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Kate
Raworth Die Donut-Ökonomie Endlich
ein Wirtschaftsmodell, das den Planeten nicht zerstört
München
2018 (Hanser); 416 Seiten; ISBN 978-3-446-25845-7 Siehe auch:
Verlagsseite
zum Buch
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Unser
Zeitalter ist die Epoche des planetaren Haushalts – und die
Kunst der Haushaltsführung ist für unser gemeinsames
Heim heute wichtiger denn je. (Seite
75)
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Es ist dringend an
der Zeit, ein neues Kapitel der Ökonomie aufzuschlagen, denn
der Planet steht kurz vor dem Kollaps. Die britische Ökonomin
Kate Raworth fordert, dass wir uns endlich weg von der
menschlichen Leerstelle in den Konzepten unserer Ökonomie
hin zu einer Wirtschaft bewegen, die in Gesellschaft und Natur
eingebettet ist. Mit dem Donut-Modell kann das gelingen. Der
Donut-Ring ist die „sichere Zone“, in die wir
zurückkehren müssen. Dazu müssen wir den
Klimawandel, den Verlust der Artenvielfalt, Rückgang der
Ozonschicht und die Versauerung der Meere aufhalten. Das erreicht
man nur, wenn man auch soziale Faktoren einbezieht wie etwa
Gleichstellung, Bildung, politische Teilhabe, Nahrung und
Gesundheit. Sie bilden das Fundament und die innere Begrenzung
des Donut-Rings. Kate Raworth leitet uns an, wie wir unsere
Haltung verändern und die Zukunft sichern können. Die
Donut-Ökonomie wird gerade zur Bewegung, sie rüttelt
auf und macht Lust auf die Zukunft. (Klappentext)
Wir
Menschen – und vor allem wir Angehörigen der reichen
Industrienationen, wir, die Gewinner, die Erfolgreichen und
Einflussreichen – müssen uns bewusst ändern! Wir
müssen unsere Lebensgewohnheiten, unseren Umgang mit Gaia
verändern, müssen unseren „ökologischen
Fußabdruck“ verringern und unsere Wirtschaftsweise
auf ein nachhaltigeres Prinzip gründen als das der
Ausbeutung der Natur und des Mitmenschen. Wir müssen uns
selbst erziehen. Die zwei großen Lernziele sind: (1)
soziale Kompetenz – die gelingende Kommunikation und
Kooperation untereinander. Dazu zählt, dass wir auch die
Menschen am jeweils anderen Ende der Welt „zu uns“
zählen, obwohl wir mit den wenigsten direkt kommunizieren;
wir müssen uns als ein globales WIR verstehen lernen; (2)
ökologische Kompetenz – die gelingende
Kommunikation mit der „lebendigen Mutter Erde“, die
„Kooperation mit der Evolution“, die „Ehrfurcht
vor der Schöpfung“; es gilt, unser WIR auch auf alle
nichtmenschliche Kreatur auszuweiten. – Kate Raworth
versucht, die Ökonomie des 21. Jahrhunderts auf diese Ziele
einzuschwören. Als einprägsames Symbol und als Reminder
gibt sie uns das Bild der beiden konzentrischen Kreise, die die
ringförmige Zone des „sicheren und gerechten Raums für
die Menschheit“ nach innen („Mangel“) und außen
(„Überschießen“) begrenzen. (Ernst Weeber)
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Kate
Raworth
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1970 geboren,
schlug zunächst den klassisch akademischen Weg über ein
Wirtschaftsstudium in Oxford ein, war aber schon bald enttäuscht:
Die Modelle schienen ihr veraltet und den Herausforderungen des
21. Jahrhunderts nicht gewachsen. So wurde sie zum „Bad
Girl“ der anglo-amerikanischen Ökonomie mit einem
globalen Netzwerk. Kate Raworth stellt den Donut heute auf der
ganzen Welt vor und lehrt Ökonomie in Oxford und Cambridge.
