Erzählung. Ihr Potential besteht darin, soziale Innovation als entscheidenden Hebel gesellschaftlicher Transformation zu entwickeln. Dieser Hebel ist eben nicht technologischer Fortschritt und Effizienzgewinn und auch nicht der Export gesellschaftlicher Partizipation oder demokratischer Institutionen. Bei den Commons, den Gemeingütern, geht es vor allem um die Frage, wie sie durch die Stärkung vertrauensvoller und fairer sozialer Beziehungen geschützt und weiterentwickelt werden können.

Die Heinrich-Böll-Stiftung engagiert sich seit 2007 aktiv für die Commons als Politik der Zukunft. Startschuss waren interdisziplinäre Salongespräche: »Zeit für Allmende«. Zudem entstand im Jahr 2009 – gemeinsam mit Silke Helfrich – die Anthologie Wem gehört die Welt? Zur Wiederentdeckung der Gemeingüter. Ein Jahr später wurde dann mit Gemeingüter – Wohlstand durch Teilen eine allgemein verständliche Einführung in die Welt der Commons und des Commoning veröffentlicht.

Die Commons-Theorie weiterzuentwickeln, ihre politische Begründung zu verfeinern, Ansätze für eine commons-sensitive Politik auszutauschen und das internationale Netzwerk der verschiedenen Commons-Initiativen zu stärken – das sind unsere Anliegen. Auf der internationalen Konferenz »Constructing a Commons Based Policy Platform«, die wir in Kooperation mit der Commons Strategies Group im November 2010 durchgeführt haben, ist die Idee zu diesem Buch entstanden. Silke Helfrich hat den Grundstein dafür gelegt und David Bollier für die Bearbeitung der englischen Ausgabe gewonnen. Ihnen gilt mein allergrößter Dank.

Dieses Buch richtet sich mit einer Fülle von theoretischen Ansätzen, Analysen und Berichten aus der Praxis an Leserinnen und Leser, die offen sind, sich inspirieren, aber auch irritieren zu lassen, die bereit sind, aus ihren gewohnten Denkmustern und Datenverarbeitungsbahnen auszubrechen, die neugierig und – nicht nur gedanklich – experimentierfreudig sind. Es soll eine Auseinandersetzung mit dem Thema der gesellschaftlichen und persönlichen Gestaltungsoptionen für die Zukunft provozieren.

Einen endgültigen Bauplan liefert dieser Sammelband nicht. Er ist als Anthologie konzipiert, jeder Beitrag steht also auch für sich allein und reflektiert die Vielfalt der Perspektiven und Zugänge zum Thema.

Sollten Sie Zweifel hegen, ob der Umbau unserer Gesellschaft gegen den Strom überhaupt gelingen kann, dann lassen Sie mich entgegnen: In der Tat, wir wissen es nicht! Aber ohne Experimente, ohne Mut, Neues auszutesten, geht es auch nicht. Wenn die Zweiflerin und der Feigling in uns zu kapitulieren beginnen und die innere Stimme ruft: »Ich fürchte das Schlimmste«, dann muss der Optimist dagegenhalten: »Das Schlimmste fürchte ich auch, denn das Beste zu fürchten, wäre ja wohl komplette Zeitverschwendung.«

Dem Verlag transcript fühlen wir uns sehr verbunden wegen der guten Partnerschaft und der Pionierentscheidung, eine freie Lizenz zu wählen. Wissen einfach zugänglich zu machen und zu vermehren wird so Realität.

Und dieses Buch wäre ohne Silke Helfrich nie Realität geworden. Mir fehlen so manches Mal die Worte, ihren Enthusiasmus zu beschreiben, ihre Überzeugungskraft, ihren Einsatz, den Commons und der Commons-Bewegung zum politischen Durchbruch zu verhelfen.

Die Heinrich-Böll-Stiftung kann sich für die jahrelange fruchtbare Zusammenarbeit mit ihr glücklich schätzen.

Ich wünsche diesem Buch viele interessierte Menschen, die sich von den Texten dieses Bandes zum Commoning für eine neue Politik jenseits von Markt und Staat mitreißen lassen.

Berlin, im Januar 2012

Barbara Unmüßig
Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung









Silke Helfrich
Das »Betriebssystem« der Commons – Version 0.5
Seite 66 ff






Eine der Grundthesen dieses Buches: Commons veranschaulichen das Leerlaufen des dominierenden Wirtschaftssystems. Auf welchen Grundgedanken Commons aufbauen und welche Ergebnisse die produktive Seite der Commons im Idealfall produzieren, das soll hier in einer schematischen – und damit grob verkürzten – Gegenüberstellung mit dem Bestehenden deutlich werden. (Tabelle ausdrucken: PDF)





GEWINNLOGIK

COMMONS-LOGIK

Grundüberzeugungen bezüglich...

Ressourcen

Knappheit ist gegeben oder wird hergestellt

genug für alle durch Teilen (rivale Ressourcen)
Fülle (nicht-rivale Ressourcen)

Strategie: „effiziente“ Ressourcenzuteilung

Strategie: Gestaltung der Sozialbeziehungen ist entscheidend für nachhaltige und faire Ressourcennutzung.

Menschenbild

individueller Nutzenmaximierer (Homo oeconomicus)

kooperationsfähiges soziales Wesen

Mensch – Natur
Mensch – Beziehung

Trennung im Sinne von: Entweder – Oder
Individualismus – Kollektivismus
Mensch – Natur

Interrelationalität:
Das Eine existiert durch das Andere.

Träger des Wandels

machtvolle Interessengruppen oder institutionalisierte Politik

Gemeinschaften und ihre Netzwerke
Die Lösung kommt von den Rändern.