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Inhaltsverzeichnis
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Wer
möchte ein Ökonom werden?
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Die
Herausforderung des 21. Jahrhunderts Die Autorität der
Wirtschaftswissenschaft Weg von der Ökonomie – und
wieder zurück zu ihr Die Macht der Bilder Bilder in
der Wirtschaftswissenschaft: eine verborgene Geschichte Ein
langer Kampf um Befreiung Sieben Ansätze, wie ein Ökonom
des 21. Jahrhunderts zu denken
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1
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Das
Ziel verändern Vom
BIP zum Donut
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Wie
die Wirtschaftswissenschaft ihr Ziel aus den Augen verlor Der
Kuckuck im Nest Die Vertreibung des Kuckucks Ein Kompass
fürs 21. Jahrhundert Vom endlosen Wachstum zum
Wohlergehen im Gleichgewicht Können wir innerhalb des
Donuts leben?
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2
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Das
Gesamtbild erfassen Vom eigenständigen
Markt zur Eingebetteten Ökonomie
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Die
Bühne Das Stück entsteht Ein neues Stück für
ein neues Jahrhundert Vorhang auf für eine Geschichte des
21. Jahrhunderts
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3
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Die
menschliche Natur pflegen und fördern Vom
rationalen ökonomischen Menschen zum sozial
anpassungsfähigen Menschen
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Die
Geschichte unseres Selbstportraits Das Leben imitiert die
Kunst Das Portrait des 21. Jahrhunderts Vom Eigennutz zum
sozialen Austausch Von festgefügten Präferenzen zu
veränderlichen Wertvorstellungen Von der Vereinzelung zur
gegenseitigen Abhängigkeit Von der Berechnung zur
Annäherung Von der Dominanz zur Abhängigkeit Märkte
und Zündhölzer: Mit beidem sollte man lieber vorsichtig
umgehen Mit Anstößen, Netzwerken und Normen
arbeiten Wir stoßen immer wieder auf uns selbst
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4
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Systemisches
Denken lernen Vom mechanischen Gleichgewicht
zur dynamischen Komplexität
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Unser
Erbe überwinden Der Tanz der Komplexität Komplexität
in der Wirtschaftswissenschaft Blase, Boom und Zusammenbruch:
die Dynamik des Finanzwesens Erfolg den Erfolgreichen: die
Dynamik der Ungleichheit Wasser in der Wanne: die Dynamik des
Klimawandels Den Zusammenbruch abwenden Weg mit dem
Schraubenschlüssel, her mit der Gartenschere Ethisch
handeln
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Auf
Verteilungsgerechtigkeit zielen Vom Wachstum,
das »für Ausgleich sorgen wird«, zu einer von
vornherein distributiven Ausrichtung
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Die
ökonomische Achterbahnfahrt Warum Ungleichheit zählt Auf
das Netzwerk setzen Einkommen umverteilen – und Reichtum
umverteilen Wem gehört das Land? Wer erschafft Ihr
Geld? Wem gehört die Arbeit? Wem werden die Roboter
gehören? Wem gehören die Ideen? Global denken und
handeln
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Auf
Regeneration zielen Vom Wachstum, das »die
Umweltverschmutzung beseitigen wird«, zu einer von
vornherein regenerativen Ausrichtung
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Was
steigt, muss nicht unbedingt auch wieder fallen Im Angesicht
der degenerativen linearen Ökonomie Können wir im
Donut Geschäfte machen? Die Kreislaufwirtschaft hebt
ab Willkommen in der großzügigen Stadt Auf der
Suche nach dem großzügigen Ökonomen Der Weg
zur Kreislaufwirtschaft ist frei Den Zweck eines Unternehmens
neu definieren Das Finanzwesen im Dienst des Lebens Den
Staat als Partner hinzuziehen Die Ära der lebenden
Indikatoren
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7
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Eine
agnostische Haltung zum Wachstum einnehmen Von
Wachstumsabhängigkeit zu einer agnostischen Einstellung zum
Wachstum
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Zu
gefährlich, um es zu zeichnen Der schlecht besetzte Star
auf der Bühne Können wir weiterfliegen? Sind wir
schon da? Lernen, wie man den Flieger landet Finanziell
abhängig: Was ist möglich? Politische Abhängigkeit:
Hoffnung, Angst und Macht Willkommen in der Ankunftshalle
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Wir
sind heute alle Ökonomen
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Die
Erstürmung der Zitadelle Die ökonomische Revolution:
Jedes Experiment zählt
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Dank
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Anhang:
Der Donut und die Daten
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Tabelle
1: Das soziale Fundament und die Indikatoren zur Bewertung der
Defizite Tabelle 2: Die ökologische Decke und die
Indikatoren zur Bewertung des Überschießens
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Anmerkungen,
Abbildungsverzeichnis, Bibliografie, Register
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Inhaltsübersicht
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aus
dem einleitenden Kapitel „Wer möchte ein Ökonom
werden?“
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Sieben
Ansätze, wie ein Ökonom des 21. Jahrhunderts zu denken
(Seite 36
ff)
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Unabhängig
davon, ob Sie sich für einen alten Hasen oder einen Anfänger
auf dem Gebiet der Ökonomie halten, jetzt ist es an der
Zeit, jene ökonomischen Graffiti freizulegen, die in Ihrem
Geist schlummern, und sie, wenn sie Ihnen nicht gefallen,
abzuschrubben oder, noch besser, sie mit neuen Bildern zu
übermalen, die unseren Bedürfnissen und unserer Zeit
besser entsprechen. In den folgenden Kapiteln werden sieben
Ansätze oder Wege vorgestellt, die es ermöglichen, wie
ein Ökonom des 21. Jahrhunderts zu denken, und für
jeden dieser Wege wird jenes falsche Bild aufgedeckt, das sich in
unserem Kopf festgesetzt hat, und gezeigt, wie es so mächtig
werden konnte und welch schädlichen Einfluss es ausübte.
Doch die Zeit der reinen Kritik ist vorbei, und deshalb
konzentrieren wir uns hier darauf, neue Bilder zu erschaffen, die
jene grundlegenden Prinzipien zum Ausdruck bringen, die uns heute
leiten. Die Diagramme in diesem Buch sollen den Sprung vom alten
zum neuen ökonomischen Denken zusammenfassen und
veranschaulichen. Zusammengenommen repräsentieren sie –
im wörtlichen Sinne – eine neue große
Perspektive für den Ökonomen des 21. Jahrhunderts. Es
folgt ein Schnelldurchgang durch die Ideen und Bilder, die den
Kern der Donut-Ökonomie ausmachen.
Erstens: Das
Ziel verändern. Mehr als 70 Jahre lang war die
wirtschaftliche Entwicklung auf das Bruttoinlandsprodukt (BIP)
fixiert, das als wichtigster Maßstab für Fortschritt
galt. Diese Fixierung wurde dazu benutzt, krasse Einkommens- und
Wohlstandsunterschiede zu rechtfertigen, die mit einem bislang
ungekannten Ausmaß an Zerstörung der Welt verbunden
waren. Für das 21. Jahrhundert brauchen wir ein wesentlich
weiter reichendes Ziel: Wir müssen die Bedürfnisse
eines jeden Menschen mit den Mitteln unseres lebensspendenden
Planeten zu befriedigen suchen. Und dieses Ziel ist im Konzept
des Donuts enthalten. Die Herausforderung besteht heute darin,
Wirtschaftsordnungen aufzubauen – auf lokaler wie auf
globaler Ebene –, die dazu beitragen, der gesamten
Menschheit Zugang in den sicheren und gerechten Raum des Donuts
zu ermöglichen. Anstatt stetiges Wachstum des
Bruttoinlandsprodukts anzustreben, geht es heute darum, ein
florierendes Gleichgewicht herzustellen.