Fokus auf

Tauschen
Wirtschaftswachstum (BIP)
Effizienz
Zeiteinsparung

Nutzen
Gemeinwohl
Komplementarität
Zeitverausgabung

Kernfragen

Was lässt sich verkaufen?

Was wird zum Leben gebraucht?

Governance

Entscheidungsprozesse

hierarchisch; Top-down
Anordnung und Macht

horizontal; Bottom-up
Selbstorganisation und Monitoring

Entscheidungsprinzip

Mehrheitsprinzip

Konsensprinzip

Sozialbeziehungen

Machtverhältnisse

Tendenz: Zentralisierung (Monopolisierung)

Tendenz: Dezentralisierung (Autonomie)

Besitzverhältnisse

Exklusives Privateigentum:
»Mit meinem Eigentum tue ich, was ich will.«

Gemeinsam genutzter Besitz:
»Für meinen Mitbesitz bin ich mitverantwortlich.«

Zugang zu rivalen Ressourcen (z.B. Wasser, Land, Wald)

begrenzt
Regeln werden vom Eigentümer festgelegt.

begrenzt
Regeln werden von Nutzerinnen und Nutzern gemeinsam festgelegt.

Zugang zu nicht-rivalen Ressourcen (Code, Ideen)

begrenzt
Knappheit wird künstlich hergestellt.

frei
Open Access

Nutzungsrechte

werden vom Eigentümer gewährt (oder auch nicht)

werden von koproduzierenden Nutzerinnen und Nutzern festgelegt

Fokus auf: Rechte des Einzelnen

Fokus auf: Fairness für alle

Praxis

Durchsetzung auf Kosten anderer
Konkurrenz dominiert

Commoning
Kooperation dominiert

Wissensproduktion


»verbetriebswirtschaftlicht«

kooperativ; peer-to-peer

Verwertung ist prioritär

Verwertung ist sekundär

proprietäre Technologien

freie Technologien

Dominanz von Expertenwissen

Anerkennung unterschiedlicher Wissenssysteme

Auswirkungen

für die Ressourcen

Ausbeutung
Einhegung (»enclosure«)

Erhaltung
Reproduktion und Vermehrung

für die Gesellschaft

Individualinteressen versus Allgemeininteressen

Die Entfaltung jedes Einzelnen ist die Voraussetzung für die Entfaltung der Anderen und umgekehrt.

Ausschluss

Selbstentfaltung









Designprinzipien für gelingendes Gemeingutmanagement
(Silke Helfrich nach: Elinor Ostrom 2009) – Ausdrucken: PDF






Diese Prinzipien hat Elinor Ostrom bereits 1990 in einem ihrer Hauptwerke, Governing the Commons (dt. Die Verfassung der Allmende), veröffentlicht. Sie werden seit Jahrzehnten weiterentwickelt. In ihrer Nobelpreisrede stellte sie eine von ihren Studenten Michael Cox, Gwen Arnold und Sergio Villamayor-Tomás präzisierte Fassung vor, die hier stichpunktartig wiedergegeben wird:






1. Grenzen
Es existieren klare und lokal akzeptierte Grenzen zwischen legitimen Nutzern und Nicht-Nutzungsberechtigten.
Es existieren klare Grenzen zwischen einem spezifischen Gemeinressourcensystem und einem größeren sozio-ökologischen System.

2. Kongruenz
Die Regeln für die Aneignung und Reproduktion einer Ressource entsprechen den örtlichen und den kulturellen Bedingungen.
Aneignungs- und Bereitstellungsregeln sind aufeinander abgestimmt; die Verteilung der Kosten unter den Nutzern ist proportional zur Verteilung des Nutzens.

3. Gemeinschaftliche Entscheidungen
Die meisten Personen, die von einem Ressourcensystem betroffen sind, können an Entscheidungen zur Bestimmung und Änderung der Nutzungsregeln teilnehmen (auch wenn viele diese Möglichkeit nicht wahrnehmen).

4. Monitoring der Nutzer und der Ressource
Es muss ausreichend Kontrolle über Ressourcen geben, um Regelverstößen vorbeugen zu können. Personen, die mit der Überwachung der Ressource und deren Aneignung betraut sind, müssen selbst Nutzer oder den Nutzern rechenschaftspflichtig sein.

5. Abgestufte Sanktionen
Verhängte Sanktionen sollen in einem vernünftigen Verhältnis zum verursachten Problem stehen. Die Bestrafung von Regelverletzungen beginnt auf niedrigem Niveau und verschärft sich, wenn Nutzer eine Regel mehrfach verletzen.

6. Konfliktlösungsmechanismen
Konfliktlösungsmechanismen müssen schnell, günstig und direkt sein. Es gibt lokale Räume für die Lösung von Konflikten zwischen Nutzern sowie zwischen Nutzern und Behörden [z.B. Mediation – S.H.].

7. Anerkennung
Es ist ein Mindestmaß staatlicher Anerkennung des Rechtes der Nutzer erforderlich, ihre eigenen Regeln zu bestimmen.

8. Eingebettete Institutionen (für große Ressourcensysteme)
Wenn eine Gemeinressource eng mit einem großen Ressourcensystem verbunden ist, sind Governancestrukturen auf mehreren Ebenen miteinander »verschachtelt« (Polyzentrische Governance) [zum Beispiel: selbstorganisierte Gruppen/Vereine > Kommunalverwaltung > regional vernetzte Institutionen > überregionale, nicht-staatliche oder staatliche Strukturen – S.H.].


Siehe auch:


Silke Helfrich (Hg.): Wem gehört die Welt? Zur Wiederentdeckung der Gemeingüter



Elinor Ostrom: Was mehr wird, wenn wir teilenVom gesellschaftlichen Wert der Gemeingüter