Zweitens:
Das Gesamtbild erfassen. Die herkömmliche
Wirtschaftslehre beschreibt die Ökonomie mit einem einzigen,
stark verengten Bild, dem Kreislaufdiagramm. Dessen
Beschränkungen wurden darüber hinaus dazu verwendet,
ein neoliberales Narrativ über die Effizienz des Marktes,
die Inkompetenz des Staates, die Beschränkung des Haushalts
auf das häusliche Leben und die Tragödie der
Gemeingüter zu verstärken. Es ist an der Zeit, die
Wirtschaft neu zu zeichnen und sie einzubetten in die
Gesellschaft und die Natur, die beide von der Sonne mit Energie
versorgt werden. Diese neue bildhafte Darstellung ermöglicht
auch neue Narrative – über die Macht des Marktes, die
Partnerschaft des Staates, die zentrale Rolle des Haushalts und
die schöpferische Kraft der Gemeingüter.
Drittens:
Die menschliche Natur pflegen und fördern. Im
Zentrum der Wirtschaftslehre des 20. Jahrhunderts steht das Bild
des rationalen homo oeconomicus: Er hat uns erklärt,
dass wir alle unser Eigeninteresse verfolgen, vereinzelt und
berechnend sind, festgelegt in unserem Geschmack, und dass wir
die Natur beherrschen – und dieses Bild hat uns zu dem
gemacht, was wir heute sind. Doch die menschliche Natur ist
wesentlich reicher und vielfältiger, wie bereits erste
Skizzen unseres neuen Selbstbilds zeigen: Wir sind sozial
veranlagt, bemühen uns um Annäherung, verändern
unsere Werte und sind abhängig von der lebendigen Welt.
Darüber hinaus ist es durchaus möglich, die menschliche
Natur in einer Weise zu fördern und zu entwickeln, die uns
wesentlich größere Chancen eröffnet, in den
sicheren und gerechten Raum des Donuts zu gelangen.
Viertens:
Systemisches Denken lernen. Die berühmten Angebots-
und Nachfragekurven des Marktes sind das allererste Diagramm, mit
dem ein Ökonomiestudent Bekanntschaft macht, doch sie
beruhen auf überholten Vorstellungen über ein
mechanisches Gleichgewicht, die noch aus dem 19. Jahrhundert
stammen. Wesentlich hilfreicher, um sich ein Verständnis für
die Dynamik der Wirtschaft zu erarbeiten, ist ein systemisches
Denken, das sich in einem schlichten Paar von
Rückkopplungsschleifen zusammenfassen lässt. Rückt
man diese Dynamik in den Mittelpunkt der Wirtschaftslehre,
eröffnen sich viele neue Einblicke, von den Konjunktur- und
Krisenzyklen der Finanzmärkte bis zur sich selbst
verstärkenden Natur der wirtschaftlichen Ungleichheit und
den Kipppunkten des Klimawandels. Es ist an der Zeit, dass wir
aufhören, nach den trügerischen Steuerungshebeln der
Wirtschaft zu suchen, und endlich damit beginnen, die Wirtschaft
als ein in stetiger Weiterentwicklung begriffenes komplexes
System aufzufassen.
Fünftens: Auf
Verteilungsgerechtigkeit zielen. Im 20. Jahrhundert hat
eine bestimmte grafische Darstellung – die Kuznets-Kurve –
eine eindrucksvolle Botschaft über ökonomische
Ungleichheit vermittelt: Die Ungleichheit muss zuerst größer
werden, bevor sie kleiner werden kann, und das
Wirtschaftswachstum wird schließlich für eine
Angleichung sorgen. Doch wirtschaftliche Ungleichheit, so zeigt
sich, ist keine ökonomische Notwendigkeit: Sie ist ein
Gestaltungsfehler. Ökonomen des 21. Jahrhunderts werden
anerkennen, dass es viele Möglichkeiten gibt,
Volkswirtschaften so zu konzipieren, dass bei der Distribution
des von ihnen erzeugten Werts mehr Verteilungsgerechtigkeit
hergestellt wird – ein Gedanke, der sich am besten durch
ein Netz von Fließgrößen veranschaulichen lässt.
Das bedeutet, dass man über die Verteilung von Einkommen
hinausgeht und Möglichkeiten einer Umverteilung von Vermögen
erforscht, insbesondere von Vermögen, das auf der
Beherrschung von Land, von Unternehmen, von Technologie und
Wissen und auf der Macht der Geldschöpfung
beruht.
Sechstens: Auf Regeneration zielen.
Die Wirtschaftstheorie hat lange Zeit eine »saubere«
Umwelt als ein Luxusgut dargestellt, das sich nur Wohlhabende
leisten können. Diese Sichtweise wurde durch die
Umwelt-Kuznets-Kurve bestärkt, die ebenfalls die Botschaft
vermittelte, dass die Umweltverschmutzung zuerst zunehmen muss,
bevor sich die Situation verbessern kann, und dass
wirtschaftliches Wachstum diesen Umschwung herbeiführen
wird. Doch eine solche Gesetzmäßigkeit gibt es nicht:
Umweltschädigung ist die Folge einer degenerativen
Ausrichtung der Industrie. Im neuen Jahrhundert brauchen wir ein
ökonomisches Denken, das eine regenerative Ausrichtung
fördert, um eine zirkuläre – keine lineare –
Wirtschaft zu ermöglichen und den Menschen als
gleichberechtigten Teilnehmer in die zyklischen Lebensprozesse
der Erde einzubinden.
Siebtens: Eine agnostische
Haltung zum Wachstum einnehmen. Ein Diagramm in der
Wirtschaftstheorie ist so gefährlich, dass es praktisch
niemals gezeichnet wird: der langsfristige Verlauf des
BIP-Wachstums. Konventionelle Ökonomen betrachten
dauerhaftes Wirtschaftswachstum als unverzichtbar, doch nichts in
der Natur wächst ewig, und der Versuch, dieser Tendenz
entgegenzuwirken, wirft in Ländern unbequeme Fragen auf, die
durch hohes Einkommen, aber geringes Wachstum gekennzeichnet
sind. Es sollte nicht schwerfallen, das BIP-Wachstum als
Wirtschaftsziel aufzugeben, aber es ist wesentlich schwieriger,
unsere Abhängikeit davon zu überwinden. Unsere heutigen
Volkswirtschaften benötigen Wachstum, unabhängig davon,
ob es den Menschen nutzt: Wir brauchen aber eine Wirtschaft, die
den Menschen nutzt, unabhängig davon, ob sie wächst
oder nicht. Diese radikale Veränderung der Perspektive
ermutigt uns, eine agnostische Haltung zum Wachstum einzunehmen
und zu erforschen, wie Volkswirtschaften, die gegenwärtig
finanziell, politisch und sozial von Wachstum abhängig sind,
lernen können, mit oder auch ohne Wachstum zu leben.
Aus
diesen sieben Ansätzen, die es ermöglichen, wie ein
Ökonom des 21. Jahrhunderts zu denken, lassen sich keine
unmittelbaren politischen Handlungsanweisungen oder
institutionellen Veränderungen ableiten. Sie bieten keine
direkten Antworten auf die Frage, was nun konkret zu tun sei, und
sie sind auch nicht die vollständige Antwort. Doch ich bin
überzeugt, dass sie von grundlegender Bedeutung sind für
die Entwicklung eines radikal anderen Denkens über die
Wirtschaftsform, die wir in diesem Jahrhundert brauchen. Ihre
Prinzipien und Muster werden neuen ökonomischen Denkern –
und dem inneren Ökonomen in jedem von uns – das
Rüstzeug verschaffen, um damit zu beginnen, eine Wirtschaft
aufzubauen, die jedem Bewohner des Hauses ein gutes Leben
ermöglicht. In Anbetracht der Geschwindigkeit, des Ausmaßes
und der Unsicherheit des Wandels, der uns in den kommenden Jahren
bevorsteht, wäre es töricht, heute bereits Festlegungen
über jene politischen Handlungen und Institutionen treffen
zu wollen, die wir in der Zukunft benötigen: Die künftige
Generation von Denkern und Machern wird sich wesentlich leichter
tun, zu experimentieren und herauszufinden, was in einem sich
ständig wandelnden Kontext am besten funktioniert. Wir
können nur – und das müssen wir überzeugend
tun – die besten neu aufkommenden Ideen zusammenführen,
um dadurch ein neues ökonomischen Denken zu begründen,
das niemals abgeschlossen ist, sondern sich in stetiger
Entwicklung befindet.
Die Aufgabe, die sich ökonomischen
Denkern in den kommenden Jahrzehnten stellen wird, besteht darin,
diese sieben Denkansätze in der Praxis zusammenzuführen
und zu verbinden und viele weitere hinzuzufügen. Wir haben
uns gerade erst auf das aufregende Abenteuer, die Wirtschaft neu
zu denken, eingelassen. Machen Sie mit.
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Zitate
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Als
Teenager versuchte ich mir in den 1980er-Jahren durch die
Abendnachrichten ein Bild von der Welt zu erschaffen. Die
Fernsehbilder, die täglich in unser Wohnzimmer flimmerten,
trugen mich weit weg von meinem Leben als Schülerin in
London, und diese Bilder blieben haften: das unvergessliche
stumme Starren auf die Babys mit den aufgequollenen Bäuchen,
die während der Hungersnot in Äthiopien auf die Welt
kamen; die nebeneinander aufgereihten Toten, die bei der
Gasexplosion in Bhopal wie Streichhölzer niedergestreckt
worden waren; ein purpurfarbenes Loch, das in der Ozonschicht
klaffte; der riesige Ölteppich, der aus der Exxon Valdez in
das klare Wasser vor Alaskas Küste floss. Am Ende dieses
Jahrzehnts wusste ich, dass ich für eine Organisation wie
Oxfam oder Greenpeace arbeiten wollte – um dafür zu
kämpfen, den Hunger und die Umweltzerstörung zu beenden
–, und ich dachte, der beste Weg, um sich darauf
vorzubereiten, wäre, Ökonomie zu studieren und die
Instrumente, die ich mir dabei aneignen würde, für
diese Anliegen einzusetzen. – Also ging ich nach Oxford, um
dort zu lernen. Nur die ökonomische Theorie, die mir dort
angeboten wurde, frustrierte mich, weil sie eigenartige Annahmen
darüber traf, wie die Welt funktionierte, während sie
die meisten Dinge beschönigte, über die ich mir Sorgen
machte. (Seite 18)
Wie wäre
es, wenn wir nicht die etablierten, althergebrachten Theorien an
den Anfang der Ökonomie stellen, sondern stattdessen die
langfristigen Ziele der Menschheit, und versuchten, ein
ökonomisches Denken zu entwickeln, das uns in die Lage
versetzt, diese Ziele zu erreichen? Ich machte mich daran, ein
Bild dieser Ziele zu zeichnen, das schließlich, so verrückt
es klingen mag, wie ein Donut aussah (…). Im Wesentlichen
bestand das Modell aus einem Paar konzentrischer Ringe. Innerhalb
des inneren Rings – dem gesellschaftlichen Fundament –
liegen die tief greifenden Depravierungsprozesse, die großen
Geißeln und Nöte der Menschheit wie Hunger und
Analphabetentum. Außerhalb des äußeren Ringes –
der ökologischen Decke – liegen die gravierenden
planetaren Degradierungsprozesse wie der Klimawandel und der
Verlust der Biodiversität. Zwischen diesen beiden Ringen ist
der Donut im engeren Sinne angesiedelt, jener Raum, in dem wir
die Bedürfnisse aller mit den Mitteln des Planeten
befriedigen können. (…) Mit
dem Donut in der Hand fegte ich meine alten Lehrbücher vom
Tisch und suchte nach den überzeugendsten frischen Ideen,
erforschte das neue ökonomische Denken aufgeschlossener
Studenten, fortschrittlicher Wirtschaftsführer, innovativer
Wissenschaftler und moderner Praktiker. Dieses Buch versammelt
die wichtigsten Erkenntnisse und Einsichten, die ich auf diesem
Weg gewonnen habe (…) und die nach meiner Meinung heute
zum Rüstzeug eines jeden Ökonomen gehören sollten.
Es werden unterschiedliche Denkschulen behandelt, wie etwa die
Komplexitätsökonomik, die Ökologische und
Feministische Ökonomie, die Institutionenökonomik und
die Verhaltensökonomie. Sie alle sind reich an
Erkenntnissen, doch es besteht die Gefahr, dass sie in ihren
jeweiligen Nischen isoliert bleiben, denn jede Denkschule bringt
ihre eigenen Fachzeitschriften, Konferenzen, Blogs, Lehrbücher
und Lehreinrichtungen hervor und kultiviert ihre ganz eigene
Kritik am Denken des vergangenen Jahrhunderts. Ein wirklicher
Durchbruch kann jedoch erst gelingen, wenn diese Denkschulen ihre
Ansätze miteinander verbinden und herausfinden, was
geschieht, wenn sie auf demselben Ball tanzen – ein
Vorhaben, das dieses Buch in Angriff nehmen will. (Seite
19 ff)
Allgemein
heißt es: Wir brauchen eine neue ökonomische
Erzählung, ein Narrativ unserer gemeinsamen wirtschaftlichen
Zukunft, das dem 21. Jahrhundert gerecht wird. Einverstanden.
Aber vergessen wir dabei eines nicht: Die wirkungsmächtigsten
Erzählungen in der Geschichte waren stets jene, die über
Bilder erzählt wurden. Wenn wir die Wirtschaftswissenschaft
neu schreiben wollen, müssen wir auch ihre Bilder neu
zeichnen, denn wir können keine neue Geschichte erzählen,
wenn wir an den alten Bildern hängen bleiben. (…)
Lynell Burmark, eine Expertin für visuelle Lese- und
Schreibkompetenz, erklärt: „Wenn unsere Worte,
Konzepte und Ideen nicht an ein Bild gekoppelt sind, gehen sie
durch das eine Ohr hinein und das andere wieder hinaus. Worte
werden durch unser Kurzzeitgedächtnis verarbeitet, in dem
wir nur ungefähr sieben unterschiedliche Informationen
behalten können. … Bilder dagegen gehen unmittelbar
in das Langzeitgedächtnis ein, wo sie unauslöschlich
abgespeichert werden.“ (…) Bilder setzen sich im
geistigen Auge fest und formen unsere Sicht der Welt neu. (Seite
22 ff)
Es ist verführerisch, alte Denkmodelle
abzustreifen, doch bei der Suche nach neuen gilt es einiges zu
beachten. Zum einen sollte man nie vergessen, dass „die
Landkarte nicht das Territorium ist“, wie es der Philosoph
Alfred Korzybski formulierte: Jedes Modell kann immer nur ein
Modell sein, eine notwendige Vereinfachung der Welt, die man
nicht mit der tatsächlichen Welt verwechseln darf. Zum
zweiten gibt es keine richtige präanalytische Vision, kein
wahres Paradigma und keinen perfekten Rahmen, der irgendwo da
draußen zu entdecken wäre. (…) Es gibt keinen
vollkommenen Interpretationsrahmen, den wir nur finden müssen,
erklärt auch der Linguist George Lakoff, es ist vielmehr von
entscheidender Bedeutung, dass wir eine überzeugende
Alternative an der Hand haben, wenn der alte
Interpretationsrahmen endgültig verworfen wird. Einfach nur
das vorherrschende Deutungsmuster abzulehnen wird ironischerweise
zu dessen Stärkung führen. (…) Ähnlich wie
Lakoffs Arbeiten die Bedeutung des verbalen Framings für
die politische und wirtschaftliche Debatte verdeutlicht haben,
möchte dieses Buch die Kraft des visuellen Framings
herausarbeiten und es dazu einsetzen, das wirtschaftliche Denken
des 21. Jahrhunderts zu verändern. (Seite
33 f)
Den Kern des herkömmlichen
wirtschaftlichen Denkens bildet eine Handvoll Diagramme, die ohne
Worte, jedoch sehr eindrücklich die Art und Weise bestimmt
haben, wie wir über die ökonomische Welt denken –
und alle diese Diagramme sind überholt, betriebsblind oder
schlicht falsch. Sie mögen verborgen und nicht allgemein
sichtbar sein, doch sie prägen maßgeblich die Art, wie
in den Schulen und Universitäten, beim Staat und in der
Verwaltung, in den Firmenvorständen, in den Medien und auf
der Straße über Ökonomie gedacht wird. Wenn wir
eine neue ökonomische Erzählung schreiben wollen,
müssen wir neue Bilder zeichnen, welche die alten in die
Lehrbücher des vergangenen Jahrhunderts verbannen. (Seite
35 f)
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Ökonomie
– die neoliberale Geschichte des 20. Jahrhunderts (in
dem wir an den Rand des Zusammenbruchs geraten)
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Bühnenbild: Paul Samuelson • Autor: Mont Pèlerin
Society
• Rollenverzeichnis: DER MARKT,
effizient, daher sollte er freie Hand haben DIE UNTERNEHMEN,
innovativ, daher sollten sie die Führung übernehmen DIE
FINANZWIRTSCHAFT, unfehlbar, daher kann man ihr vertrauen DER
HANDEL, win-win, daher sollte man alle Grenzen öffnen DER
STAAT, inkompetent, daher sollte er sich nicht einmischen
dürfen
• Weitere Figuren, die aber nicht auf
der Bühne gebraucht werden: DER PRIVATE HAUSHALT, ist
Aufgabe der Frauen DIE ALLMENDE, eine Tragödie, daher
sollte man sie verkaufen DIE GESELLSCHAFT, existiert nicht,
daher kann man sie ignorieren DIE ERDE, unerschöpflich,
daher kann man sich nach Herzenslust bedienen MACHT,
irrelevant, also sprechen wir gar nicht erst davon
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Wirtschaft
– das 21. Jahrhundert (in dem wir ein
blühendes Gleichgewicht erschaffen)
• Bühnenbild
und Script: Laufende Arbeit von ökonomischen Umdenkern
allerorten
• Rollenverzeichnis: DIE ERDE,
lebensspendend, daher sollte man ihre Grenzen respektieren DIE
GESELLSCHAFT, grundlegend, daher sollte man ihre Verbindungen
pflegen DIE WIRTSCHAFT, vielfältig, daher sollte man all
ihre Systeme unterstützen DER PRIVATE HAUSHALT, das
Herzstück, daher sollte man seine Beiträge schätzen DER
MARKT, machtvoll, daher sollte man ihn klug einbinden DIE
ALLMENDE, kreativ, daher sollte man ihr Potenzial entfesseln DER
STAAT, entscheidend, daher sollte man ihn zur Verantwortung
ziehen DIE FINANZWIRTSCHAFT, dienstbar, daher sollte man dafür
sorgen, dass sie der Gesellschaft wirklich dient DIE
UNTERNEHMEN, innovativ, daher sollte man ihnen eine Aufgabe
geben DER HANDEL, zweischneidig, daher sollte man dafür
sorgen, dass er fair bleibt MACHT, einflussreich und
allgegenwärtig, daher sollte man ihren Missbrauch stoppen
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Verlags-Leseprobe
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http://www.hanser-literaturverlage.de/files/978-3-446-25845-7-xxl_leseprobe.pdf
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Siehe
auch
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Christian
Felber: Gemeinwohl-Ökonomie
– Eine
demokratische Alternative wächst (Erweiterte Neuausgabe)
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